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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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die Fotografien reichten dann doch nicht, und deshalb haben Sie beide schließlich Ehebruch begangen, richtig?«
    »Ja.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »So ist es passiert.«
    »Was war das für eine Beziehung?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Mit anderen Worten, Captain Pretorius hat sexuell mit Ihnen verkehrt und ist dann gleich wieder gegangen? Sonst nichts?«
    »Nein, der Captain ist danach gern noch ein bisschen geblieben und hat geredet.«
    »Wie würden Sie Ihre Beziehung zu ihm beschreiben? Als gut?«
    »So gut, wie sie sein konnte.« Davida zuckte die Achseln. »Die Kirchenglocken hätten wohl nie geläutet.«
    »Warum haben Sie es dann gemacht? Eigentlich wäre doch Anton oder irgendein anderer Farbiger aus der Stadt eine passendere Wahl gewesen, oder?«
    Sie schnaubte verächtlich. »Nur ein Weißer kann im Ernst so eine Frage stellen und dann auch noch eine Antwort erwarten.«
    Emmanuel fixierte Davida, und es kam ihm vor, als sähe er sie zum ersten Mal. Das farbige Lämmchen hatte er leicht handhaben oder sogar ignorieren können. Aber diese wütende und scharfsinnige Frau war etwas vollkommen anderes.
    »Was hat die Frage damit zu tun, dass ich ein Weißer bin?«
    »Nur Weiße reden von Entscheidungsfreiheit, als ob es eine Pralinenschachtel gäbe, aus der jeder sich etwas aussuchen darf. Wenn ein holländischer Police Captain in dieses Zimmer gestiefelt kommt, was soll ich dem dann sagen? ›Nein danke, Sir, aber ich möchte nicht meine Chancen auf eine gute Ehe mit einem guten Mann meiner eigenen Hautfarbe ruinieren, also seien Sie so gut, Baas, und kehren Sie zurück zu Ihrer Frau und Ihrer Familie. Ich verspreche Ihnen auch, dass ich Sie nicht erpressen werde, wenn Sie mir versprechen, dass Sie meine Familie nicht leiden lassen, weil ich Sie abgewiesen habe. Danke, dass Sie mich gefragt haben, Herr Polizist, ich fühle mich geehrt.‹ Im Ernst, kommen die nicht-weißen Frauen in Jo’burg mit so was durch, Sergeant?«
    Emmanuel begriff, dass sie recht hatte. Es war, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Er lehnte sich vor und dachte über die Bedeutung ihrer Worte nach. Wer eine heimliche und ungesetzliche Affäre mit einem Afrikaander einging, hatte kaum noch eine Chance, zu heiraten oder eine ernsthafte Beziehung mit einem Menschen der eigenen Rasse einzugehen. Jacob’s Rest war zu klein, als dass man solches verbotenes Treiben hätte unter den Teppich kehren können. Davida Ellis saß in der Falle: eine unverheiratete, gemischtrassige Frau mit einer Beziehung zu einem verheirateten weißen Mann.
    »Wann haben Sie Captain Pretorius zum letzten Mal gesehen?«
    Die Röte, die die Tirade gegen die Weißen ihr ins Gesicht getrieben hatte, wich einem eigentümlichem Aschgrau.
    »An dem Abend, als er gestorben ist«, sagte sie.
    »Wo?«
    »Er ist hier in mein Zimmer gekommen und hat mir gesagt, ich solle mich anziehen, weil wir zum Fluss fahren würden. Ich wollte nicht, aber er war wütend und sagte nur, wir würden jetzt zum Fluss fahren.«
    »Weshalb war Captain Pretorius wütend?«
    »Weil er Donny Rooke beim Nachspionieren erwischt hatte und ihm zur Warnung eine Tracht Prügel verabreichen musste. Bevor wir gingen, habe ich noch die Hände des Captains mit einem Lappen saubergemacht, weil er eine Platzwunde an den Fingerknöcheln hatte.«
    Das war erstens ein Pluspunkt für Donny Rooke und zweitens die Bestätigung, dass Pretorius durchaus grob werden konnte, wenn es sein musste. Nach der Tracht, die der rothaarige Außenseiter Donny bezogen hatte, war es unwahrscheinlich, dass er noch die Kraft gehabt hätte, einen Mord und anschließend zur Vertuschung seiner Spuren auch noch die Flucht nach Mosambik zu bewerkstelligen. Dafür war Donny weder klug noch stark genug.
    »Aber eigentlich wollten Sie an diesem Abend weg?«
    »Nein.« Davida fiel in ihre alte Gewohnheit zurück und starrte, während sie redete, auf ihre Hände. »Ich bin nie gern mit dem Captain rausgegangen. Ich hatte immer Angst, jemand könnte uns sehen.«
    »Und Pretorius teilte diese Befürchtungen nicht?«
    »Er sagte, es sei in Ordnung, weil er ja jetzt wusste, wer ihm nachspionierte. Und am Fluss hat er immer am liebsten … na ja … gesessen.«
    Emmanuel fielen wieder sein erster Eindruck des Tatorts und sein vages Gefühl ein, dass das Opfer gelächelt hatte, als es von der Kugel getroffen wurde.
    »Hat Captain Pretorius schon früher gedacht, jemand würde ihm nachspionieren, bevor er Donny

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