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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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anlügen, Detective Sergeant?«
    »Keine Ahnung.« Emmanuel registrierte, dass sie ihn mit vollem Dienstgrad angeredet hatte. »Aber ich bin sicher, Sie haben Ihre Gründe.«
    Er ging zur Tür. Ihm war bewusst, dass draußen Shabalala wartete und die Ermittlungen rasant Fahrt aufnahmen. Er musste die Verbindung zwischen dem Sexualtäter und dem Mörder des Captains so plausibel machen, dass sie vor Gericht standhielt. Er brauchte Beweise.
    »Nehmen Sie mich mit auf die Wache?« Davida versteckte ihre Hände hinter ihrem Rücken, damit er nicht sah, wie sie zitterten.
    »Nein.«
    Die Security Branch und die Pretorius-Brüder wären die Letzten gewesen, den er Davida ausgeliefert hätte. Solange sie nichts weiter war als eine unauffällige Farbige, die für einen alten Juden in einem schäbigen Laden arbeitete, konnte ihr nichts passieren. Sobald aber herauskam, dass sie die Dirne von Captain Pretorius gewesen war, würde man die Messer wetzen. Und die Strafe für ihre Verfehlungen würde grausam sein.
    »Was soll ich denn jetzt machen?« Nun, nachdem alle Geheimnisse ihres Lebens offen dalagen, hörte sie sich verloren an.
    »Bleiben Sie hier. Sie können Ihrer Granny im Garten helfen, aber verlassen Sie nicht das Grundstück, bis ich wieder da bin und Ihnen sage, dass Sie gefahrlos herumlaufen können.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Ich weiß es nicht.« Emmanuel zog die Tür halb auf, hielt dann aber noch einmal inne. »Was ist damals im April geschehen?«
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Ich weiß es nicht. Deshalb frage ich ja?«
    Davida zögerte zunächst, doch dann redete sie. »Ich hatte eine Fehlgeburt. Dr. Zweigman hat sich darum gekümmert, dass alles ausgeschabt wurde und heilen konnte, aber der Captain hat gedacht, er hätte das Baby getötet. Sie sind darüber in Streit geraten. Danach habe ich nie wieder mit Dr. Zweigman über den Captain gesprochen oder mit dem Captain über Dr. Zweigman. Aber alle wussten, was los war.«
    »Das tut mir leid«, sagte Emmanuel. Er verließ das Zimmer und trat in den Garten. Es tat ihm leid, dass er je von Jacob’s Rest gehört hatte. Und ebenso leid tat es ihm festzustellen, dass der Knopf, der es ihm früher ermöglicht hatte, selbst bei den grässlichsten Mordfällen seine eigenen Empfindungen auszuschalten, nicht mehr funktionierte.

17
    »Zerstoßene Eukalyptusblätter …«, fragte Emmanuel den Mechaniker, nachdem Shabalala und er zur Werkstatt zurückgekehrt waren. »Benutzen Sie etwas für Ihre Hände, das danach riecht?«
    Anton kramte in einem Holzeimer und holte eine Blechdose hervor, auf der ein schmales Blatt und darunter einige gezackte Blitze eingestanzt waren. »Fettlöser. Wir Mechaniker machen uns damit die Hände sauber. Damit kriegt man den Dreck zwischen den Fingern und unter den Fingernägeln weg.«
    »Wer würde so ein Reinigungsmittel benutzen?« Emmanuel stemmte den Deckel auf und schnüffelte an dem dicklichen weißen Brei. Ein intensiver Geruch nach Eukalyptusblättern. »Nur Mechaniker oder jeder, der mit irgendwelchen Maschinen zu tun hat?«
    »Na ja, billig ist das Zeug nicht. Jemand, der nur an seinem Fahrrad oder seiner Brunnenpumpe herumfummelt, würde es wohl nicht benutzen. Der einzige Ort, wo ich es hier in der Stadt sonst noch gesehen habe, war in der Pretorius-Werkstatt.«
    »Kriegen Sie da auch Ihren Nachschub her.«
    Anton lachte. »Du lieber Himmel! Glauben Sie etwa im Ernst, Erich Pretorius würde mir irgendwas verkaufen? Nein, meine kleine Schwester bringt mir jedes Mal, wenn sie aus Mooihoek zu uns in die Ferien kommt, zwei oder drei Dosen mit. Sie ist da im Internat. Dieses Wochenende war sie nur wegen der Beerdigung da.«
    »Würden Sie es bemerken, wenn Ihnen eine Dose fehlen würde.«
    »Auf jeden Fall. Ich versuche, mit meinem Vorrat das ganze Jahr über auszukommen. Wie ich schon sagte, es ist ziemlich teuer. Das, was ich im Dezember kriege, muss bis Ostern reichen und die nächste Lieferung dann wieder bis zum August.«
    »Dezember und August?« Emmanuel gab Anton seine kostbare Reinigerdose zurück und zog sein Notizbuch hervor. Diese Monate kamen ihm bekannt vor. »Warum ausgerechnet im Dezember und im August?«
    »Wegen der Schulferien«, erklärte Shabalala. »Mein Jüngster kommt dann auch immer nach Hause.«
    Der Sexualtäter war ausschließlich in zwei Perioden aufgetaucht: im August und im Dezember. Emmanuel blätterte rasch seine Notizen durch. Es passte. Er fragte Anton nach den genauen Zeitabschnitten.

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