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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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federndem Gang auf Emmanuel zu, der immer noch vor dem Bett stand.
    »Sie sind jetzt in meiner Welt, Detective Sergeant«, sagte Piet gefährlich ruhig. »Es wäre besser, wenn Sie etwas Respekt zeigen würden.«
    In Piets Welt bedeutete Respekt dasselbe wie Angst, und kampflos würde Emmanuel ihm weder das eine noch das andere entgegenbringen. Er sah, wie Davida sich in Dickies Schatten klein machte, und ging zum Angriff über.
    »Was machen Sie hier?«, fragte Emmanuel. Es gab schließlich noch Regeln, wie weiße Gesetzeshüter miteinander umzugehen hatten, und Piet befand sich haarscharf an der Grenze.
    »Man hat mich eingeladen«, antwortete Piet. Er kramte in seinem schmuddeligen Jackett und förderte ein neues Päckchen Zigaretten zutage. Er stank nach schalem Bier, Schweiß und Blut. »King hat einen von seinen Kaffern zur Polizeistation geschickt und uns um Hilfe gebeten. Kaum zu glauben, dass der alte Kaffer es mit dem Fahrrad durch die Dunkelheit geschafft hat.«
    »Wofür hat King Sie gebraucht?« Emmanuel kannte die Antwort bereits. Warum sollte man einen Haufen jüdischer Anwälte an die Arbeit schicken, wenn man auch einfach ein Polizeidezernat gegen das andere ausspielen und damit alles noch weiter verschleiern konnte. King hatte gerochen, dass er von der eigentlichen Einsatztruppe isoliert war, und das gegen ihn eingesetzt. Eine einfache Kriegstaktik, allerdings hatte sein Plan einen Fehler. Der reiche Engländer hatte nicht damit gerechnet, dass die Security Branch in seinem Zimmer Davida antreffen würde, und gegen jede Vernunft war Emmanuel froh, dass er es nun wusste. Davida war freiwillig zu ihm gekommen.
    Piet zündete sich eine Zigarette an und nahm einen Zug.
    »Letzte Nacht haben wir das Geständnis bekommen«, sagte er. »Der Colonel ist von Pretoria hierher unterwegs, um sich vor die Fotokameras zu stellen. Das wird ein Riesenfall. Alle sind scharf drauf.«
    »Hat er das Geständnis unterschrieben?« Niemand, aber wirklich niemand in der Regierung würde sich das Geständnis eines bekannten Kommunisten besonders genau ansehen, schon gar nicht van Niekerk, der ja politische Ambitionen hatte. Piet und Dickie konnte nichts passieren, und er selbst stand halbnackt hier herum.
    »Natürlich«, antwortete Piet. »Sie können sich also meine Überraschung vorstellen, als ich hörte, Sie hätten auch jemanden wegen des Mordes dingfest gemacht. Eines Mordes, für den ich doch schon ein schriftliches und unterschriebenes Geständnis habe.«
    Wenn er jetzt aufgab, wenn er sagte, er habe sich bei Winstons Verwicklung in den Mord geirrt, und sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigte, die er verursacht hatte, dann konnte er den Kampf vielleicht später wieder aufnehmen. Die Security Branch hatte ihn ausgetrickst, und jetzt würde ein Schwarzer vom Bennington College dafür hängen, dass er mittwochs statt samstags über den Fluss gekommen war. Und es gab nichts, was Emmanuel dagegen tun konnte.
    Schweigend rauchte Piet seine Zigarette und blies dabei Ringe in die Luft wie ein Schuljunge. Ein schlechtes Zeichen. Er schlenderte hinüber zu dem Kleiderhaufen, hob Emmanuels hingeworfenes Jackett auf und durchwühlte die Taschen, bis er gefunden hatte, wonach er suchte.
    Mit spitzen Fingern hielt er Davidas Zeugenaussage hoch.
    »Ist das hier Ihr Beweis?«, fragte er.
    »Eine Zeugenaussage.« Mehr sagte Emmanuel nicht. Nichts würde Lieutenant Lapping davon abhalten, die lange Liste vernichtender Beschuldigungen durchzulesen, die Captain Pretorius zur Last gelegt wurden: Ehebruch, Herstellung pornografischen Materials, körperliche Gewalt und Vergehen gegen das Unsittlichkeitsgesetz.
    Piet entfaltete das Blatt und las sich die handgeschriebene Zeugenaussage durch. Als er fertig war, blickte er hinüber in die Ecke, in der Davida zu Dickies Füßen kauerte.
    »Hast du das geschrieben?«, fragte er.
    Davida drückte sich noch tiefer in die Ecke und wagte es weder aufzublicken noch zu antworten. In der plötzlich eingetretenen Stille hörte man deutlich ihr Atmen. Dickie beugte sich vor und schlug ihr mit der offenen Hand so fest ins Gesicht, dass ihr Blut aus dem Mundwinkel lief. Sie blickte auf, schwieg aber weiter aus Angst.
    »Antworte!«, befahl Dickie.
    »Ja.« Sie presste die Hand auf ihre pochende Wange.
    »Hören Sie …« Emmanuel lenkte Piets Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Sie haben doch Ihr Geständnis. Das hier ist doch gar nichts verglichen mit dem, was auf der Wache los ist.«
    Piet

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