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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Menschen ihrer Freiheit beraubte.
    »Was ist mit Davida?«, fragte Emmanuel. »Haben Sie irgendeine Vorstellung, was aus ihr werden soll?«
    »Sie hat diesen Pretorius ja nicht getötet. Man kann ihr nichts vorwerfen.«
    Emmanuel hätte Winston am liebsten mitten ins Gesicht geschlagen. Weder zeigte er die geringste Reue für den Mord an Captain Pretorius, noch schien er zu verstehen, welche Konsequenzen seine Tat für seine Schwester haben würde, die eine dunklere Haut besaß.
    »Glauben Sie tatsächlich, dass Davida jetzt machen kann, was Sie will?«, fragte er. »Und nur wegen Ihnen?«
    »Sie geht auf die Western Cape -Universität und kann ihr eigenes Leben leben. Ist das etwa nichts?«
    »Davida ist die Hauptzeugin des Mordes an einem weißen Polizisten. Man wird sie in die Mangel nehmen – vor Gericht und erst recht in den Zeitungen. Ihr Leben lang wird diese Geschichte an ihr hängen bleiben. Denken Sie wirklich, dass man sie noch auf die Universität lässt?«
    »So weit habe ich nicht gedacht«, antwortete Winston kleinlaut. »Ich habe nicht daran gedacht, dass sie …«
    »Dass mussten sie ja auch nicht«, bemerkte Emmanuel. »Sie sind ja ein Weißer. Schon vergessen?«
     
    Emmanuel setzte sich neben Shabalala und schätzte den Stand ihrer Ermittlungsergebnisse ein. Schlecht, aber nicht hoffnungslos. Immerhin hatte er eine protokollierte Zeugenaussage von Davida und ein fünf Sätze umfassende Lüge von Winston, der angeblich an dem Abend, als Captain Pretorius ermordet worden war, in Lorenzo Marques Vorräte eingekauft hatte. Es war zwar kein Geständnis, reichte aber immerhin, um Winston in Bälde zu einem Verhör vorzuladen. Das waren die guten Nachrichten.
    »Also ein paar außerhalb der Stadt?« In der Hoffnung, sich verhört zu haben, wiederholte er, was der Zulu-Constable ihm berichtet hatte. Zwischen ihnen und Mooihoek hockte die Security Branch.
    »Yebo. An der Straßensperre warten zwei Männer mit einem Wagen.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, an ihnen vorbeizukommen?«
    »Nur, wenn man viel über Farmland und durch viele Zäune fährt. Aber bei Nacht geht das nicht.«
    Emmanuel schaute auf den Polizeiwagen, der in der kreisrunden Einfahrt vor Kings Anwesen parkte. Es stand ohnehin nicht in van Niekerks Macht, mal eben eine Straßensperre der Geheimpolizei aufzulösen, und überdies hatte Emmanuel nicht die geringste Lust, ihn über seine prekäre Lage ins Benehmen zu setzen.
    »Nie und nimmer lassen die uns durch, ohne den Wagen zu durchsuchen«, sagte er. »Wir müssen die Nacht über hier ausharren und morgen früh schauen, wie es auf der Straße aussieht.«
    »Und was machen wir solange mit ihm?«, fragte Shabalala. »Mit dem Jungen?«
    »Hinter der Veranda zum Garten hin liegt Kings Kühlhaus. Zweigman hat gesagt, das ist der beste Platz für ihn.«
    »Sein Zuhause« entgegnete Shabalala. »Das wäre der beste Platz für ihn.«
    »Was ist das schon noch für ein Zuhause, nach all den Lügen, die sein Vater seiner Familie aufgetischt hat?«
    »Wenn man in diesem Land lebt, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als zu lügen. Wenn man die Wahrheit sagt …« Shabalala klatschte fest in die Hände. »Dann machen sie einen fertig.«

20
    Er fiel aus dem Himmel. Wie ein Blatt wirbelte sein Körper in der Luft herum. Er roch wilden Salbei und hörte die schöne hohe Stimme von Louis Pretorius, die auf Afrikaans ein Kirchenlied sang. Ein Zweig brach, und er fiel mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit der Erde entgegen. Er schrie um Hilfe und spürte auf seinem Gesicht einen kalten Windhauch, doch er stürzte weiter ab.
    Abrupt setzte Emmanuel sich in der Dunkelheit auf und rang nach Luft. Er tastete seine Umgebung ab. Seine Finger glitten über eine Decke und die harte Kante eines schmiedeeisernen Bettes. Er wusste nicht, wo er war, hatte keine Erinnerung an ein solch breites Bett, solche weichen Laken und überhaupt ein solches Zimmer, das nach Stroh und Lehm roch.
    Rechts neben dem Bett ertastete er eine Streichholzschachtel und kurz darauf im schwachen Licht des Flämmchens eine noch unbenutzte Kerze mit jungfräulichem Docht. Er zündete sie an und versuchte, seinen Stoßatem zu beruhigen. An den primitiven Stammesmotiven auf den nackten Betonwänden erkannte er, wo er sich befand. Es war die gerade erst fertiggestellte Bibliothek im Anbau von Elliot Kings Anwesen.
    Ein kaum hörbares Rascheln der Schilfmatte vor seinem Bett verriet ihm, dass sie da war. Er hielt die Kerze hoch, um das Zimmer

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