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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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gekuschelt.
    »Raus aus den Federn!« Das Kommando drang laut und deutlich an sein Ohr. »Das ist ein Befehl. Soldat!«
    Emmanuel drückte seinen Kopf tiefer ins Kissen. Er wollte noch nicht aus seinem Kokon schlüpfen. Sollte der Krieg doch ohne ihn weitergehen.
    »Raus da, und zwar sofort!« befahl der Sergeant Major. »Zieh deine Unterhose an. Oder willst du, dass die dich mit nacktem Arsch erwischen, Bürschchen?«
    Die immer noch fast halbvolle Flasche mit den weißen Tabletten stand neben dem heruntergebrannten Kerzenstummel. Emmanuel griff danach. Durch zusammengekniffene Augen sah er, wie das fahle Licht des beginnenden Sonnenaufgangs durch die Vorhänge kroch.
    »Vergiss die Pillen!«, sagte der Sergeant Major. »Zuerst die Unterhose an, und dann wasch dich mal, Herrgott noch mal. Du stinkst ja wie ein Franzose.«
    Von der anderen Seite der Tür, die zu Elliot Kings eben erst fertig gewordener Bibliothek führte, hörte Emmanuel das gedämpfte Poltern von Stimmen. Er griff nach seiner Unterhose und zog sie an, dann berührte er Davidas Schulter.
    »Steh auf!«, flüsterte er. »Zieh dein Nachthemd an!«
    »Warum?« Ihr schläfriger, warmer Körper lag in den zerknitterten Laken.
    »Wir kriegen Gesellschaft«, sagte er und zog sie an den Schultern hoch, damit er ihr das baumwollene Nachthemd über den Kopf streifen konnte.
    »Egal, was passiert, du bleibst unten und sagst keinen Ton«, warnte er Davida, die sofort hellwach und von den Schritten vor der Tür aufgeschreckt war. Er sah, dass sie wie eine Katze aus dem Bett glitt und in eine Ecke huschte.
    Von draußen hörten sie Kings empörte Stimme: »Das ist ja nun wirklich nicht nötig …«
    Emmanuel sprang aus dem Bett. Im nächsten Moment wurde die Tür so brachial aufgebrochen, dass die silbrigen Angeln durch die Luft flogen. Im grauen Morgenlicht, das durch den Türrahmen fiel, erschienen die bedrohlichen schwarzen Silhouetten von Dickie und Piet.
    »Hinsetzen!« Piet hatte seinen Revolver gezückt, den Hahn gespannt und den Finger am Abzug. »Sofort hinsetzen!«
    Emmanuel setzte sich auf die Bettkante und dachte an Davida, die sich in der dunklen Ecke hinter ihm versteckte. Sie kauerte am Boden und gab keinen Laut von sich, aber trotzdem würden Piet und sein Partner sie unweigerlich finden.
    »Zieh die Vorhänge auf, Dickie!«
    Emmanuel sah, dass zwei andere Geheimpolizisten King zurück ins Haupthaus stießen.
    »Das ist mein Haus!«, schäumte King, als die Beamten ihn in die Küche drängten. Einer von ihnen stand im Flur Wache, der andere postierte sich an der Tür zur Bibliothek.
    Piet und Dickie hatten also Verstärkung mitgebracht. Zum Glück hatte der verrückte Schotte ihn geweckt, Immerhin hatte er jetzt seine Unterhose an und Davida ihr Nachthemd. Besser als nichts.
    »Sie stecken dermaßen in der Scheiße, mein Freund«, knurrte Piet. »Die Pretorius-Brüder brechen gerade das Kühlhaus auf. Und was werden Sie da wohl finden, Sergeant?«
    Emmanuel versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. Hat te sich Shabalala von seiner einsamen Totenwache vor dem Eishaus entfernt und war nach Jacob’s Rest gelaufen, um die Neuigkeit zu verbreiten? Nein, niemals hätte Shabalala Louis auch nur eine Sekunde allein gelassen.
    Das Getöse – halb Schreien, halb Heulen – hörte sich entsetzlich an. Die Pretorius-Jungs hatten ihren kleinen Bruder gefunden, der kalt und blau neben Limonadenflaschen und Eiswürfelbehältern lag. Emmanuel stand auf. Im Geiste stellte er sich vor, wie Shabalala sich gerade ganz allein des Zorns der trauernden Familie Pretorius erwehrte.
    »Setzen Sie sich!« Piet steckte die Waffe wieder ins Halfter und wanderte langsam durch den Raum. Mit dem Fuß schob er ein Häufchen achtlos hingeworfener Kleidungsstücke beiseite und hob hier und da Artefakte und Bücher auf. Am Fuß des Bettes blieb er stehen und warf einen Blick in die Ecke.
    »Na so was«, sagte er. »Das erklärt natürlich, warum es hier drin stinkt wie in einem Bordell, Sergeant.«
    Emmanuel spürte, wie die nackte Angst ihn packte. Irgendwie musste er Piet von Davida ablenken, selbst wenn er ihr damit dessen besondere Aufmerksamkeit nur für ein paar Minuten ersparen konnte.
    »Ist das der einzige Ort, wo Sie an Frauen herankommen«, fragte er. »Im Bordell? Bei Ihrem Gesicht kann man sich das gut vorstellen. Ich hoffe, Sie geben immer ein ordentliches Trinkgeld.«
    »Schnapp dir mal die Kleine da, Dickie.« Piet deutete auf Davidas Versteck und kam dann mit

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