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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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lächelte. »Ich gehe erst, wenn Sie Ihre Strafe dafür bekommen haben, dass Sie Befehle missachtet und mir auf meine gottverdammten Nerven gegangen sind. Keine Sekunde eher, Sergeant.«
    Der pockennarbige Lieutenant trat zurück und gab den Blick auf Henrick und Paul Pretorius frei, die nebeneinander in der eingeschlagenen Tür standen. Er hielt das Blatt hoch, damit sie es sehen konnten.
    »Wissen Sie, was das ist?«, fragte er. »Es ist eine Zeugenaussage, in der behauptet wird, Ihr Vater sei ein abartiger Lügner gewesen, der sich mit Rassenschande besudelt hat. Was sagen Sie dazu?«
    Außer sich vor Wut stürmten die Pretorius-Brüder auf Emmanuel zu. Er wehrte einen Haken von Paul ab und duckte sich unter Henricks Vorschlaghammer weg, doch dann erwischte ihn ein Schlag in der Magengrube, und er flog hinterrücks auf das Bett. Die Holzbalken an der Decke schienen absurd schief zu stehen. Paul beugte sich über ihn.
    »Dafür werden Sie bezahlen«, blaffte er. »Für Louis und für die ganzen Lügen, die Sie über meinen Pa verbreiten.«
    »Jedes Wort ist wahr«, stöhnte Emmanuel und versuchte den Schlägen auszuweichen, die von überall her auf ihn einprasselten. Er schmeckte Galle und Blut im Mund und hörte das satte Klatschen, wenn die Fäuste auf sein Fleisch trafen. So musste sich Donny Rooke auf dem Kaffernpfad vorgekommen sein: wie ein Sandsack in der privaten Sporthalle der Pretorius-Brüder.
    »Halt, halt, halt!«, befahl Piet. »Sie können ihn doch nicht sofort zusammenschlagen. Das ist gefährlich. Lassen Sie es ein bisschen langsamer angehen. Überlegen Sie zuerst, wo Sie ihn treffen wollen und wie.«
    Mühsam setzte Emmanuel sich auf. Wenn Piet hier bestimmte, wo es langging, dann war er in echten Schwierigkeiten. Der Geheimpolizist wusste, wie er ihn tagelang am Leben halten und ihm immer neue Schmerzen zufügen konnte. Piet zog sein Jackett aus und krempelte sich die Hemdsärmel hoch.
    »Henrick, halten Sie ihn auf dem Bett fest«, befahl er.
    »Ich bin Polizeibeamter«, begehrte Emmanuel auf. »Was Sie machen, ist gegen das Gesetz.«
    »Ich mache gar nichts«, sagte Piet. »Das hier ist die Privatangelegenheit von zwei Männern, die Sie verprügeln, weil Sie ihren Bruder umgebracht und in einem Kühlhaus verstaut haben.«
    Das hörte sich gar nicht gut an. Es war zwar nicht die Wahrheit, aber trotzdem würde jede Jury es sich zweimal überlegen, bevor sie die Pretorius-Brüder dafür zur Rechenschaft zog, dass sie ihre Wut an dem Mann ausgelassen hatten, der nach Louis’ Aussage versucht hatte, sich an ihn heranzumachen.
    »Also«, fuhr Piet fort. »Zuerst einen einfachen Schlag mit der offenen Hand. Nicht zu sanft und nicht zu heftig. Nur so fest, dass er Sie auch ernst nimmt.«
    »Ich nehme Sie doch schon ernst«, warf Emmanuel ein, doch im nächsten Moment verpasste Paul ihm eine Ohrfeige. Nicht zu sanft und nicht zu heftig. Der Zinnsoldat war ein Naturtalent.
    »Gut so«, lobte Piet. »Jetzt stellen Sie ihm eine Frage und warten Sie auf seine Antwort.«
    »Warum haben Sie diese Lügen über meinen Pa erzählt?«
    »Das waren keine Lügen«, gab Emmanuel zurück. »Ihr Pa hat gern dunkelhäutige Mädchen gevögelt. Im Freien und von hinten.«
    Der schneidige Paul schlug ihm so fest ins Gesicht, dass ihm Blut und Speichel aus dem Mund flogen. Die Haut über seinem linken Auge brannte. Er hatte Schwierigkeiten, den tobenden Paul Pretorius überhaupt zu erkennen, der sich aus Piets Umklammerung zu winden versuchte.
    »Ruhig Blut«, sagte Piet. »Man darf nicht zu früh zu heftig zuschlagen.«
    »Er hat gesagt …«
    »Der Sergeant will nur herauskriegen, wie weit er bei Ihnen gehen kann«, erklärte Piet mit schulmeisterlicher Betulichkeit. »Stärkere Gefangene versuchen das manchmal. Dann müssen Sie ruhig bleiben.«
    »Und beinahe hätte ich vergessen …« Emmanuel blinzelte gegen das Blut an, das ihm aus der aufgeplatzten Augenbraue lief, »Louis war derjenige, der letztes Jahr die farbigen Frauen belästigt hat. Ihr Pa hat ihn in eine Klapsmühle gesteckt. Prüfen Sie es nach, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Um Himmels willen, halt die Klappe«, flüsterte der Sergeant Major ihm zu, aber da war Henrick schon vom Bett aufgesprungen und hämmerte mit den Fäusten willkürlich auf jede Stelle seines Körpers, die er erwischen konnte. Offenbar hatte Piets kleiner Vortrag darüber, dass man ruhig Blut bewahren musste, bei ihm seine Wirkung verfehlt.
    »Halten Sie ihn zurück«, forderte Piet

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