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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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auf bestimmte Weise aus der Masse hervor. Tottie war die Schönheitskönigin, die einem feuchte Träume bescherte. Dann Vera, die gutbestückte Pfarrerstochter, und Mary, die winzige Kindfrau. Blieb noch Davida, deren einzige Auffälligkeit seiner Kenntnis nach die war, dass sie überhaupt nicht auffiel. Man musste ihr schon näher kommen, um etwas Interessantes an ihr zu entdecken.
    Nachdem er jetzt die Namen der jungen Frauen hatte, war es an der Zeit, der Geschichte mit der ausgebrannten Garage nachzugehen. Emmanuel hielt nach dem Mechaniker Anton Ausschau, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.
    »Geht Anton nicht in die Kirche?«, fragte er.
    »Wir gehen alle in die Kirche, Detective«, belehrte ihn Tinys Frau. »Das hier ist eine anständige Stadt, nicht so wie Durban oder Jo’burg.«
    Emmanuel suchte nach den Bordsteinschwalben aus dem Schnapsladen, doch die ließen sich ebenfalls nicht blicken.
    »Sie meinen das Saufen und Dogga-Rauchen, die verkommenen Weiber und die verkommene Moral.« Kurz warf Emmanuel Theo einen vielsagenden Blick zu und hielt sich dann wieder an Tinys Frau. »Ich bin froh, dass solche Sachen in Jacob’s Rest nicht vorkommen, Mrs. Hanson.«
    »Wollen Sie mit Anton sprechen, Detective?«, fragte Theo, bemüht, das Thema zu wechseln. »Der ist in der Kirche. Kommen Sie, ich bringe Sie hin.«
    »Danke für Ihre Hilfe.« Zum Abschied von dem sittenstrengen Ehepaar tippte Emmanuel an den Hut, den er wieder aufgesetzt hatte, und folgte dann Theo durch die Menge zur Kirche. In ihrem Innern war Anton dabei, Gesangbücher zu stapeln. Die Kirchenfenster warfen ein buntes Muster auf den Steinboden.
    Der Mechaniker sah auf.
    »Am Sonntag lässt man Sie arbeiten, Detective?«, fragte Anton.
    »Jeden Tag, solange der Fall nicht gelöst ist.«
    »Wie geht es voran?«
    »Langsam«, antwortete Emmanuel und wartete, bis Theo die Kirche verlassen hatte. »Ich brauche Informationen über den Captain und seine Familie.«
    Anton sammelte aus der letzten Kirchenbank die Bücher ein. »Da kann ich Ihnen nicht helfen, fürchte ich. Die Holländer bleiben unter sich, die Schwarzen bleiben unter sich und wir auch.«
    »Was war mit dem Brand?«, fragte Emmanuel ohne Umschweife. »Wie haben der Captain und Sie sich auf die Entschädigung geeinigt?«
    Es entstand eine Pause, in der der schlaksige Mann die Gesangbücher neben der Kanzel aufstapelte. »Woher wissen Sie von der Sache?«, fragte er.
    »Ich habe eben große Ohren«, antwortete Emmanuel. »Erzählen Sie mir von dem Brand.«
    Anton schüttelte den Kopf. »Ich will keinen Ärger mit den Pretorius-Brüdern. Jetzt, wo der Captain sie nicht mehr im Zaum halten kann, könnte alles Mögliche passieren.«
    »Weiß King über den Brand Bescheid?«
    »Er ist einer meiner Investoren«, sagte Anton. »Er weiß alles.«
    »Gut. Dann erzähle ich den Pretorius-Brüdern, dass King die Sache ausgeplaudert hat. King ist ja wohl zu mächtig, als dass die ihm querkommen könnten, oder?«
    »Das ist wahr«, stimmte der Mechaniker zu. Dann holte er aus einem Schrank ein Tuch und polierte damit energisch das Holzpult. Eine Weile arbeitete er schweigend vor sich hin. Emmanuel ließ ihm Zeit.
    »Früher habe ich in der Pretorius-Werkstatt gearbeitet«, begann Anton schließlich. »Fünf Jahre lang. Es war keine schlechte Stelle, obwohl Erich ein Hitzkopf ist und sich ständig über irgendwas aufregt. Eines Tages hat mir ein Eingeborener namens Diamini, dem drei Busse gehören, draußen in der schwarzen Location was zu tun gegeben, und das hat mich ans Nachdenken gebracht. Vielleicht könnte ich mich ja auch selbstständig machen. Sie verstehen doch.«
    Emmanuel nickte. Er konnte sich schon verstellen, worauf die Geschichte hinauslief.
    »Ich habe mit ein paar Leuten gesprochen. King, der alte Jude und Granny Mariah haben mir das Startkapital gegeben, und los ging’s. Eine Zeitlang lief alles wie geschmiert. Die Pretorius-Brüder behielten alle weißen Kunden und die Urlauber, die durch die Stadt kamen.« Anton machte sich mit dem Staubtuch an die Kirchenbänke. »Ich kriegte dafür die Schwarzen und die Farbigen. Das was eine faire Aufteilung, wenn man bedenkt, dass die meisten Autos den Holländern gehören.«
    »Und was passierte dann?«
    »Eines Tages kam Kings Neffe zu Besuch, und sein Sportwagen brauchte neue Zündkerzen«, fuhr Anton fort. »Er brachte den Wagen zu mir, und damit geriet alles ins Rollen.«
    »Einen roter Renner mit weißen Lederbezügen?«, fragte

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