Ein Schöner Ort Zum Sterben
dicken Wintermantel gehüllt war. Ihre vorstehenden Augen fixierten ihn fest. Matthew wandte ihr den Rücken zu. Maria starrte ihn ebenfalls an, und in ihren Augen stand Verachtung.
»Oh, keine Angst. Ich habe ihnen gesagt, ich wäre ausgerutscht und hätte mir den Kopf an einem Aktenschrank gestoßen. Ich habe niemandem erzählt, dass sie sich von hinten an mich herangeschlichen und versucht hat, mir den Schädel einzuschlagen! Matthew, sie ist gefährlich! Ich hab’s immer gesagt, und vielleicht glaubst du mir jetzt! Sie muss weg!«
»Das ist nur der Schock wegen Katie!«, flehte er.
»Ich konnte nicht früher kommen, weil wir sie suchen mussten. Sie ist in den Park gerannt und hat sich dort versteckt. Dann war Dr. Barnes da. Er sagt, es sei wegen des Traumas. Und der zusätzlichen Medikamente, die er ihr verordnet hat. Mach bitte keinen Aufstand, Maria. Ich werde es wiedergutmachen, ich verspreche es …«
»Wie?« Sie sah ihn erwartungsvoll an.
»Fahr nach London, kleide dich von oben bis unten neu ein, alles, was du willst, und lass es auf meine Rechnung schreiben. Geh zur Kosmetikerin, lass dich schön machen …«
»Oh, großartig, mit einem dicken blauen Fleck an der Schläfe und einer mit drei Stichen genähten Platzwunde! Ich sage dir, wenn eine Narbe bleibt, verklage ich sie!«
»Um Himmels willen, Maria! Wenn es um Geld geht, werden wir uns sicher einig!«, rief er verärgert und vergaß völlig, dass er sich an einem öffentlichen Ort befand. Sie schwieg einen Augenblick.
»Ja, sicher, wenn es um Geld geht! Aber ich will kein Geld, Matthew! Du weißt ganz genau, was ich will!«
»Ich kann dir nichts versprechen!«, murmelte er, während er sie am Ellbogen packte und in Richtung Ausgang schob, begierig darauf, endlich wegzukommen. Als sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, näherte sich eine Krankenschwester der rotgesichtigen Frau im Wintermantel.
»Der Arzt möchte Sie jetzt sehen, Mrs. Rissington. Wenn Sie bitte hier entlang kommen würden?« KAPITEL 17 Als Meredith in Bamford aus dem frühen Abendzug stieg, hatte sich bereits die Dämmerung über den Bahnsteig gesenkt. Die hell erleuchteten Waggons setzten sich wieder in Bewegung, verschwanden in der Nacht und ließen ein Gefühl von Trostlosigkeit hinter sich zurück. Der Wind blies Meredith kalt ins Gesicht und um die Knöchel, und sie erschauerte trotz ihres wasserdichten Regenmantels. Dieses teure Stück Garderobe hatte sich als sinnvolle Investition erwiesen. Sie besaß es schon seit Jahren, und es sah immer noch gut aus, obwohl es während dieser Zeit mehr als einmal in eine Vielzahl von Koffern und Taschen gestopft und in öffentlichen Verkehrsmitteln zerknautscht worden war, Meredith darauf gesessen und einige Male, wenn Fernzüge oder Flugzeuge Verspätung hatten, sogar darauf geschlafen hatte. Andere Fahrgäste, die aus dem gleichen Zug ausgestiegen waren, eilten an Meredith vorbei und verschwanden in Richtung Parkplatz. Das Brummen startender Motoren erklang. Meredith wohnte nahe genug, um zu Fuß zu gehen, doch an diesem Abend wünschte sie, sie wäre mit dem Wagen gekommen. Sie war allein. Nirgendwo war Bahnhofspersonal zu sehen. Der Zeitungskiosk und der Schnellimbiss hatten bereits geschlossen. Ein leerer Kaffeebecher rollte an der Bahnsteigkante entlang und fiel auf die Geleise. Draußen wartete ein einzelnes Taxi auf Kundschaft. Der Fahrer öffnete die Tür und lehnte sich heraus, als er Meredith sah, doch sie rief nur:
»Nein, danke!«, packte ihre Tasche fester und setzte sich über den verlassenen Vorplatz hinweg in Richtung Stadt in Bewegung. So spät war es nun auch wieder nicht! Gerade mal halb sieben! Doch um diese Jahreszeit war es um halb sieben bereits dunkel, die Läden hatten geschlossen und die letzten Angestellten und Verkäufer warteten an den Bushaltestellen. Wenigstens blieb ihr dieser deprimierende Gang für den Rest der Woche erspart. Sie hatte noch Resturlaub und beschlossen, ein paar Tage frei zu nehmen. Jetzt gab es keine Entschuldigung mehr, die Zimmer nicht zu Ende zu streichen oder andere anstehende unangenehme Aufgaben weiter vor sich hinzuschieben. Wovon die erste, dachte Meredith kläglich, darin bestand, sich bei Vater Holland zu melden und über ihren Besuch bei Adeline Conway Bericht zu erstatten. Sie hätte den Geistlichen auch anrufen können, doch sie musste von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden. Sie wollte ihm ihre Ängste wegen Adeline Conway erklären, obwohl erklären
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