Ein Schöner Ort Zum Sterben
Matthew heiß und kalt bei dem Gedanken. Er hätte dem Mistkerl den Hals umdrehen sollen, gleich auf der Stelle, bevor Markby aufgetaucht war und sich eingemischt hatte.
Verdammter Markby! Er hatte mehr Mitgefühl für den Jungen gezeigt als für Matthew, den Vater des toten Mädchens! Matthew bog in die Auffahrt. Es war fast dunkel. Mulchings hatte die Schweine wahrscheinlich längst für die Nacht in ihre Ställe gebracht, also brauchte Matthew nicht aufzupassen. Er trat das Gaspedal durch und musste fast augenblicklich heftig bremsen. Der Wagen schlingerte stark, kam vom Weg ab, holperte über das Gras und blieb schließlich stehen. Er stieß die Tür auf.
»Prue! Was zur Hölle …?« Prue rannte mit wedelnden Armen herbei.
»Adeline läuft im Park herum, Matthew! Mutchings sucht nach ihr! Ich dachte, sie würde schlafen, und habe mich selbst ein wenig hingelegt. Gott sei Dank bin ich aufgewacht und hab nachgesehen, wie es ihr geht. Ich musste einen Krankenwagen rufen!« Matthews Herz drohte auszusetzen.
»Warum?«, krächzte er.
»Was ist mit ihr?«
»Nicht mit ihr. Mit Maria! Sie hat Maria angegriffen!«
Es dauerte eine Stunde, um Adeline in der Dunkelheit zu finden. Sie suchten den Park mit Taschenlampen ab und riefen verzweifelt den Namen der verschwundenen Frau. Matthew stand kurz davor, die Polizei anzurufen, als sie Adeline endlich fanden, zitternd vor Kälte und geduckt unter den Büschen bei der Mauer, die den Rest des Parks vom Mausoleum trennte.
»Ausgerechnet dort!«, sagte er müde zu Prue.
Wenigstens sträubte sie sich nicht dagegen, dass man sie wegbrachte. Sie ließ sich von Prue ohne Widerstand ins Haus führen. Matthew rief Dr. Barnes, und er gab Adeline ein Sedativum. Anschließend unterhielt er sich leise und eindringlich mit Matthew im Salon.
»Die Zeit ist reif, sie in ein Sanatorium einzuliefern«, sagte der Doktor mitfühlend, doch entschieden.
»Sie verdrängt Katies Tod. Sie ist verwirrt und benebelt von all den Medikamenten, und ich kann sie nicht ständig ruhig stellen. Sobald sich ihr Kopf klärt, wird sie sich erinnern, was mit Katie geschehen ist, und ich weiß nicht, was sie dann tun wird. Sie könnte sich selbst Schaden zufügen, Matthew. Oder wenn schon nicht sich selbst, dann jemand anderem.«
Sie hatten Barnes nichts von Maria erzählt, nur, dass Adeline in die Nacht hinausgelaufen war und sich im Park versteckt hatte. Doch das unkontrollierte Zucken in Matthews Gesicht konnte dem Doktor durchaus verraten, dass seine Befürchtungen bereits Wirklichkeit geworden waren. Falls er es herausfand, würde er darauf bestehen, Adeline in ein Sanatorium einweisen zu lassen, gleich hier und jetzt. War es nicht das, was Matthew immer gewollt hatte? Und doch, jetzt, wo der Augenblick gekommen war, verspürte er nur blankes Entsetzen.
Doch der Arzt war zu sehr mit seiner eigenen Argumentation beschäftigt, um Matthews Unruhe zu bemerken.
»Ich kenne eine sehr gute Privatklinik. Sie ist komfortabel, diskret und extrem erfolgreich, was Nervenleiden angeht. Vielleicht, nach einem oder zwei Monaten dort …«
»Später«, sprudelte Matthew heraus.
»Nicht jetzt. Ich kann jetzt nicht darüber reden. Wir werden uns um sie kümmern, Prue und ich!« Erst als der Arzt endlich gegangen war, konnte sich Matthew in den Wagen setzen und zu dem kleinen Hospital fahren, um zu sehen, wie es Maria ging. Er betete, dass sie nicht ernsthaft verletzt worden war und dass sie die Geschichte nicht in ganz Bamford hinausposaunte. Zu seiner großen Erleichterung war sie glimpflich davongekommen. Matthew fand sie im Wartezimmer der Notfallambulanz, wo sie, mit einem großen Pflaster an der Schläfe, saß und vor Wut schäumte.
»Wo zur Hölle hast du gesteckt, Matthew? Ich warte seit Stunden auf dich! Sie wollten mich über Nacht dabehalten, für den Fall, dass ich eine Gehirnerschütterung davongetragen habe! Hier bleiben? Die ganze Nacht? Nie im Leben, habe ich ihnen gesagt! Also haben sie mir ein Pflaster aufgeklebt und mich hierhin gesetzt. Mein Schädel brummt fürchterlich! Alle starren mich an! Ich habe versucht, Park House anzurufen, aber niemand geht ans Telefon! Deine Frau ist vollkommen durchgeknallt …«
»Pssst!« Er bemühte sich verzweifelt, sie zum Schweigen zu bringen.
»Nicht hier! Man könnte es mithören! Was hast du ihnen erzählt?« Er blickte sich gehetzt um und bemerkte den neugierigen Blick einer ältlichen, rotgesichtigen Frau, die trotz der Hitze im Wartezimmer in einen
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