Ein Schöner Ort Zum Sterben
gesehen, dass ich sie für immer zum Schweigen gebracht hatte! Ich hab ihren Leichnam in einem Feld abgeladen. Ich hab ihre Schultasche in der Dunkelheit nicht gesehen! Sie muss sie im Wagen liegen gelassen haben, als sie nach mir geschlagen hat! Aber natürlich musste ich weiterfahren nach Westerfield, um das Essen zu kaufen, sonst hätte Daph angefangen, Fragen zu stellen. Ich war viel zu spät wieder im Pub, gerade noch rechtzeitig zum Öffnen, und Daph war schon ganz aufgeregt. Ich hab den Wagen im Hof geparkt, und als ich die Tür aufgemacht hab und die Innenbeleuchtung anging, hab ich die verdammte Schultasche auf dem Boden vor dem Beifahrersitz gesehen. Daph hat nach mir gerufen, dass ich mich gefälligst beeilen sollte, dass ich reinkommen und das Essen mitbringen sollte, dass ich die Bar aufmachen sollte, dass ich was weiß ich nicht alles tun sollte, alles zur gleichen Zeit! Ich war wirklich total durcheinander. Ich wollte die Tasche irgendwo verstecken, einstweilen. Das Ding passte nicht in den alten Schrank, also hab ich das Papier rausgenommen und in der mittleren Schublade versteckt, und die Tasche hab ich woandershin getan. Ich wollte beides beseitigen, aber eines nach dem anderen! Ich hatte einfach keine verdammte Gelegenheit dazu!« Er brüllte jetzt.
»Und dann, um allem noch die Krone aufzusetzen, hat Daph Ihnen den verdammten Schrank geschenkt, und Sie haben ihn auch noch gleich abgeholt!« Er verstummte. Seine Worte hinterließen ein hörbares Echo. Als es verklang, ertönte ein anderes Geräusch. Jemand klingelte an Merediths Haustür.
»Wer ist das?«, grollte Reeves.
»Das weiß ich doch nicht!« Meredith machte einen zögernden Schritt in Richtung Tür. Reeves steckte die Hand in die Tasche seiner Lederjacke.
»Sie bleiben stehen, wo Sie sind!« Meredith sah die Pistole, die er die ganze Zeit über in seiner Jackentasche bei sich getragen hatte.
»Woher haben Sie die?«, ächzte sie.
»Ein Souvenir«, erwiderte Reeves.
»Von den Falklands.« Natürlich. Er war bei der Army gewesen. Alan hatte es nebenbei erwähnt. Der Schlag, der Katie getötet hatte, war von einem Mann ausgeführt worden, der im unbewaffneten Kampf ausgebildet war. Sie erinnerte sich, wie Alan es ihr demonstriert hatte. Und doch hatten weder er noch sie zu diesem Zeitpunkt an Reeves gedacht. Obwohl sie, wie ihr jetzt bitter bewusst wurde, durchaus gewusst hatte, dass die beiden Reeves’ sehr gut ohne die Art von Problemen leben konnten, die Lynne Wills und ihre Freundinnen dem Silver Bells beschert hatten. Sie und Alan hatten bereits am Sonntagmorgen alle Steinchen des Puzzles in den Händen gehalten, nur hatten sie sie nicht richtig zusammengesetzt. Reeves winkte mit dem Revolver.
»Los, gehen Sie nachsehen. Machen Sie nicht auf! Fragen Sie nur, wer da ist. Vergessen Sie nicht, dass ich direkt hinter Ihnen bin … und das hier auch!« Die Mündung der Waffe ruckte erneut. Sie gingen hintereinander durch den schmalen Flur zur Tür. Vor dem Milchglas waren die Umrisse einer dunklen Gestalt zu erkennen.
»Wer ist da?«, fragte Meredith als Reaktion auf einen schmerzhaften Stoß in die Rippen.
»Die Polizei!«
»Einen Augenblick bitte.« Sie drehte den Kopf über die Schulter.
»Was jetzt?«
»Fragen Sie, was sie wollen.« Meredith fragte gehorsam.
»Wir möchten uns mit Ihnen unterhalten. Könnten Sie bitte die Tür öffnen?«
»Ich … das geht jetzt nicht.« Ein weiterer schmerzhafter Stoß in die Rippen.
»Können Sie nicht später wiederkommen?« Die dunkle Gestalt an der Tür trat zurück. Ein zweiter Schatten tauchte auf.
»Meredith!« Das war Alans Stimme, und es gelang ihm nicht, seine Besorgnis zu unterdrücken.
»Kannst du bitte die Tür aufmachen?« Er hat es begriffen!, dachte sie erleichtert, obwohl ihre Lage dadurch nicht weniger gefährlich wurde. Die Polizei musste im Silver Bells gewesen sein, hatte Reeves nicht vorgefunden und von Daphne die Wahrheit erfahren. Reeves schnaufte dicht hinter ihr. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut.
»Ist Reeves bei dir?«
»Ja!«, rief sie, bevor Reeves es verhindern konnte. Er fluchte, und die Mündung der Waffe bohrte sich in ihren Rücken. Meredith schrie auf.
»Alles in Ordnung?« Alans Stimme wurde drängender.
»Meredith! Reeves! Hören Sie mich?«
»Ich höre Sie!«, bellte Reeves.
»Und jetzt hören Sie mir zu, dann geschieht auch niemandem etwas! Nicht Ihrer Freundin hier, niemandem, haben Sie verstanden? Ich bin bewaffnet …«, an
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