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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gesperrt«, sagte Meredith.
    »Und ich habe den Anschlussbus verpasst.«
    »Verdammter Regen!«, schimpfte Reeves.
    »Hat eine Menge Unheil in meinem Keller angerichtet!« Die Konversation drohte ins Surreale abzugleiten. Meredith brachte sie auf logische Bahnen zurück.
    »Ich bin hier, weil dies mein Haus ist. Was machen Sie hier? Wie sind Sie überhaupt reingekommen?« Reeves deutete mit dem Kopf auf die offene Hintertür.
    »Kein Problem, die aufzumachen. Sie sollten sich ein vernünftiges Sicherheitsschloss einbauen lassen. Jeder Amateur kommt da rein!«
    »Sie sind offensichtlich kein Amateur«, sagte Meredith in einem weiteren Versuch, einer Szene zu entrinnen, die zunehmend die Züge eines Bunuel-Films annahm. Reeves zögerte.
    »Nein«, sagte er in verändertem Tonfall.
    »Nein, das bin ich nicht. Da haben Sie ganz Recht, meine Liebe.« Die Anrede war Beleidigung und Herausforderung zugleich. Sie war absolut nicht surreal. Die Situation war real, und sie war verdammt gefährlich. Meredith fragte mit – wie sie hoffte – gleichmütiger Stimme:
    »Was also wollen Sie?« Nur keine Panik, sagte sie sich. Bleib ruhig und hoffe darauf, dass er ebenfalls ruhig bleibt! Mit ein wenig Glück reitet er sich nicht noch tiefer in Schwierigkeiten, als er sie ohnehin schon hat. Reeves schien in den gleichen Bahnen zu denken. Er nahm sich Zeit, bevor er antwortete, und fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. Er warf einen Seitenblick auf den Schrank.
    »Ich wusste nicht, dass Daph Ihnen den hier vermachen wollte. Ich hab gestern Abend einen ziemlichen Schock bekommen, als ich in den Schuppen gegangen bin und gesehen hab, dass er weg ist.«
    »Ich hatte Ihrer Frau Geld dafür angeboten. Möchten Sie ihn, äh, zurückhaben?«
    »Was denn, diesen Schrott?«, entgegnete Reeves verdrossen.
    »Natürlich nicht! Ich glaube nicht, dass irgendjemand sich diesen wertlosen alten Müll freiwillig in die Küche stellen würde!«
    »Offen gestanden, er ist nicht so wertlos, wie Sie glauben. Ich zahle Ihnen gerne einen angemessenen Preis. Dieses Stück ist sehr alt.« Die Dinge drohten erneut in Bunuel-Gefilde zu entgleiten.
    »Ja. Wie ich sagte, alter Plunder! Ein Haufen Mist! Wofür brauchen Sie dieses Ding?« Seine Stimme steigerte sich beinahe zu einer Anklage.
    »Ich wollte einen antiken Küchenschrank. Ich habe überall danach gesucht, und es war sehr freundlich von Ihrer Frau, mir diesen hier anzubieten.« Sie konnte fast sehen, wie Reeves’ Gehirn arbeitete. Seine gefurchte Stirn ließ die Augenbrauen über der flachen Nase zusammenstoßen. Meredith fragte sich, ob Reeves früher einmal geboxt hatte.
    »Ich bin vorbeigekommen«, sagte Reeves vorsichtig,
    »weil ich etwas in der oberen Schublade vergessen hatte. Sie waren nicht zu Hause, und ich wollte Sie später nicht noch einmal damit belästigen, also hab ich mich selbst reingelassen.« Er blickte Meredith direkt in die Augen. Der Untertext war nicht zu überhören. Er erwartete nicht einen Augenblick, dass sie ihm seine lächerliche Geschichte abkaufte. Er hatte bereits eingeräumt, dass er mit seinem Einbruch gewartet hatte, bis sie aus dem Haus war. Doch er bot ihr und sich selbst einen Ausweg aus einer Situation an, in der keiner von beiden sein wollte, einen Handel. Lass mich vom Haken, akzeptiere meine Geschichte, sagte er, und dir passiert nichts! Er beobachtete sie aus tiefliegenden kleinen Augen und wartete ab, ob sie verstand und ob sie das Spiel mitspielte. Meredith war im Prinzip nur allzu bereit, den absurden Kompromiss einzugehen. Unglücklicherweise für sie beide gab es nur ein kleines Problem. Das, wonach Reeves suchte, befand sich nicht mehr in Merediths Wohnung.
    »Ich verstehe«, erwiderte sie im gleichen vorsichtigen Ton, den auch er benutzt hatte.
    »Ich verstehe sogar sehr gut. Aber falls Sie nach dem Stapel alter Papiere unter dem Messerkasten suchen – den habe ich rausgenommen und weggeworfen. Die Papiere haben die Schublade verklemmt.« Reeves atmete zischend ein. Seine winzigen Augen blickten hart wie Granit.
    »Und wohin haben Sie die Papiere getan?«
    »Nun ja, ehrlich gestanden, habe ich sie nicht weggeworfen, sondern verbrannt. Gestern Abend auf dem Hof, zusammen mit einer Menge alter Papiere, wissen Sie? Ich habe ein wenig ausgemistet und die … die Papiere aus dem Schrank einfach zu den anderen ins Feuer geworfen.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, sagte Reeves leise.
    »Also schön.« Eigenartigerweise verspürte Meredith so etwas

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