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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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hatte die Polizei die Einfahrt gesperrt. Unwillkürlich musste Meredith daran denken, dass Mrs. Farthing vom Damenkränzchen in einem der alten Steincottages wohnte, die rechts und links die Straße säumten.
    »Geben Sie Gas!«, befahl Reeves. Die Nadel auf dem Tachometer stieg, und dann geschah es plötzlich: Kein anderes Fahrzeug, sondern die majestätische Gestalt von Mrs. Pride auf ihrem Fahrrad tauchte vor Meredith auf. Sie radelte durch die alte Gasse und schien überhaupt nicht zu bemerken, was sich da vor ihr ereignete und direkt auf sie zukam. Plötzlich blickte sie auf und sah den Wagen dicht vor sich. Das Fahrrad schwankte heftig, doch die Gasse war an dieser Stelle am schmälsten, und Mrs. Pride konnte nirgendwohin ausweichen. Meredith reagierte instinktiv und dachte überhaupt nicht mehr an Reeves neben ihr oder die Waffe, die er ihr an die Schläfe hielt. Sie trat mit aller Macht auf die Bremse. Der Wagen kreischte, bockte und schlitterte durch die enge Straße, und dann prallte er auf Reeves’ Seite heftig gegen eine Hauswand. Meredith riss die Arme hoch, um ihr Gesicht zu schützen. Gleichzeitig hörte sie eine ohrenbetäubende Explosion. KAPITEL 22
    »Meinen Wagen kann ich abschreiben!«, sagte Meredith verdrießlich.
    »Sei froh, dass wir dich nicht abschreiben müssen!«, erwiderte Alan Markby. Meredith betastete vorsichtig den Polystyrolkragen, den sie im Bamford Cottage Hospital bekommen hatte, um den angebrochenen Hals zu entlasten.
    »Ich weiß, dass es schlimmer hätte kommen können. Trotzdem, ein angeknackster Wirbel ist kein Spaß. Ich kann nicht einmal den Kopf drehen, ohne die Hände zu benutzen. Ich sehe wahrscheinlich aus wie eine Bauchrednerpuppe! Mein Rücken fühlt sich an wie Perlen auf einer lockeren Kette, und meine Schultern sind grün und blau!«
    »Ich wollte nicht mitleidslos klingen. Warte, ich helfe dir …« Sie waren bei seinem Wagen angekommen. Meredith mühte sich auf den Beifahrersitz wie eine Krabbe auf dem Trocknen.
    »Ich beschwere mich ja nicht wirklich«, gestand sie ein, als sie vom Parkplatz des medizinischen Zentrums fuhren, wo der Arzt soeben eine Kontrolluntersuchung ihres Genesungsfortschritts durchgeführt hatte.
    »Eigentlich kann ich froh sein. Ich dachte tatsächlich, Reeves hätte auf mich geschossen! Ich bin immer noch ganz taub auf dieser Seite, vom Lärm des Knalls! Der Arzt hat gesagt, es wäre vorübergehend. Ich hoffe nur, dass er Recht behält!«
    »Versuch es einmal so zu sehen. Du hattest keine andere Wahl. Du musstest gegen die Wand fahren und einen Halskragen riskieren. Hättest du’s nicht getan, wäre Reeves’ Arm nicht nach unten geschlagen worden und er hätte sich nicht selbst verletzt, als sich der Schuss löste. Vielleicht hätte er dich tatsächlich irgendwann erschossen. Er ist fast verblutet, weißt du? Die meisten Menschen wissen nicht, wie gefährlich so eine Oberschenkelwunde sein kann. Er hatte jedenfalls ganz bestimmt keine Lust mehr zu kämpfen. Als wir am Unfallort ankamen, brüllte er uns zu, einen Krankenwagen zu rufen. Alles andere war ihm längst egal.«
    »Hmmm. Ich für meinen Teil habe Schwierigkeiten, Mitgefühl für jemanden zu empfinden, der versucht hat, mich zu erschießen. Um wen ich mich wirklich sorge, das ist die arme Mrs. Pride. Sie ist kein junges Ding mehr, und der Sturz war ziemlich heftig. Sie kam von einem Krankenbesuch bei Mrs. Farthing zurück, die mit einer Grippe im Bett gelegen hat, und jetzt liegt sie selbst flach! Ihr Bein ist grün und blau, ein schrecklicher Anblick, und sie hat sich den Unterarm gebrochen. Wir geben ein wirklich beeindruckendes Bild ab, wir beide, ich in meinem Kragen und sie mit dem Arm in einer Schlinge und dem bandagierten Bein auf einem Stapel Kissen. Und ihr Fahrrad sieht genauso schlimm aus wie mein Auto: nicht mehr zu gebrauchen. Barney kümmert sich um sie.« Meredith zögerte.
    »Es geht doch nichts über ein gepflegtes Stöhnen.«
    »Red es dir von der Seele, wie man so schön sagt. Geht es dir jetzt besser?«
    »Nein.«
    »Nun ja, Mitleid ist eine Sache, aber es ist eine ganz andere, wenn ich dir erlaube, dich in Selbstmitleid zu suhlen! Das nächste Mal, wenn ich dir sage, du sollst für einen Tag verschwinden, dann tust du es gefälligst auch! Ist das nicht Prue Wilcox dort auf der anderen Straßenseite? Sie macht einen sehr entschlossenen Eindruck!« Meredith verdrehte die Augen zur Seite, ohne den Kopf zu bewegen. Prue stapfte Arme schwingend über den

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