Ein Schöner Ort Zum Sterben
am Schalter.
»Es ist nicht die Schuld der Eisenbahn. Es war der ganze Regen der letzten Zeit. Eine Meile von hier sind die Gleise von einer Schlammlawine blockiert. Die Anlage ist nicht mehr sicher, aber unsere Ingenieure und Techniker arbeiten bereits daran.«
»Und wie komme ich jetzt nach London?«
»Vom nächsten Bahnhof aus, Ma’am, Abbots Weston. Ab dort sind die Gleise wieder in Ordnung.«
»Nach Abbots Weston dauert es mit dem Zug normalerweise zwanzig Minuten! Wie komme ich dorthin?«
»Mit einem eigens eingesetzten kostenlosen Bus, Ma’am. Die Eisenbahn hat ihn gechartert, um ihre Passagiere von Bamford nach Abbots Weston zu bringen.« Meredith sah nach draußen auf den verlassenen Vorplatz.
»Und wo finde ich diesen Bus?«
»Oh, er ist vor zehn Minuten abgefahren, Ma’am. Wir haben eine Durchsage im örtlichen Rundfunk veranlasst und den Fahrgästen auf diese Weise mitgeteilt, um welche Zeit sie am Bahnhof sein sollen. Der Fahrer braucht im morgendlichen Berufsverkehr eine Weile, um nach Abbots Weston zu kommen. Also ist er etwas früher abgefahren, sodass die Passagiere rechtzeitig Anschluss finden.«
»Ich habe aber heute Morgen kein Radio gehört.«
»Das ist dumm«, sagte der Schalterbeamte.
»Ein weiterer Bus geht um zwanzig vor elf, und schätzungsweise ab acht Uhr heute Abend wird der normale Zugverkehr wieder aufgenommen. Falls es weitere Probleme gibt, kann es auch noch bis morgen dauern.«
»Danke sehr«, sagte Meredith und meinte:
»Vergessen Sie’s!« Sie kehrte unverrichteter Dinge nach Hause zurück und kaufte unterwegs eine Zeitung und eine Packung Biskuits. Wenn sie schon
»auf einen Rat der Polizei« hin, den Tag nicht zu Hause verbringen sollte, dann konnte sie jetzt nur noch den Wagen nehmen, sich irgendeinen Flecken auf der Landkarte aussuchen, der einigermaßen interessant erschien, und dort hinfahren. Sie hatte die Wagenschlüssel in der Handtasche, also öffnete sie die Garage und setzte den Wagen auf die Straße, bevor sie ins Haus ging, um ihr Stadtkostüm auszuziehen. Sie ließ Handtasche, Zeitung und die Schlüssel auf das Telefontischchen im Hausflur fallen und hängte ihren Regenmantel an die Garderobe. Es war in diesem Augenblick, als sie auf die Treppe nach oben wollte, dass sie ein Geräusch hörte. Es kam aus der Küche, durch die geschlossene Tür auf der anderen Seite des Hausflurs. Es klang, als wäre etwas heruntergefallen. Meredith erstarrte. Es gab eine Reihe logischer Erklärungen. Über dem Spülbecken beispielsweise hatte sie ein paar Küchengeräte an Haken aufgehängt, die mit Plastiksaugnäpfen an den Wandfliesen klebten. Von Zeit zu Zeit löste sich einer der Saugnäpfe und nahm einen Suppenlöffel oder eine Kelle mit, die dann mit lautem Geklapper im Spülbecken landete. Oder es war Alan, der einen Schlüssel zu ihrem Haus besaß und beschlossen hatte, herzukommen und den walisischen Küchenschrank noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Oder Mrs. Pride, die für Notfälle einen Schlüssel zur Hintertür hatte und häufig sperrige Postsendungen in ihrer Küche hinterlegte, die nicht durch den Briefkastenschlitz passten und vom Postboten während Merediths Abwesenheit bei der Nachbarin abgegeben wurden. Meredith blickte auf ihre Armbanduhr. Sie war vor kaum einer dreiviertel Stunde aus dem Haus gegangen, und es schien unwahrscheinlich, dass ein Einbrecher sich in der Zwischenzeit Zugang verschafft hatte. Bei genauerer Betrachtung war ein abgefallener Saughaken die wahrscheinlichste Erklärung. Das Dumme war nur, seit der gestrigen Entdeckung waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt, und Alans Instruktionen trugen auch nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Vorsichtig drückte Meredith die Klinke der Küchentür herunter. Die Angeln knarrten, was ihr noch nie zuvor so stark aufgefallen war. Wenn jemand dort drin war, dann konnte er es unmöglich überhört haben. Aber natürlich ist niemand in meiner Küche, dachte sie resolut, während sie die Tür ganz aufstieß. Sie hatte sich geirrt. Terry Reeves stand neben dem walisischen Küchenschrank und starrte sie kampflustig an. Hinter ihm klapperte die Hintertür, sperrangelweit geöffnet, im kühlen Wind.
»Was machen Sie denn hier?«, fragte er, als sei sie hier nicht zu Hause.
»Sie müssten doch in der Eisenbahn sitzen oder auf der Arbeit! Ich hab selbst gesehen, wie Sie weggegangen sind!«
»Der Regen hat einen Erdrutsch verursacht, und die Strecke von Bamford nach Abbots Weston ist
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