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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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entgegen.
    »Was gibt’s, der Herr?«

    »Sie sind Mr. Reeves, nicht wahr? Ich bin Detective Chief Inspector Markby.« Er stützte sich auf den polierten Tresen und schob vorsichtig den gläsernen Sammelbecher beiseite, der Kunden animieren sollte, Kleingeld für wohltätige Zwecke zu spenden.

    »Das ist mir bekannt. Stimmt etwas nicht?« Reeves war ein stämmiger Mann mit kurz geschorenen Haaren und einem Gesicht, das irgendwie an eine Bulldogge erinnerte, besonders dann, wenn er den Unterkiefer vorschob und die dünnen Lippen schürzte.

    »Nein, nein. Ich frage mich nur, ob Sie und Ihre Frau sich vielleicht kurz eine Fotografie ansehen könnten?« Der Wirt warf einen flehentlichen Blick die Theke entlang, doch kein neuer Kunde war in Sicht, der seine Aufmerksamkeit erfordert hätte.
    »Daph? Kannst du für einen Augenblick herkommen?«, rief er.
    »Sie sind nicht von hier, stimmt’s?«, beobachtete Markby lächelnd.
    »Ich?« Der Wirt blickte entsetzt drein.
    »Nein. Ich bin in London geboren und aufgewachsen. Meine Frau kommt aus Bamford.«
    »Ist das der Grund, aus dem Sie dieses Pub übernommen haben?«
    »So ähnlich. Ich war bei der Army, Berufssoldat. Meine Zeit war um, und ich brauchte irgendeine zivile Beschäftigung. Ist nicht leicht heutzutage, und Daph … ihr Onkel hatte ein Pub, also dachte sie, warum nicht? Dieses Haus hier stand zum Verkauf. Die Brauereien waren nicht interessiert. Zu viel Aufwand, um es wieder auf Vordermann zu bringen, und es gab so gut wie keine Stammkundschaft. Wir waren überzeugt, dass wir das Geschäft zum Laufen bringen könnten. All die Leute in den neu gebauten Häusern, sie wollen nicht bis in die Stadtmitte laufen, um in ein Pub zu gehen.« Reeves blickte sich um.
    »Wir müssen immer noch viel am Lokal tun, doch ohne eine Brauerei im Rücken mussten wir alles bei den Banken leihen. Wir haben mit der Küche angefangen, um die neuen gesetzlichen Hygienevorschriften einzuhalten, damit wir Essen servieren durften. Heutzutage muss man einfach Essen anbieten. Sie hätten den alten Plunder sehen sollen, den wir aus der Küche gerissen haben! Als würde jeden Augenblick Oliver Twist aus einem der Schränke fallen.« Mrs. Reeves, eine adrette Blondine, kam aus der Küche und stellte sich zu ihrem stämmigen Ehemann. Markby zog das Bild hervor, das er Meredith gezeigt hatte. Der Fotograf hatte sein Bestes getan, um das Mädchen halbwegs lebendig und unversehrt aussehen zu lassen, und die schwache Beleuchtung tat ihr Übriges. Doch an Merediths Reaktion hatte Markby gesehen, welche Wirkung das Bild trotz allem noch hatte. Er legte das Foto so auf den Tresen, dass die beiden Reeves’ es gleichzeitig betrachten konnten. Der Wirt erbleichte augenblicklich und zeigte mehr als bloßen Abscheu, und Markby wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Sie war letzte Nacht hier!«, platzte Daphne Reeves heraus.
    »Sie …«
    »Hältst du wohl die Klappe!«, unterbrach sie ihr Ehemann ungalant. Streitlustig musterte er Markby aus kleinen braunen Augen.
    »Was hat das zu bedeuten? Wenn Sie mir sagen wollen, dass sie noch keine achtzehn ist, dann kann ich nur antworten, dass sie für mich wie achtzehn ausgesehen hat!« Daphne öffnete den Mund, doch dann überlegte sie es sich anders.
    »Ich kann nicht rumgehen und mir von allen die Ausweise zeigen lassen!«, fuhr der in die Enge getriebene Wirt fort.
    »Sie kommen aufgedonnert in mein Lokal! Was soll ich denken? Die Bar war voll, wir hatten alle Hände voll zu tun, oder vielleicht nicht, Daphne?«
    »Ja«, sagte Mrs. Reeves pflichtschuldig. Beide blickten Markby herausfordernd an, Seite an Seite stehend, vor den Regalen voll glitzernder Gläser. Markby wartete einen Augenblick. Sein Schweigen brachte sie schließlich aus der Fassung. Daphne schlug verängstigt die Augen nieder.
    »Wir wissen nichts über sie!«, sagte Terry Reeves zu guter Letzt.
    »Haben Sie das Mädchen vor gestern Abend schon einmal gesehen?«
    »Kann sein. Beschwören würde ich es nicht. Diese Stadt ist voller Jugendlicher. Sie sehen alle gleich aus. Schwarze Lederjacke, Jeans, Miniröcke, purpurne Haare.«
    »Wie war sie angezogen?« Daphne Reeves antwortete.
    »Sie war … raffiniert gekleidet. Auffällig. Kurzer Rock und ein kleines Top mit Knöpfen vorne, ein wenig zu tief ausgeschnitten.« Trotzig fügte sie hinzu:
    »Ich hab sie schon früher hier gesehen, ein- oder zweimal. Aber wie Terry schon sagt, wir können uns nicht von allen die Ausweise zeigen

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