Ein Schöner Ort Zum Sterben
wenn uns Zweifel kommen, Mr. Markby. Aber es ist heutzutage wirklich schwer zu sagen, und wenn wir viel Betrieb haben …«
»Ja, sicher, ich verstehe.« Er nahm eine Speisekarte zur Hand. Die Auswahl war beschränkt und vorhersehbar, aber angemessen.
»Sie kochen allein, Mrs. Reeves?«
»Ja. Terry ist nicht besonders gut mit Töpfen und Schüsseln.« Ein kurzes Lächeln erhellte ihr rundes, hübsches Gesicht.
»Er ist ein praktisch veranlagter Mann. Er hat gearbeitet wie ein Tier, um die Küche auf Vordermann zu bringen!« Terry Reeves hatte die Küche am Vorabend bereits erwähnt. Sie war offensichtlich ein Thema, das bei den beiden an oberster Stelle stand.
»Meine … eine Freundin von mir ist gerade dabei«, sagte Markby harmlos,
»… ihre alte Küche herauszureißen und das ganze Haus zu renovieren.« Während er redete, spürte er einen Anflug von Verärgerung, vermischt mit Bedauern, was überhaupt nichts mit der vor ihm liegenden Aufgabe zu tun hatte. Fast hätte er gesagt:
»Meine Freundin«, doch dann hatte er sich gescheut, den Begriff zu benutzen. Er war Anfang vierzig und Meredith in den Dreißigern.
»Freundin« oder
»Freund« erschienen als jugendliche, unpassende Bezeichnung. Er war kein Junge mehr, und Meredith kein Mädchen. Was war falsch an
»Mann« oder
»Frau«? Zählte denn Erfahrung und Reife heutzutage überhaupt nichts mehr? Musste denn jeder einer unreifen Jugend hinterhereifern? Was er gerne gesagt hätte, war:
»meine Frau«. Doch die Aussichten standen nicht besonders gut. Markby seufzte. Daphne seufzte mit ihm.
»Ich weiß, wie das ist.«
»Tatsächlich?«, fragte er überrascht.
»Ja. Es ist ein Albtraum, so eine alte von oben bis unten verdreckte Küche herauszureißen. Sie würden nicht glauben, was man hinter den alten Schränken und Arbeitstischen so findet! Wenn Sie unsere Küche heute sehen … hier, kommen Sie, und werfen Sie einen Blick hinein!« Sie öffnete ihm eine Klappe im Tresen. Wenig später blickte Markby auf eine glänzende Ansammlung aus Resopal, Edelstahl, Chrom und weißen Kacheln. Es sah aus wie Fullers Autopsieraum.
»Es ist sehr, äh, schick. Im Grunde genommen möchte sie – meine Freundin, meine ich – keine moderne Küche. Sicher, sie hat einen modernen Herd und einen neuen Kühlschrank und so weiter, aber es ist ein altes Haus, und sie möchte gerne, dass es möglichst original aussieht.«
»Also abgebeizte Kiefer?«, erkundigte sich Daphne kenntnisreich.
»Das ist hübsch, aber für eine professionelle Küche wie diese hier ohne Nutzen. Wir müssen gekachelte Wände haben. Die Hygienevorschriften, wissen Sie?«
»Ich kenne mich nicht aus mit diesen abgebeizten Möbeln. Sie sucht nach einem walisischen Schrank, einem echten alten Stück in gutem Zustand. Aber sie findet keinen.«
»Tatsächlich nicht?« Daphne legte die Stirn in Falten und starrte Markby an, wobei sie auf der Unterlippe kaute.
»Aber ich bin nicht wegen Ihrer Küche hergekommen!«, sagte Markby und lenkte die Unterhaltung auf das Thema zurück.
»Barney Crouch war gestern Abend nicht hier. Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«
»Barney? Folgen Sie einfach der Straße nach Cherton, der kleinen Nebenstraße. Sie fahren zur Linken an Park House vorbei und den Berg hinunter, und dann liegt es gleich auf der rechten Seite. Sie können es überhaupt nicht verfehlen. Es ist ein richtiger Schandfleck. Ein rotes Ziegelsteingebäude, völlig fehl am Platz zwischen all den Feldern.« Sie runzelte die Stirn.
»Ich weiß nicht, warum er gestern Abend nicht hier war. Ich hoffe doch, er ist nicht krank?«
»Ich werde es herausfinden«, sagte Markby.
»Oh, danke!« Sie strahlte ihn an. Sie war ein nettes Mädchen, diese Daphne. Nein, nicht Mädchen – Frau! Auch er war in die Wortfalle getappt. Daphne war eine junge Frau in der Blüte ihrer Jahre. Der Leichnam auf Fullers Tisch, das war ein Mädchen, jung, unschuldig, ohne Chance zum Erblühen.
»Ich brauche jede noch so kleine Information über dieses Mädchen«, sagte er leise.
»Es ist von größter Bedeutung, sonst würde ich Sie bestimmt nicht belästigen.«
»Sie ist tot, nicht wahr?«, flüsterte Daphne. Sie warf einen Blick in die Runde, doch selbst die funkelnde neue Küche war kein Trost.
»Ich hab es heute Morgen im Radio gehört, in den Lokalnachrichten. Sie sagen, dass ein Leichnam gefunden, aber noch nicht identifiziert worden sei. Wir kennen ihren Namen nicht, Mr. Markby, das ist die Wahrheit!«
»Trotzdem
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