Ein Schöner Ort Zum Sterben
und bewegte ihn kreisförmig.
»Von der Rolle. Wir haben keinen Kontakt mit ihm! Er ist der Schweinehirt von Park House.«
»Ich denke mir, deine Mutter war häufiger dort draußen, als junges Mädchen?«
»Vermutlich. Was geht Sie das an?«
»Hat deine Mutter dir je von dem Mausoleum im Park erzählt?«
»Nein. Was ist ein Mausoleum?«
»Eine Art Kapelle, wo die Mitglieder der Familie Devaux begraben liegen.«
»Darüber weiß ich nichts«, sagte Nikki ein wenig zu schnell.
»Ganz sicher?« Nikki blieb stehen und stampfte mit dem Fuß auf. Ihre Wangen waren hektisch gerötet, und die grünen Augen funkelten giftig wie die ihrer Mutter.
»Lassen Sie mich und meine Mum in Ruhe! Sie hatten kein Recht, einfach so zu uns nach Hause zu kommen! All das hat doch überhaupt nichts mit uns zu tun, oder?« Sie rannte los, drängte sich zwischen ihren Schulfreunden hindurch und verschwand in der Menge.
»Was für eine kleine Kratzbürste«, entfuhr es Helen.
»Und lügt, wenn sie den Mund aufmacht.« Sie ging der verschwundenen Nikki langsam hinterher. Unvermittelt ertönte vor ihr eine Kakophonie aus Kreischen und Johlen. Helen hastete auf den Ursprung des Lärms zu und sah, dass er von einer Gruppe dicht gedrängt zusammenstehender Jugendlicher kam. Ganz offensichtlich war ein Kampf ausgebrochen. Ein gemischter Kreis aus Jungen und Mädchen hatte sich gebildet, und sie brüllten Schimpfworte oder feuerten die Streithähne an. Über allem war das Ächzen, Keuchen, Schreien und Schlagen zu hören, das aus der Mitte des Kreises herrührte. Helen bahnte sich einen Weg nach vorn, packte Arme und Schultern und schubste Jungen und Mädchen zur Seite. Es schien Helen, als wären die Zuschauer von der nackten Blutgier gepackt, der gleichen Blutgier, die der Mob gezeigt hatte, der die Karren der Guillotine begleitete. Dass sie es hier mit Jugendlichen zu tun hatte, machte es nur noch schlimmer. Als Helen schließlich den inneren Kreis erreicht hatte, bot sich ihr ein außergewöhnlicher Anblick. Es war kein Kampf zwischen zwei Jungen oder zwei Mädchen, was heutzutage gar nicht so ungewöhnlich war. Es handelte sich um einen Jungen und ein Mädchen, und der Junge war der Unterlegene. Er lag auf dem Boden, trat mit den Füßen aus, fluchte heftig und bemühte sich vergeblich, Nikki Arnold abzuschütteln, die auf seiner Brust kniete, ihn mit beiden Fäusten bearbeitete und kreischte:
»Wag es nie wieder, mich eine schmutzige Schlampe zu nennen, Paul Harris!« Sie fügte ihren Worten eine breite Auswahl an Schimpfworten hinzu, die bei den Zuschauern brüllendes Gelächter hervorrief.
»Nikki!«, rief Helen und stürzte vor. Sie schlang beide Arme um das Mädchen und zerrte es von seinem niedergestreckten Opfer.
»Lass mich los, verdammter Bulle!«, kreischte Nikki, trat nach hinten aus und erwischte Helen schmerzhaft am Schienbein.
»Im Leben nicht!«, versprach Helen mit zusammengebissenen Zähnen. Die Menge, die fürchtete, ihrer Unterhaltung beraubt zu werden, begann zu johlen und drohte, handgreiflich zu werden. Nikkis Opfer nutzte die Gelegenheit, um sich aufzurappeln und mit zerkratztem Gesicht und blutigem Mund Fersengeld zu geben, trotz der Hohnrufe seiner Alterskameraden.
An der Straßenecke blieb der Junge kurz stehen, wandte sich um und rief:
»Du wirst genauso enden wie deine Freundin, Nikki Arnold!«
»Oooh-aaah!«, brüllte die Menge und drängte sich dichter um Helen und die sich immer noch wehrende Nikki.
»Ich bin Polizeibeamtin!«, bellte Helen über den Lärm hinweg. Das reichte. Sie zerstreuten sich wie Blätter im Wind.
»Was hatte das zu bedeuten, Nikki?« Helen ließ ihre Gefangene los, die mit rotem Gesicht, nach Luft ächzend und zornerfüllt herumwirbelte und sie anstarrte.
»Warum zur Hölle mussten Sie sich einmischen? Er hat mir Schimpfworte hinterhergerufen, und ich hatte ihn da, wo ich ihn wollte! Ich war noch nicht fertig mit ihm.«
»Warum hat er dir Schimpfworte hinterhergerufen?«, fragte Helen energisch.
»Weil er ein Scheißkerl ist, darum! Ich hab nicht damit angefangen! Er hat mich Schlampe genannt!«
»Warum?«, wiederholte Helen erbarmungslos ihre Frage. Nikkis Augen funkelten, und sie gab eine unflätige Antwort.
»Sprich nicht in diesem Ton mit mir! Wenn die Jungen eine so schlechte Meinung von dir haben, dann liegt es vielleicht an etwas, das du angestellt hast?«
»Das geht Sie überhaupt nichts an!«, entgegnete Nikki schmollend.
»Ich kann selbst auf mich
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