Ein Schöner Ort Zum Sterben
noch nicht.« Ein weiteres selbstgefälliges Grinsen.
»In welchen Pubs?«, fragte Helen scharf.
»Wo haben Sie sie gesehen?«
»Überall in der Stadt. Im Royal George, im Silver Bells. Sie haben es sogar im Club versucht, bis der Manager – der alte, nicht der neue Typ – ihnen gesagt hat, sie sollen verschwinden.« Helen seufzte. Das Muster trat nur allzu deutlich zutage. Sie ließ den Blick einmal mehr durch die Wohnung mit all dem teuren elektronischen Firlefanz schweifen. Ein paar Fragen waren noch offen.
»Haben Sie eine Arbeit?«, fragte sie Dom. Er blickte sie entrüstet an.
»Selbstverständlich! Ich habe sogar eine feste Anstellung. Warum wollen Sie das nun wieder wissen?«
»Irgendjemand hier scheint ziemlich gutes Geld zu verdienen.« Sie deutete auf die elektronischen Spielereien. Dom beugte sich vor.
»Das gehört alles mir. Ich hab dafür geschuftet, verstehen Sie? Es ist meine Sache, wofür ich mein Geld ausgebe. Unsere Mum arbeitet auch. Sie bezahlt das Essen und so weiter.« Wahrscheinlich trug er so gut wie nichts zum Lebensunterhalt der Familie bei. Scharf fragte Helen:
»Wo arbeiten Sie?«
»Ich bin bei einer Reinigungsfirma. Büros. Die Firma, für die ich arbeite, hat jede Menge Auftraggeber in der Stadt. Es ist ein guter Job.« Helen runzelte die Stirn.
»Diese Firma reinigt nicht zufällig auch die Büroräume von Park House?«
»Sicher«, sagte Dom gedankenlos. Dann hellte sich seine Miene auf.
»Ein echter Feger mit irren Beinen arbeitet dort, in diesen Büros!«
»Waren Sie je im Haus selbst? In dem Teil, in dem die Fami lie lebt?« Er zuckte die schmalen Schultern.
»Nein … hätte nichts dagegen, mich mal umzusehen. Aber keine Chance. Diese Sekretärin, die mit den Beinen, sie beobachtet die Reinigungstrupps die ganze Zeit. Und wir beobachten sie!« Dom kicherte.
»Möglicherweise werden wir uns noch einmal mit Ihnen unterhalten müssen«, unterbrach Helen seinen Heiterkeitsausbruch. Sie wandte sich zu seinem jüngeren Bruder um, der mit einem schmutzigen Taschentuch vor dem Mund schweigend zugehört hatte.
»Paul, ich würde vorschlagen, dass du dir einen Termin beim Schulzahnarzt geben lässt, wegen diesem abgebrochenen Zahn, in Ordnung?«
»Wir haben es also mit zwei Schulmädchen zu tun, die auf den Strich gegangen sind«, sagte Helen später niedergeschlagen zu Markby.
»Amateurnutten, die sich ihr Taschengeld aufbessern. Das werden wir nie beweisen können. Dom hat es mir nur erzählt, weil er seinen Bruder Paul verteidigen wollte, der von Nikki verprügelt wurde. Ansonsten wird niemand zugeben, dass er etwas darüber weiß. Was diesen Dom betrifft – er hat eine Menge teurer Unterhaltungselektronik und anderen Firlefanz in der Wohnung stehen, obwohl alles andere auf einen eher niedrigen Lebensstandard hindeutet. Dom arbeitet übrigens für eine Reinigungsfirma, die auch die Büros von Park House säubert. Er schwört, dass er noch nie einen Fuß in den privaten Teil des Anwesens gesetzt hat. Er sagt, eine Sekretärin – seiner Beschreibung zufolge handelt es sich um Maria Lewis – würde die Reinigungstrupps ununterbrochen beaufsichtigen.«
»Also ist dieser Dom irgendwie in krumme Geschäfte verwickelt, wie es aussieht. Es könnte eine Spur sein, aber sie könnte uns auch in die falsche Richtung führen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Maria Lewis mit Argusaugen darüber wacht, dass die Reinigungsfirma genau das tut, wofür sie bezahlt wird, und sich keiner in den Wohntrakt schleicht. Aber das müssen wir genauer überprüfen. Was dieses Mädchen angeht, Nikki Arnold – sie ist offensichtlich moralisch stark gefährdet. Wir könnten das Jugendamt informieren. Vielleicht lässt sich eine Vormundschaft erwirken.«
»Nein!«
Markby sah überrascht auf. Helens Wangen waren gerötet, und ihre Augen blitzten leidenschaftlich.
»Verzeihung, Sir«, sagte sie verlegen.
»Aber ich bin ehrlich davon überzeugt, dass wir damit alles nur noch schlimmer machen würden. Mrs. Arnold mag keine gute Mutter sein, aber sie liebt ihre Tochter. Die Zuneigung scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Sie sind eine richtige kleine Familie, ganz gleich, wie unvollkommen. Würden wir versuchen, Nikki ihrer Mutter wegzunehmen, käme es zum Desaster. Sie würde uns niemals verzeihen, und sie würde ganz bestimmt nicht mehr kooperieren. Und Nikki ist fünfzehn, ein paar Monate älter als Lynne. Wenn das Jugendamt sie in ein Heim stecken würde, würde sie davonlaufen.
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