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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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der Burginnenhof aus derselben Perspektive. Die Türflügel wirkten auch hier wie ein Rahmen auf dem Bild, aber …
    „Schade, d-dass m-man den alten Br-brunnen abgerissen hat.“
    Ich hob den Blick. „Heißt das, da war mal ein anderer Brunnen?“
    Er nickte. „M-mit einer St-sta…“
    „Mit einer Statue?“ Meine Finger begannen zu kribbeln.
    Malcolm nickte erneut.
    „Warum hat man ihn abgerissen?“, wollte ich wissen.
    „W-weiß nicht. Ist l-lange her.“
    „Wie lange?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Sehr l-lange. Es gi-gibt ein Gemälde.“
    „Weißt du, wo es hängt?“
    „In der Pi-Pinakothek.“
    Ich lächelte zufrieden, schlug das Buch zu und reichte es ihm zurück. „Das sind wirklich tolle Fotos, Malcolm. Du kannst stolz darauf sein.“
    Er schien fast beschämt bei diesen Worten, doch die Art und Weise, wie er mit den Händen über den Einband strich, bewies, dass er sie gerne hörte.
    „Weißt du, Malcolm“, sagte ich und gähnte in meine Faust. „Ich glaube, ich sollte wirklich langsam in mein Bett.“
    „S-soll ich dich raufbringen?“
    „Nicht nötig. Das schaffe ich schon.“ Ich erhob mich aus dem Sessel. „Gute Nacht, Malcolm!“
    „Schlaf gut!“
    „Du auch.“ Ich lächelte ihm zu und ging.
    Ein kleiner Spaziergang vor dem Schlafengehen konnte eigentlich nicht schaden, zumindest nicht, wenn ich mich in diesen Gängen nicht verlief.
    Vor dem Speisesaal blieb ich stehen, blickte den Flur hinauf und hinab und überlegte, welche Richtung ich einschlagen sollte. Es gab zwei Bildergalerien. Die große Ahnengalerie befand sich im Erdgeschoss, gleich neben dem Vestibül. Die etwas kleinere Pinakothek befand sich genau ein Stockwerk höher; beide waren im Ostflügel zu finden. Wenn ich also den Gang in Richtung Treppenturm nahm, ins Vestibül hinunter- und den anderen Turm hinaufging, müsste ich genau in dem Flur herauskommen, wo diese grauenvolle Statue mit den Hörnern stand, die sich, soweit ich mich erinnern konnte, vor der Pinakothek befand – oder? Mist! Ich überlegte noch immer, als Ryan am Ende des Flures um die Ecke bog, und meine innere Stimme sagte mir, dass er mein Vorhaben nicht gerade mit Begeisterung aufnehmen würde, zumindest nicht um diese Uhrzeit.
    „Willst du ins Bett?“, fragte er, als er näher kam und eine Wolke aus Whisky und Zigarren hinter sich herzog.
    Ich nickte. „Ja. Der Tag war ziemlich lang.“
    „Na komm! Ich bringe dich rauf“, sagte er und legte seine Hand in meinen Rücken.
    Ich wich ihm aus und lächelte. „Das ist wirklich lieb von dir, Ryan, aber das musst du nicht. Ich finde den Weg schon allein.“
    „Ich möchte es aber“, erwiderte er und schob mich vorwärts.
    „Die Jungs werden dich vermissen!“
    „Die sind damit beschäftigt, Ruperts Whiskyreserven zu vernichten. Außerdem bin ich auch müde. Na los!“
    Am Turm angekommen, biss ich mir auf die Unterlippe und warf den Stufen, die nach unten führten, einen Blick zu.
    „Was ist?“, fragte er.
    „Ach, nichts“, murmelte ich und ging nach oben.
    Auf halber Höhe zu den Mansarden machte er mir noch einen Strich durch die Rechnung. „Bleib bitte heute Nacht in deinem Zimmer“, sagte er. „Egal was passiert, hörst du?“
    „Was, wenn ich es nicht tue?“
    „Ich möchte dich ungern einsperren, glaub mir, aber ich würde es tun.“
    Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. „Du würdest mich tatsächlich in meinem Zimmer einschließen?“
    „Wenn es dich davon abhält, nachts allein durch das Schloss zu streifen – ja.“ Er sah mich an und zuckte noch nicht mal mit der Wimper.
    „Du meinst das wirklich ernst.“
    Er nickte. „Ich bitte dich, in deinem Zimmer zu bleiben, Jo. Also tu das auch, aye?“
    „Ich kann es dir nicht versprechen, aber ich werde mein Bestes geben, in Ordnung?“
    „Musst du eigentlich immer deinen Kopf durchsetzen?“
    Ich zuckte mit den Schultern, drehte mich wieder um und stieg die restlichen Stufen hinauf. „Bislang bin ich damit ganz gut durchs Leben gekommen.“
    Als wir endlich an meinem Zimmer ankamen, öffnete ich die Tür und blickte Ryan fragend an.
    „Was ist? Willst du noch nachsehen, ob da ein Gespenst unter meinem Bett sitzt?“
    Ryan lachte laut auf. „Oh, Joanna! “, sagte er in breitem schottischen Dialekt. „Wenn da ein Gespenst unter deinem Bett sitzt, dann kann ich es nur bedauern.“
    Im nächsten Moment wünschte er mir eine gute Nacht, küsste mich flüchtig auf die Wange, schob mich in mein Zimmer und schloss

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