Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
Vom Netzwerk:
Geheimtür gegangen, stand nun auf der anderen Seite und überwachte von dort aus die Arbeiten. Ich konnte seine Stimme durch ein Headset hören, wenn ich es fest an mein Ohr presste und mir das andere zuhielt. Als er nach etwa zweieinhalb Stunden verstaubt und breit grinsend zum Vorschein kam, atmete ich erleichtert auf.
    Am Nachmittag wurden die sterblichen Überreste der Frau abtransportiert und nach Edinburgh überführt, und am frühen Abend standen Lucas, Ryan, Malcolm, Finn und ich mehr oder weniger aneinandergedrängt in dem kleinen, beengten Raum und betrachteten die Apparatur. 
    „Sieht wie eine kleine Orgel aus“, sagte Finn bereits in Gedanken und setzte sich auf den Stuhl davor.
    „Was meinst du?“, fragte Ryan. „Kriegst du das Ding in Gang?“
    „Denke schon. Gib mir ein bisschen Zeit.“
    „Die hast du. Lucas, wie viele Headsets haben wir?“
    „Vier.“
    „Vier und unsere Handys“, verbesserte Ryan. „Okay! Finn, du siehst zu, dass du das Ding in Gang bekommst. Ich schicke dir Ailsa mit was zu essen runter.“
    Finn war schon längst in den Aufbau des Apparates vertieft und machte nur eine wegwerfende Handbewegung, was wohl so viel hieß wie, mach, was du willst, aber lass mich in Ruhe.
    Ryan lächelte. „Kommt!“, sagte er und ging allen voran den schmalen Gang zurück. Überall standen Rattenfallen, und Malcolm hatte mir mit leuchtenden Augen erzählt, dass Rupert noch am Abend vorher zwei von ihnen mit der Flinte erlegt hatte. Mir grauste schon allein bei dem Gedanken daran, und ich blickte wachsam umher, ob sich nicht doch irgendwo ein nacktschwänziges Ungeheuer aus den Ecken an mich heranpirschte. Dem war erfreulicherweise nicht so.
    Die Geheimtür war nun durch einen kleinen Riegel von beiden Seiten aus zu öffnen und zu schließen. Und obwohl wir alles Mögliche unternommen hatten, um die Pinakothek zu schützen, schaffte es hin und wieder ein Luftzug hinauf, um dort den Staub aufzuwirbeln und weiterzuschicken. Der Boden der Galerie war bereits jetzt mit einer feinen Schicht überzogen, und unsere Fußspuren waren deutlich zu erkennen. Milly und ihre Mädchen hatten vorsichtshalber die Gemälde und Statuen der Pinakothek mit riesigen Laken und Tischdecken abgedeckt. Doch bei jeder Bewegung wirbelten wir den Staub erneut auf.
    „Wenn wir mit Caitlin Castle fertig sind, braucht die Burg eine Säuberung vom Kerker bis zu den Zinnen“, sagte ich und zog im Vorbeigehen die Ecke eines Lakens etwas tiefer, um auch den Sockel der Statue zu bedecken.
    „Wo gehobelt wird, fallen nun mal Späne“, meinte Lucas ungerührt und nieste kräftig.
    Nach dem Essen fanden wir uns im Kaminzimmer zusammen, tranken Whisky und warteten. Um Viertel nach zehn kam Ailsa mit der Nachricht zu uns, dass wir uns langsam vorbereiten sollten. Ryan verteilte drei Headsets an Lucas, Malcolm und mich, erklärte uns kurz deren Bedienung und schickte uns dann einzeln in verschiedene Burgflügel. Mich hatte er in den Westflügel beordert, dorthin, wo ich das Lachen bereits einmal gehört hatte. Ich war sehr nervös. Milly hatte mir aus diesem Grund zwei doppelte Whisky eingeschenkt.
    Und die tanzten gerade in meinem Blut.
    „Bis jetzt ist alles ruhig. Over, Charlie Foxtrott.“ Ich kicherte. „Entschuldigung! Das wollte ich schon immer mal sagen.“
    „Jo, es wäre schön, wenn du den gebotenen Ernst bei der Sache zeigen könntest“, ertönte Ryans Stimme.
    „Du hast recht. Tut mir leid! Over, Whisky Bravo.“
    Ein Knurren ertönte aus dem Gerät, dann klickte es, und Lucas’ Stimme erklang. „Der Wolf frisst das Kaninchen. Ich wiederhole. Der Wolf frisst das Kaninchen.“
    „Lucas!“, brüllte Ryan irgendwo hinter mir durch die Gänge, und ich brach lachend auf meinem Stuhl zusammen.
    Geschlagene dreißig Minuten später war immer noch nichts zu hören außer den gelegentlichen Fragen und Aufmunterungen von Ryan. Mir wurde langsam kalt. Ich raffte die Strickjacke vorne zusammen und zog den Reißverschluss hoch. „Wie lange soll das eigentlich so weitergehen? Sollen wir die ganze Nacht hier herumsitzen?“
    „Beweg dich ein bisschen!“, erklang Ryans Stimme. „Geh etwas umher. Das hilft.“
    „Na gut!“, sagte ich und stand auf, schlenderte den langen Korridor hinauf und wieder runter, blieb schließlich an einem Fenster stehen, öffnete es und blickte hinaus in die Nacht. Die Luft draußen schien wärmer als inmitten der Burgmauern, und sie roch fast süßlich. Ich atmete tief ein und aus. Ein

Weitere Kostenlose Bücher