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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Pfarrers wäre bei ihm geblieben.»
    «Er musste fort, zum Orgelspielen oder dergleichen. Und so löste ich ihn ab.»
    «Wie klein die Welt doch ist…! Ich hörte wohl von einem Fremden, der an der Unfallstelle gewesen sei, aber den Namen erfuhr ich nicht. Also Sie waren das!»
    «Vielleicht haben Sie mich in Marchbolt schon gesehen», warf Roger hin.
    «Kaum. Denn zur Zeit des Unglücksfalles genoss ich das Großstadtleben. Erst ein paar Tage später kehrte ich von London zurück. Waren Sie etwa bei der Leichenschau?»
    «Nein. Am Morgen nach der Tragödie reiste ich wieder ab.»
    «Roger spielte mit der Idee, sich dort ein Haus zu kaufen», sagte Sylvia. Und ihr Mann ergänzte:
    «Eine unglaublich verschrobene Idee!»
    «Gar nicht», widersprach Roger lachend.
    «Du weißt ganz genau, dass dich nach vierzehn Tagen die Reiselust ergriffen hätte und du auf und davon gegangen wärst.»
    «Einmal muss doch auch ich sesshaft werden, liebe Sylvia.»
    «Dann werde lieber in unserer Nähe sesshaft. Und nicht in einem Winkel von Wales.»
    Roger Bassington-ffrench lachte abermals, um sich dann mit einer Frage an Frankie zu wenden.
    «Gab’s keine interessanten Begleitumstände bei dem Unfall? Selbstmordverdacht oder dergleichen?»
    «Nein. Ein regelrechter Unglücksfall. Der Mann soll sich auf einer Wanderung befunden haben, wie die Verwandten, die ihn hernach identifizierten, aussagten. Eine traurige Geschichte, denn der Verunglückte war sicher kerngesund und hätte noch Jahrzehnte leben können. Haben Sie sein Bild in den Zeitungen gesehen?»
    «Ich erinnere mich nicht mehr», sagte Sylvia.
    «Warten Sie – ich habe oben einen Zeitungsausschnitt.»
    Frankie war ganz in Rage geraten. Sie rannte nach oben und kehrte gleich darauf mit dem Zeitungsblatt zurück, das sie der Hausherrin reichte. Roger trat näher und blickte Sylvia über die Schulter.
    «Finden Sie nicht, dass er gut aussieht?», fragte Frankie naiv.
    «O ja», stimmte Sylvia ihr zu. «Weißt du, wem er ähnelt, Roger? Jenem Alan Carstairs, den die Rivingtons eines Tages zum Lunch mitbrachten.»
    «Hier auf dem Bild ähnelt er ihm ein wenig. Aber in Wirklichkeit sahen sie völlig verschieden aus.»
    «Zeitungsbilder entsprechen nie der Wirklichkeit», meinte Sylvia, als sie den Ausschnitt Frankie zurückgab.
    Und damit war der Marchbolter Unglücksfall als Thema der Unterhaltung ausgereizt.
    Unschlüssig ging Frankie zu Bett. Sie hatte keinerlei Befangenheit oder Verwirrung bei Roger oder seinen Angehörigen bemerkt, und auch der Hauskauf schien eine lautere Sache zu sein.
    Das einzig lohnende Ergebnis war ein Name. Der Name Alan Carstairs.

14
     
    A m folgenden Morgen bohrte Frankie weiter, als sie mit Sylvia alleine war.
    «Wie war doch der Name, den Sie gestern erwähnten? Alan Carstairs…? Ich möchte wetten, dass ich ihn schon mal gehört habe.»
    «Sehr leicht möglich. Carstairs ist auf seinem Gebiet eine Berühmtheit. Naturwissenschaftler, Forschungsreisender und Jäger. Ich kenne ihn nur flüchtig. Einige Freunde von uns brachten ihn mit. Ein stattlicher Mann, sonnenverbrannt, und zu dem bronzefarbenen Teint bildeten die blauen Augen einen pikanten Gegensatz. Auch er ist, glaube ich, Kanadier von Geburt. Vergangenes Jahr machte er eine Afrikareise mit John Savage, dem Millionär, der aus Angst vor einem Krebsleiden Selbstmord beging. Carstairs kennt außer Afrika aber auch Südamerika. Australien – kurz, jede Ecke unseres Planeten.»
    «Also ein sehr abenteuerlustiger Mensch», sagte Frankie. «Seltsam, dass er dem Toten von Marchbolt ähnelt.»
    «Es hat wohl jeder von uns einen Doppelgänger», meinte Sylvia Bassington-ffrench.
    Weitere Bemerkungen über Alan Carstairs unterließ Frankie klugerweise. Denn auch für einen berühmten Forscher darf man nicht allzu viel Interesse zeigen!
    Ihr Herz hüpfte jedoch vor Vergnügen – sie fühlte, dass sie Fortschritte machte. Zweifellos war Alan Carstairs der Tote von Marchbolt. Er erfüllte alle Bedingungen. In Kanada geboren, hatte er in England keine nahen Verwandten, und sein Verschwinden würde geraume Zeit unbemerkt bleiben. Einen Mann, der bald in Südafrika, bald in Südamerika steckt, vermisst man nicht sofort.
    Ihre nächste Aufgabe würde sein, mehr über diesen Alan Carstairs in Erfahrung zu bringen. Seine Verbindung mit den Bassington-ffrenchs war eine rein zufällige, lediglich darauf beruhend, dass Freunde ihn in Merroway Court eingeführt hatten. Rivington hießen diese Leute, und

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