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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Aufklärung heischend ansah.
    «Es gibt schrecklich viel zu erzählen», begann er und hielt linkisch inne.
    «Ja?»
    «Erstens bin ich kein richtiger Chauffeur, obwohl ich in London in einer Garage arbeite. Und mein Name ist nicht Hawkins, sondern Jones. Bobby Jones. Ich komme aus Marchbolt in Wales.»
    Mrs Nicholson hörte aufmerksam zu, doch die Erwähnung Marchbolts sagte ihr offenbar nichts. Mithin raffte Bobby all seinen Mut zusammen und kam tapfer zum Kern der Sache.
    «Ich fürchte, dass ich Ihnen wehtun werde. Ihr Freund, dieser Alan Carstairs… er ist… tot.»
    Er sah, wie sie emporfuhr, und wandte taktvoll die Augen von ihrem Gesicht ab. Ob es sie sehr hart traf? Hatte sie sich vielleicht – wer kennt die Frauen? – Hoffnungen auf den Mann gemacht…?
    Moira schwieg geraume Zeit. Dann sagte sie leise, wie im Selbstgespräch: «Also deshalb kam er nicht wieder!»
    Bobby wagte einen scheuen Seitenblick. Gottlob, sie bewahrte eine bewunderungswürdige Haltung! Traurig und nachdenklich sah sie aus, aber das war alles.
    «Wie starb er?»
    «Er fiel über die Klippen bei Marchbolt. Durch Zufall fanden ihn der dortige Doktor und ich. Mrs Nicholson», setzte Bobby zögernd hinzu, «er hatte Ihr Bild in der Tasche.»
    «Ja?» Sie lächelte süß und wehmütig. «Lieber, guter Alan! Er war sehr treu… Wann geschah das Unglück?»
    «Vor einem Monat. Um genau zu sein: am 3. Oktober.»
    «Also kurz nach seinem Besuch hier.»
    «Ja. Erwähnte er, dass er nach Wales fahren wollte?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Kennen Sie jemanden, der Evans heißt?», forschte Bobby.
    «Evans?» Moira runzelte die Stirn, als denke sie angestrengt nach. «Evans…? Nein, ich glaube nicht. Allerdings ist es ein sehr alltäglicher Name. Wer ist dieser Evans?»
    «Das wissen wir leider nicht. Oh, da kommt Frankie!»
    Lady Frances eilte mit großen Schritten den Pfad entlang. Als sie Bobby sah, der neben Mrs Nicholson plaudernd auf der Bank saß, blieb sie wie angewurzelt stehen.
    «Hallo, Frankie, gut, dass du da bist!», rief Bobby. «Da staunst du, was? Na, du wirst gleich noch mehr staunen! Höre: Mrs Nicholson ist das Original jener bewussten Fotografie.»
    «Wie…?» Frankie blickte die schöne, zarte Frau an und lachte plötzlich auf. «Bobby, jetzt begreife ich, warum du beim Anblick von Mrs Cayman so entgeistert warst!»
    Bobby nickte. Was für ein Narr er doch gewesen war! Wie hatte er auch nur eine Sekunde glauben können, dass die Jahre eine Moira Nicholson in eine Amelia Cayman zu verwandeln vermochten!
    Mrs Nicholsons große Augen wanderten bestürzt zwischen den beiden Gefährten hin und her. «Wollen Sie mir nicht bitte…», begann sie schüchtern.
    «Ja, ja, natürlich», sagte Bobby Jones. «Wirklich, es gibt so viel zu erzählen, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll!»
    Und er beschrieb ihr die Caymans und ihre Identifizierung des Toten.
    «Aber… ich verstehe noch immer nicht ganz», stammelte Moira. «Wessen Leichnam war es denn nun – der ihres Bruders oder Alan Carstairs’?»
    «Genau das ist der springende Punkt – da beginnen die schmutzigen Tricks», erläuterte der Pfarrerssohn.
    «Und dann», fuhr Frankie fort, «wurde Bobby vergiftet.»
    «Acht Gran Morphium», sagte Bobby Jones, sich erinnernd. Aber Frankie ließ ihn nicht weiterreden.
    «Deine Krankengeschichte interessiert uns nicht, mein Lieber. Du bist fähig, stundenlang darüber zu schwatzen. Lass lieber mich erklären.» Sie holte tief Atem. «Also diese Caymans, Mrs Nicholson, kamen nach der amtlichen Leichenschau zu Bobby und horchten ihn aus, ob der angebliche Bruder vor seinem Tod etwas gesagt habe. Bobby verneinte es. Hinterher entsann er sich jedoch, dass Pritchard – so nannten ihn die Caymans – von einem Evans gesprochen hatte, und teilte es ihnen mit. Einige Tage später wurde ihm eine Stellung in Peru oder irgendeiner anderen südamerikanischen Republik angeboten, und als er sie ausschlug, schüttete man eine Portion Morphium…»
    «Acht Gran», präzisierte Bobby.
    «… in sein Bier. Und nur weil er einen unglaublich abgebrühten Magen hat, kam er mit dem Leben davon. Und daraufhin schlossen wir messerscharf, dass Pritchard – oder Carstairs – hinuntergestoßen worden sein musste.»
    «Aber wie?», fragte Moira.
    «Begreifen Sie es nicht…? Nein? Nun, uns leuchtete es sofort ein. Aber vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Jedenfalls kamen wir überein, dass Roger Bassington-ffrench der Täter

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