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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hingehen? Ich besitze kein Geld. Und wenn ich irgendwen ins Vertrauen zöge, würde der Betreffende mich für eine Fantastin halten und mir nicht glauben.»
    «Nun, ich glaube Ihnen», sagte Bobby. Von neuem fing er an zu überlegen, und als habe er sich zu einem Entschluss durchgerungen, fuhr er fort: «Hören Sie. Ich will Ihnen ganz direkt eine Frage stellen, Mrs Nicholson. Kennen Sie einen Mann namens Carstairs?» Er sah, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.
    «Warum fragen Sie mich danach?»
    «Weil es sehr wichtig ist. Ich bin überzeugt davon, dass Sie Carstairs kannten und ihm Ihre Fotografie schenkten.»
    Sie schwieg, saß mit niedergeschlagenen Augen da, regungslos wie eine Bildsäule. Nach einer Weile hob sie den Kopf und blickte Bobby offen ins Gesicht.
    «Ja. Das ist richtig», sagte sie. «Ich habe ihn vor meiner Ehe gekannt.»
    «Hat er Sie hier einmal aufgesucht?»
    «Ein einziges Mal.»
    «Vor einem Monat etwa, nicht wahr?», fragte Bobby.
    «Ja. Es muss vor ungefähr einem Monat gewesen sein. Wie er herausgefunden hat, dass ich hier lebe, weiß ich nicht, denn ich habe ihm seit meiner Heirat nicht mehr geschrieben.»
    «Hat Ihr Gatte von Carstairs’ Besuch erfahren?»
    «Das glaube ich nicht. Jedenfalls machte er nie eine Anspielung.»
    «Haben Sie mit Carstairs über Ihre unglückliche Ehe gesprochen?»
    «O nein. Ich gab mir sogar alle Mühe, es ihn nicht ahnen zu lassen.»
    «Er kann es trotzdem gemerkt haben.»
    «Das ist möglich», sagte sie leise.
    Bobby Jones trat ans Fenster und sah ein paar Sekunden in den Wirtshausgarten hinaus. Dann wandte er sich wieder um und stellte eine weitere Frage: «Mrs Nicholson, würden Sie Ihren Gatten einen eifersüchtigen Mann nennen?»
    «Ja. Sehr eifersüchtig. Seine Eifersucht würde sich auch auf mich erstrecken, obwohl er sich nichts aus mir macht. Ich bin sein Eigentum, verstehen Sie? Ah, er ist ein sehr, sehr eigenartiger Mensch.» Plötzlich zuckte sie erschrocken zusammen. «Sie… Sie sind doch nicht etwa von der Polizei?»
    «Ich…? O nein!» Bobby sah an seiner Chauffeurslivree hinunter. «Das hier ist eine ziemlich lange Geschichte.»
    «Der Wirt sagte, Sie seien Lady Frances Derwents Chauffeur. Ich lernte sie beim Dinner in Merroway Court kennen.»
    «Das weiß ich.» Eine Pause. «Wir müssen uns mit ihr in Verbindung setzen, Mrs Nicholson. Und für mich ist das ein bisschen schwierig. Darf ich Sie bitten, Lady Derwent anzurufen und sie zu veranlassen, sich irgendwo draußen mit Ihnen zu treffen?»
    «Wenn Sie es für nötig halten», erwiderte Moira widerstrebend.
    «Ja. Es ist nötig. Dringend nötig.»
    Mrs Nicholson erhob sich.
    «Gut. Ich werde anrufen.» Sie ging zur Tür und zögerte, die Hand auf der Klinke.
    «Alan», sagte sie leise. «Alan Carstairs. Haben Sie ihn gesehen?»
    «Ja. Aber nicht kürzlich.»
    Sie weiß nicht, dass er tot ist, dachte er mitleidig. Woher sollte sie es auch wissen…? Und hastig setzte er hinzu:
    «Telefonieren Sie mit Lady Frances. Dann werden Sie alles erfahren.»

19
    N ach wenigen Minuten kehrte Moira Nicholson zurück.
    «Ich habe Lady Frances erreicht», berichtete sie, «und als Treffpunkt einen kleinen Pavillon unweit des Flusses ausgemacht. Es wird sie natürlich befremdet haben, aber sie versprach, sofort zu kommen.»
    «Gut», entgegnete Bobby. «Nun beschreiben Sie mir genau, wo der Pavillon liegt und wie man am besten hinkommt. Sie werden zunächst allein hingehen, ich komme ein Weilchen später nach.»
    Auch dieser Anordnung fügte Moira sich ohne weiteres. Als sie fort war, schlenderte Bobby in den Schankraum hinüber und pirschte sich an Mr Askew heran. Moiras Besuch konnte leicht zu Klatsch Anlass geben, und darum gebot die Klugheit, Gegenmaßnahmen zu treffen.
    «Drollige Sache!», warf Bobby hin. «Ich bin mal bei dem Onkel von Mrs Nicholson in Stellung gewesen, einem Kanadier.»
    «Ach so!», rief Mr Askew. «Ich wunderte mich auch schon.»
    «Ja. Sie hatte mich im Vorbeifahren wiedererkannt und wollte mal nach mir schauen. Eine freundliche, angenehme Dame.»
    «Sehr angenehm», bestätigte der Wirt. «Führt kein beneidenswertes Leben dort im Birkenhof.»
    «Mein Geschmack wär’s jedenfalls nicht!»
    Nachdem Bobby seinen Zweck erreicht hatte, spazierte er gemächlich im Dorf umher und schlug schließlich die von Moira angegebene Richtung ein. Er fand den Pavillon ohne Schwierigkeiten, und während er mit Moira auf Lady Frances Derwent wartete, merkte er, wie die Frau ihn

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