Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Nachbarboxen gestellt. Dann können sie sich schon mal kennenlernen.“
Er grunzte.
Hope stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute in die Box von Nicodemus. „Wie geht es Ihrem Wallach?“
Sie ließ einfach nicht locker. Widerwillig antwortete Jakob: „Ich denke, in ein paar Tagen geht es ihm wieder gut.“
„Sie kümmern sich wirklich gut um Ihre Tiere. Das habe ich gleich am ersten Tag gemerkt. Mein Maulesel fühlt sich hier auch richtig wohl. Und sie hat ein Gedächtnis, das so lang ist wie ihre Ohren. Sie werden sehen, morgen früh wird sie Ihnen ihre Dankbarkeit zeigen.“
Er antwortete nicht, sondern prüfte den Riegel an Josephines Box, damit sie die Tür nicht wieder aufmachen konnte. Sie schien ein besonderes Talent dafür zu haben. Ungefähr einmal in der Woche schaffte sie es, und wenn Jakob dann in den Stall kam, fand er sie bei einem der anderen Tiere. Früher hatte er geglaubt, dass Naomi oder Phineas heimlich die Boxentür aufließen, um sich einen Spaß zu machen, aber sie waren es nicht gewesen.
„Das ist ja ein ziemlicher Riegel, den Sie da an der Box haben. So einen großen hab ich noch nie gesehen.“
„Josephine hat ein Talent zum Ausbrechen. Selbst bei diesem Riegel schafft sie es. Sie knabbert und schubst so lange daran herum, bis der Riegel sich zur Seite schiebt.“
„Temperament. Das ist eine gute Eigenschaft. Egal ob bei einem Tier oder bei einem Kind, es macht einem oft Kopfschmerzen, aber am Ende sind es doch die temperamentvollen, die den richtigen Mumm haben und Sachen auf den Sprung bringen.“
„Sachen in Schwung bringen.“ Kaum hatte er sie verbessert, fragte Jakob sich, warum er sich überhaupt die Mühe machte. Hope brachte oft die Sprichwörter durcheinander, aber selbst dann machten sie meist noch Sinn. Die Temperamentvollen halfen den Sachen wirklich oft auf die Sprünge, obwohl sie ihre Eltern in der Kindheit mehr Energie kosteten.
„Schwung. Den werden wir in der nächsten Zeit auch brauchen, wo die Ernte doch bald losgeht. Vielleicht gönnt Gott Nicodemus einfach ein paar Tage Ruhe, damit er dann genug Kraft hat, wenn die richtige Arbeit anfängt. Solange ich hier bin, können Sie gerne Hattie einspannen.“
„Es wird ihm bald besser gehen.“ Es musste ihm einfach bald besser gehen. Jakob brauchte seinen Wallach. Außerdem würde Hope nicht mehr lange hier sein – vielleicht nur noch eine Woche. Annie sagte, dass Hope noch auf mindestens fünf Farmen bei der Ernte helfen wollte. Jakob ging zu der Box seines großen, braunen Wallachs. Obwohl Nicodemus der Huf wehtat, stellte er ihn doch ganz auf den Boden. Das war ein gutes Zeichen. „Bevor ich ins Bett gehe, werde ich den Verband abmachen. Vielleicht reibe ich sein Bein auch noch ein.“
„Ich könnte Ihnen etwas anrühren, wenn Sie nichts zum Einreiben da haben.“
„Ich habe McLeans Extra Stark da.“
„Uiuiui! Wenn ihm das nicht hilft, dann hilft ihm nichts.“
Erstaunt über diese heftige Reaktion sah Jakob sie endlich an.
Hope rümpfte ihre Nase, sodass die Sommersprossen aneinanderstießen. „Das Zeug stinkt so schrecklich, dass der Schmerz sich sofort verzieht und die Verletzung um Gnade winselt.“
Trotz seiner schlechten Laune glättete sich Jakobs Stirn bei diesen Worten. „Es riecht wirklich nicht gut.“
„Nicht gut?“
Die Erinnerung an den beißenden Gestank trieb ihm fast die Tränen in die Augen, und er musste zugeben: „Schrecklich. Es riecht wirklich schrecklich.“
Hope verschränkte die Arme und klopfte mit dem Fuß auf den Boden. „Der Gestank kann es mit einem Stinktier aufnehmen.“
Damit hatte sie nicht ganz unrecht, aber es war mehr ihre Stimme als ihre Worte, die ihre Meinung deutlich machte. Jakobs Lippen zuckten.
Hopes Augen leuchteten. „Ein Stinktier im Klohäuschen.“
Diese verrückte Frau schaffte es immer wieder. Selbst wenn sie gar nicht witzig sein wollte, war sie es doch, aber wenn sie es wollte, dann lief sie zu Höchstform auf. Fast gegen seinen Willen spürte Jakob, wie sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.
Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. Dann beugte sie sich ein kleines Stück in seine Richtung und fügte hinzu: „Und wenn dann noch ein Wind weht – ein starker Wind ...“
Jetzt musste er lachen.
Und sie lachte mit ihm. „Ich kann den Gestank nicht aushalten. Wenn Sie Nicodemus damit wirklich einreiben wollen, dann renne ich wie ein Hase, und Phineas muss Ihnen helfen. Das Einzige, das Sie dann von mir
Weitere Kostenlose Bücher