Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
gefahren?, dachte sie, als sie seine erstaunten Augen sah und lachen musste. „Da habe ich mich irgendwie komisch ausgedrückt. Das hört sich an, als würde ich Annie mit einem Pferd vergleichen, aber so habe ich es nicht gemeint.“ Hope drehte sich wieder zum Herd.
Mr Stauffer sagte nichts mehr. Selbst wenn die eine Treppenstufe nicht knarren würde, hätte sie gewusst, dass er gegangen war. Die Küche fühlte sich anders an, wenn er da war. Irgendwie kleiner. Sie stellte ein Glas in das heiße Wasser. Ein seltsamer Gedanke. Der Dampf vernebelt mir wohl den Kopf und bringt meine Gedanken durcheinander.
Sie hatte nur noch Erbsen für vier weitere Gläser. Als sie damit fertig war und der Haferbrei auf dem Herd kochte, schnappte Hope sich ihre Stiefel und ging nach draußen. Der Hahn wachte auf und die ersten Sonnenstrahlen waren am Horizont zu erkennen. Als sie sich gerade hingesetzt hatte, um ihre Stiefel anzuziehen, da öffnete sich die Fliegengittertür hinter ihr. Statt sich umzudrehen, zog sie die Schnürsenkel an ihrem rechten Stiefel fest. „Wird ein heißer Tag heute.“
„Wenn ich in der Stadt bin, werden wir mit den anderen Farmern darüber reden, wann wir mit der Ernte beginnen. Meine Felder sind normalerweise die Ersten. Dann kommt Smith, dann Richardson. Am Sonntag nach der Kirche haben wir überlegt, ob wir am Freitag anfangen wollen.“
„Das habe ich gehört.“ Sie lächelte ihn an. „Sie haben hier zwei Erntemaschinen. Das ist wirklich gut. Da es hier so heiß wird, muss der Weizen geerntet werden, bevor er verbrennt.“
Er räusperte sich. „So heiß, wie es jetzt ist, würde ich lieber schon morgen mit der Ernte anfangen. Ich weiß nicht, ob wir das hier wirklich in zwei Tagen schaffen. An manchen Orten sagt man, dass ein Tag wie der andere ist, und ernten auch am Sonntag, aber das machen wir hier in Gooding nicht.“
„Ich kann keinem Mann sagen, was er auf seinen Feldern zu tun und zu lassen hat oder was zwischen ihm und seinem Herrn richtig ist, aber tief in meinem Herzen sehe ich es genauso wie Sie. Wenn man sich nicht an den Sonntag hält, dann kann sich niemand ausruhen.“
Nach einer kurzen Pause fuhr Hope fort: „Ich habe sowieso schon mit drei Tagen gerechnet. Egal wie hart die Männer und die Tiere arbeiten – eine Erntemaschine hat immer dieselbe Geschwindigkeit. Zwölf oder dreizehn Morgen am Tag. Ich schätze, Sie haben fünfzig, vielleicht sechzig Morgen, die da reif im Wind wehen. Wenn Sie morgen schon anfangen, dann sind Sie auf jeden Fall Samstagabend fertig.“
„Das ist alles sehr kurzfristig. Ich hätte es dir schon gestern Abend sagen sollen.“
Hope schüttelte den Kopf. „Hätte für mich nichts geändert, aber es hätte Ihre Schwester zu sehr aufgeregt. Wir haben das alles hier im Griff.“ In Gedanken stellte sie eine Liste mit den Dingen zusammen, die sie heute noch tun musste. Sie band den Stiefel zu, steckte den linken Fuß in den anderen Stiefel und seufzte leise, als sie ihn zuband.
„Hast du dich am Fuß verletzt? Oder passen die Stiefel nicht?“
„Sie passen sehr gut. Es ist nur so, wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich barfuß laufen wie die Heiden.“ Sie strich ihr Kleid glatt und stand auf. „In der Bibel haben Adam und Eva am Anfang nur Blätter an, dann macht Gott ihnen Kleider aus Tierhäuten.“
„Ja?“ Er schaute sie fragend an.
„Keiner von beiden hatte Schuhe an. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen? Ich wette, der Teufel war neidisch auf uns Menschen, weil wir Füße haben. Schlangen haben keine, deshalb hat der alte Luzifer sich wahrscheinlich gedacht, die Menschen müssen Schuhe tragen. Dann können sie sich nicht über taunasses Gras unter ihren nackten Füßen freuen oder den weichen Schlamm zwischen den Zehen spüren. Schuhe. So hat er es geschafft. Als der Mensch nicht mehr im Paradies war, musste er Schuhe tragen. Ist schon komisch, oder?“
„Kann ich nicht sagen.“ Ein Lächeln breitete sich auf Mr Stauffers Gesicht aus. „Ich weiß selbst, dass es nur eine Sache gibt, die besser ist als ein Paar gut eingelaufener Stiefel – sie auszuziehen!“
„Das ist ein guter Gedanke. Dann kann ich für beides dankbar sein.“
* * *
Jakob musste lächeln, und der kleine Schnitt von seinem Rasiermesser heute morgen brannte wieder. Geschah ihm recht. Er hatte sich so viele Gedanken darüber gemacht, ob Hope die Arbeit hier schaffte und richtig machte, dass er sie völlig falsch eingeschätzt hatte. Beim
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