Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
würde.
Elan – so hatte seine Großmutter das immer genannt. Die Energie der Männer, die eine wichtige Aufgabe vor sich hatten. Manche kamen von gerade entstandenen neuen Farmen, doch die meisten hatten Farmen, die ungefähr so groß waren wie die von Jakob, und zwei Farmer besaßen sogar Ländereien, die doppelt so groß waren wie seine. Aber das spielte keine Rolle. Jeder einzelne Mann würde so lange arbeiten, bis die Arbeit getan war. An einem Morgen wie diesem dachte Jakob immer daran, dass es im Himmel einmal so sein würde – jeder hatte das gleiche Ziel vor Augen und alle packten für dieselbe Sache mit an, um Gott die Ehre zu geben.
Obwohl die meisten Männer zu Hause gefrühstückt hatten, griffen sie trotzdem noch einmal kräftig zu. Heute mussten sie viel leisten, und es würde sie viel Kraft kosten. Hope rannte ständig zwischen den Tischen und dem Haus hin und her und brachte mehr Kaffee oder eine neue Schüssel mit hart gekochten Eiern. Dazwischen begrüßte sie die Neuankömmlinge. Sie war erst an einem einzigen Sonntag in der Kirche gewesen und erinnerte sich trotzdem an die meisten Namen. Wie sie das schaffte, konnte Jakob sich nicht erklären – und an den überraschten Gesichtern der Männer konnte Jakob erkennen, dass es ihnen genauso ging.
„Mr Smith!“ Hope winkte ihm zu. „Das sind aber feine Jungs, die Sie da mitgebracht haben. Für euch habe ich Milch und Buttermilch im Brunnenhaus.“
Smith hatte seine ältesten Söhne dabei – Schuljungen, die gerade die richtige Größe hatten, um auf dem Leitpferd des Dreispänners zu sitzen, der das ältere Modell der Erntemaschine zog. Die Erntemaschine gehörte der Gemeinde. Der ältere Junge hatte schon vor ein paar Jahren bewiesen, dass er seine Sache gut machte, und der jüngere konnte es kaum abwarten zu zeigen, dass er mittlerweile alt genug für die Verantwortung war. Und obwohl die neue Erntemaschine weder ein drittes Pferd noch einen kleinen Reiter brauchte, ging es hier doch um die Tradition. Der Junge, der dieses Jahr ritt, würde in ein paar Jahren mit den anderen Männern hinter der Maschine herlaufen und das abgeschnittene Getreide auflesen und zusammenbinden. So wuchs ein Junge langsam zu einem Mann heran.
Asa Bunce traf mit seinen Söhnen ein. Der hoffnungsvolle Ausdruck auf ihren frisch geschrubbten Gesichtern zeigte deutlich, dass sie heute richtige „Männer“ werden wollten, statt nur „Hilfsjungen“ zu sein. Hilfsjungen brachten Wasser auf die Felder oder überbrachten Nachrichten und holten Tücher – aber was viel entscheidender war, sie kamen erst später am Vormittag mit ihren Müttern.
Phineas runzelte die Stirn. „Wir haben zu viele Jungen.“
„Sie können sich abwechseln.“ Asa hakte die Daumen in den Latz seines Overalls. „Die Jungen von Smith kümmern sich um die eine Erntemaschine und meine um die andere.“
Solche Momente waren bittersüß. Jakob wusste, dass er reich gesegnet war mit einer guten Ernte und Nachbarn, die ihm halfen, aber tief in sich spürte er eine Leere. Er hatte keine Söhne. Wann immer er daran dachte, tröstete er sich damit, dass Annie ja vielleicht einen Neffen für ihn bekommen würde. Das wäre gut – einen Jungen, dem er die Achtung vor dem Land und die Kunst eines Farmers beibringen könnte.
„Was ist denn das?“ Einer der Männer kniff die Augen zusammen und deutete in Richtung der aufgehenden Sonne.
Mr Richardson hatte seinen großen Auftritt. Er war der Letzte, der noch fehlte, und er hatte sich Zeit gelassen – aus gutem Grund. Sein Pferd schritt würdevoll auf die Farm zu. Hinter ihm kam ein Dreispänner, der eine weitere Erntemaschine zog!
„Ein Mann, der nur Töchter hat, braucht Hilfe.“ Er stieg vom Pferd und schaute in die grinsenden Gesichter. Mr Richardson war dafür bekannt, dass er immer wieder Witze über seine vielen Töchter machte. Er liebte sie alle sehr, aber ein Farmer hoffte trotzdem auf starke Söhne. „Ich hab so ... so eine Art Cousin ... der Söhne hat. Er hat mir zwei geschickt, damit sie hier bei der Arbeit helfen, und sie haben die Maschine mitgebracht. Warum sollte sie stattdessen nutzlos herumstehen?“
„Das freut mich sehr.“ Jakob konnte sein Glück kaum fassen. Dieses Jahr hatte er mehr Weizen gesät als jemals zuvor. Er war sich bis eben nicht sicher gewesen, ob sie tatsächlich bis Samstagabend mit der Ernte fertig werden würden.
„Wir freuen uns ja über die Hilfe, aber wie kommst du so plötzlich zu einem
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