Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
könnte. Vielleicht sollte ich ihm besser dabei helfen. „Was Mr Volkner meint“, Hope stellte sich neben ihn, „ist, dass er es mag, wenn ein Mädchen wie eine Frau gebaut ist und nicht aussieht wie eine Bohnenstange oder sich in ein Korsett zwängt. Er hätte gerne eine Frau, die nicht auseinanderbricht, wenn er sie an sich drückt. Hab ich nicht recht?“ Hope trat ihm leicht gegen den Fuß.
Leopold wandte seine Augen kaum von Marcella. „Das hab ich doch gesagt. Kräftig.“
Der Dummkopf . „Da sind die Männer doch alle gleich. Wenn sie ein Mädchen sehen, das ihnen gefällt, wollen sie es gleich an sich drücken.“ Wieder trat sie ihm gegen den Stiefel.
Marcella schniefte.
Volkner sagte kein Wort.
Ihre Zehen taten schon weh, aber Hope hatte zwei gute Gründe, es noch einmal zu versuchen. Wenn Leopold weiter mit Marcella beschäftigt war, dann würde er Annie in Ruhe lassen. Und wenn sie jetzt ein bisschen nachhelfen würde, dann könnte aus Marcella und Volkner tatsächlich etwas werden. Also noch ein Tritt.
„Autsch.“ Volkner fuhr herum und starrte sie böse an. „Warum treten Sie mich?“
„Hope würde nie jemandem wehtun.“ Annie atmete heftig ein. „Vielleicht liegt nur ein bisschen Mehl auf dem Boden und es ist rutschig.“
„Genauso ist es. Ich werde den Boden hier gleich fegen, wenn endlich alle wieder aus der Küche verschwunden sind. Marcella, wisch dir schnell die Tränen ab und lächele den Mann doch mal an! Es passiert doch nicht jeden Tag, dass ein gut aussehender Fremder des Weges kommt und einem Mädchen nachstellt, das ihm gefällt.“
Jakob wechselte ein paar Worte auf Deutsch mit seinem Freund.
Volkner nickte und drehte sich um. „Sie sind also Mr Richardson. Jakob hat mich daran erinnert, dass ich zuerst mit Ihnen sprechen muss.“ Volkner atmete tief ein. „Mr Richardson, Ihre Tochter ist wirklich hübsch.“ Er schlug Jakob auf den Rücken. „Mein Freund – dein Name sollte heute meiner sein. Denn so wie Jakob in der Bibel habe ich heute die Frau gesehen, die ich liebe. Deshalb sage ich Ihnen jetzt: Ich würde Ihre Tochter gerne heiraten.“
Marcella stieß einen kleinen Schrei aus.
Mr Richardson legte den Arm um seine Frau. „Was habe ich dir immer gesagt? Marcella kommt ganz nach dir. Kein Wunder, dass dieser Mann sie heiraten will.“
„Oh Jeb.“ Mrs Richardson legte den Kopf an seine Schulter.
Jakob verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Hope sah, dass er immer noch wie ein Schutzwall vor seiner Schwester stand. „Richardson, Volkner ist ein guter Mann.“
„Du bist sein Freund – das ist schon eine Empfehlung für ihn.“ Mr Richardson kniff die Augen zusammen und musterte Volkner. „Aber ich lasse keinen Mann auch nur in die Nähe meiner Töchter, der sie nicht von ganzem Herzen lieben wird, sein Leben lang. Sie wissen noch nichts über meine Marcella, außer dass sie hübsch ist.“
„Sie ist nicht eitel und sie hat ein gutes Herz.“ Volkners Stimme klang gleichzeitig freundlich und kantig. „Und sie hat eine Familie und Freunde, die sie lieben. Doch das Wichtigste ist, dass sie an Jesus glaubt – Jakob hat es mir gesagt. Damit weiß ich alles, was ich von ihr wissen muss – nun ja, fast alles jedenfalls.“
Er wandte sich an Marcella. „Das solltest du über mich wissen. Jesus ist das Wichtigste in meinem Leben. Schädlinge haben dieses Jahr meine Ernte zerstört, deshalb arbeite ich als Erntehelfer auf anderen Farmen, um meine Mutter und Schwester zu versorgen. Ich kann dir nicht viele weltliche Dinge bieten, aber ich schenke dir mein ganzes Herz. Jetzt, wo du das alles weißt, frage ich dich: Wenn dein Vater damit einverstanden ist, würdest du mich heiraten?“
„Ich ... ich ... ähm ...“ Marcella wurde so rot wie frisch geerntete Erdbeeren. „Ich weiß deinen Namen ja gar nicht“, brachte sie dann mühsam hervor.
Erleichtertes Gelächter erfüllte die Küche.
Marcella lächelte Volkner schüchtern an und nickte dann etwas ruckartig mit dem Kopf. „Ich fühle mich geehrt.“
Annie fing leise an zu weinen.
Jakob verspannte sich, als er Annies unterdrücktes Schluchzen hörte.
Hope schubste ihn sanft zur Seite und ließ sich dann sofort auf den Stuhl neben Annie fallen – jetzt waren nur noch Annies Kopf und Schultern zu sehen. „Du Liebe, jetzt hast du deinem Bruder aber einen richtigen Schrecken eingejagt. Männer können mit Tränen nicht so gut umgehen. Er weiß doch nicht, dass es Freudentränen sind, weil es
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