Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Eigentlich erwarteten die Männer am späten Nachmittag etwas Nahrhafteres – normalerweise gab es immer belegte Brote.
„Genau. Saure Gurken. Aber jeder muss hinterher einen großen Becher Wasser trinken, sonst schmeckt das andere Essen komisch.“ Sie zog ein lila-weiß kariertes Tischtuch von der Mitte ihres Karrens weg, unter dem Teller mit Bergen von Broten hervorkamen und ...
„Kuchen.“ Jakob war sich nicht sicher, ob er das Wort laut gesagt oder nur gedacht hatte. Aber er konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Überall um ihn herum streckten die Männer ihre Hände nach dem Topf aus. Gute Güte, einer nach dem anderen!
Hope legte schützend die Hand über die Augen, als ihr Blick nach Westen über die Felder schweifte. „Ihr Männer habt heute eine Menge geschafft. Bei der Ernte muss ich immer daran denken, dass Gott so viele Pflanzen gemacht hat, aber Adam hat den Acker bearbeitet. Die Arbeit heute – das ist Teil von Gottes Plan, und wir sind alle ein Teil davon.“
„Das ist wahr.“ Asa Bunce fuhr seinem jüngeren Sohn durch die Haare.
Hope beugte sich vor. „Na, Kleiner. Hast du auch schon eine Gurke gehabt?“
„Ja, Ma’am.“
Während er aß, dachte Jakob über Hope nach. Sie konnte gut mit Kindern umgehen. So freundlich und liebevoll wie sie war, warum hatte sie nie geheiratet? Sie könnte einen Mann glücklich machen. Der Atem stockte ihm in den Lungen. Sie wusste, was mit Annie los war. Wusste sie das, weil sie das Gleiche durchgemacht hatte? Fährt sie deshalb so ruhelos in der Gegend herum und hilft auf den Farmen, weil sie sich vor einem brutalen Ehemann in Sicherheit bringen musste?
„Wenn wir so weiterarbeiten“, unterbrach Richardson Jakobs Gedanken, „sind wir morgen Mittag auf deiner Farm fertig. Smith, sollen wir dann gleich zu dir kommen und dort weitermachen, oder willst du lieber bis Montag warten?“
„Mit der zusätzlichen Maschine brauchen wir für meine Felder ungefähr anderthalb Tage.“
„Ist das nicht praktisch?“ Hope gab jedem der Jungen ein großes Stück Kuchen. „Ich kümmere mich hier um Frühstück und Mittagessen, dann kann Daisy euch nachmittags die Brote bringen.“
Smith kratzte sich am Kopf. „Das hört sich gut an.“
Hope lächelte. „Mit dem kleinen Baby zu Hause ist es ein Segen, dass der Sonntag zwischen die beiden Erntetage fällt. Dann könnt ihr euch alle zwischendurch ausruhen.“
Die Männer schlangen die Brote und den Kuchen hinunter. Nicht ein Krümel blieb auf den großen Tabletts übrig. So hungrig wie die Männer durch die harte Arbeit auf den Feldern wurden, hätten sie zwar fast alles gegessen. Doch diesmal zeigten ihre Gesichter und der Appetit, mit dem sie aßen deutlich, dass das Essen auf der Stauffer-Farm besser und reichlicher war als sonst.
„Mr Stauffer, Sir, wie viele der Männer schlafen heute nacht bei uns in der Scheune? Nur damit ich weiß, für wie viele ich heute Abend kochen muss.“
Hope hatte Leopolds Namen nicht direkt erwähnt, aber Jakob wusste, dass sie ihn auf ein Problem aufmerksam machen wollte. Er zuckte mit den Schultern und griff nach der Schöpfkelle. „Volkner vielleicht –“
„Komm doch mit uns“, unterbrach ihn Richardson. „Er muss doch das Essen von meiner Marcella probieren.“
„Ihre Marcella?“ Volkner verschränkte die Arme vor der Brust. „Schon bald, so Gott will, wird sie meine Marcella sein.“
„Du kannst Marcella haben“, sagte einer von Richardsons „Cousins“. „Aber Katherine gehört mir.“
Mr Richardson grinste. „Hey Männer, Linette ist noch frei!“
„Es wird Zeit, dass wir weitermachen!“ Mr Toomel drehte sich um und ergriff die Flucht. Die anderen Junggesellen folgten ihm in peinlichem Schweigen. Die verheirateten Männer trollten sich ebenfalls davon, nur um der seltsamen Situation zu entkommen.
Hope presste die Lippen zusammen. Dadurch sah man ihre Sommersprossen noch besser. Dann legte sie den Kopf schief und sagte sanft: „Mr Richardson, Sir, Ihre Töchter sind jede auf ihre Weise etwas ganz Besonderes. Gott hat Sie heute wirklich gesegnet – zwei Töchter, die sich am selben Tag verloben.“
„Linette ist die Älteste.“ Er lächelte traurig. „Ich will ja nicht undankbar sein. Ich freue mich über die beiden jungen Männer, aber Linette ...“ Er zuckte mit den Schultern.
„Es ist besser, eine alte Jungfer zu werden, als den falschen Mann zu heiraten, sage ich mir immer.“ Hope drehte sich um und verstaute die Sachen wieder
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