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Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Titel: Ein Schuss Liebe kann nicht schaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Marie Hake
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vertrockneten Tomatensträucher gerissen hatte. Früher war der Gemüsegarten ein gepflegtes, üppiges Stück Land gewesen, doch mittlerweile hatte das Unkraut den größten Teil des Gartens übernommen – wieder ein Zeugnis dafür, dass die Frau im Haus, seine Frau, ihren Mann und ihren Grund und Boden vernachlässigte.
    Nächste Woche begann die Ernte in seiner Gegend. Dann endlich würde er sich wieder richtig satt essen können. Der Gedanke an goldbraun gebratenes Hühnchen, Kartoffelsalat und saftigen Schweinebraten ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er würde sich den Teller mit all den guten Sachen vollladen, zusammen mit dicken Scheiben frisch gebackenem Brot mit süßer Butter. Die eingelegten Gurken würden ihn erfrischen. So wie die breiten Melonenstücke. Danach konnte er sich den Bauch mit den vielen verschiedenen Kuchen vollschlagen.
    Aber heute aß er wie ein Bettler.
    Jeder Bissen schmeckte bitter. Wie konnte ein Mann am Rande seines Weizenfeldes sitzen und sich nach Brot sehnen? Der Weizen um ihn herum raschelte im Wind und schien sich über ihn lustig zu machen.
    Das Geräusch einer Kutsche riss ihn aus seinen Gedanken. Er stand auf, klopfte sich aber noch nicht einmal den Staub von seiner Hose. Sie war sowieso mindestens seit ... ja seit Wochen nicht mehr gewaschen worden. Was brachte das schon? Stattdessen ging er langsam zum Wegrand und zog vor den beiden Damen auf der Kutsche den Hut. Wie immer hielt er den Hut in der linken Hand, sodass die Hutkrempe den Blick auf seine fehlenden Finger verdeckte. „ Guten Tag, Frau Volkner. Fräulein Volkner .“
    „ Herr Erickson. “ Leopolds Mutter sah aus wie eine fette, alte Krähe, die auf einem Kutschbock saß und ihren Kopf zu ihm hinunterneigte. Mit ihrer langen spitzen Nase sah sie immer aus, als würde sie gerade etwas Unangenehmes riechen, und ihre Tochter war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Das ist bestimmt der Grund, warum kein Mann sie haben will. Aber ich brauche sie, damit sie für mich kochen . Konrad verzog seinen Mund zu einem anbiedernden Lächeln und wartete einen Moment. „Was bringt die Damen denn heute zu mir?“
    „Wir waren in der Stadt. Leopold hat uns einen Brief geschickt. Mein Sohn ist immer so gut zu mir.“ Sie redete einfach weiter, fast so als hätte sie diese kleine Rede vorher auswendig gelernt und wollte jetzt um keinen Preis etwas vergessen. „Leopold hat uns gebeten, dir auszurichten, dass er rechtzeitig zur Ernte hier wieder zu Hause ist. Er hat uns Geld geschickt und geschrieben, dass die Farmer ihn alle gut für seine Arbeit bezahlt haben.“
    Leopolds Schwester faltete die Hand in ihrem Schoß wie eine sittsame Lehrerin. „Ja, und das ist auch richtig so. Wie Jesus in Lukas, Kapitel zehn, sagt: ‚Denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.‘“
    „Ja.“ Die alte Krähe nickte heftig mit dem Kopf. „Und in demselben Kapitel steht, dass die Ernte groß ist und der Arbeiter wenige. Ich denke, du brauchst hier auf deinen Feldern viel Hilfe und vielleicht auch in der Küche.“
    Keine Krähe. Ein Raubvogel. Sitzt einfach da und wartet nur darauf, es sich gut gehen zu lassen, selbst wenn es mich alles kosten würde. Wahrscheinlich haben sie den gesamten Weg hierher darüber nachgedacht, was sie mir sagen wollen. Nun, ich werde ihre Hilfe annehmen. Wenn alles vorbei ist und sie nach ihrem Lohn fragen, werde ich einfach so tun, als wäre alles ein großes Missverständnis gewesen. Schließlich hilft man sich doch unter Nachbarn.
    „Ich denke, dass Sie diesmal keinen Brief für mich haben? Ich hatte gehofft, dass meine Annie mir schreiben würde, dass sie rechtzeitig zur Ernte wieder nach Hause kommt. Sie ist schon so lange weg. Ich vermisse sie so.“ In der Küche, im Haus beim Putzen, im Garten und in meinem Bett .
    „Nein.“ Volkners Schwester seufzte. „Da war kein Brief für dich. Ich habe sogar noch einmal nachgefragt. Sie haben mir gesagt, dass du erst letzte Woche einen Brief an sie losgeschickt hast.“
    Jakob hat meinen Brief bekommen. Er versucht Zeit zu gewinnen. Er will mir nicht mehr Geld bezahlen – aber das wird er müssen. Aber es ist eigentlich auch egal, denn ich werde Annie wieder nach Hause holen. Jakob schuldet mir noch was. Er schuldet mir das Geld für die vielen teuren Lebensmittel, die ich kaufen muss. Er schuldet mir etwas dafür, dass ich hier alles allein machen muss – ohne eine Frau. Wenn er so tun will, als wäre ich nur ein einfacher Arbeiter auf dem Hof, dann

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