Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
gesehen?“
Sie saßen unter dem Baum im Gras, bewunderten die Glühwürmchen und redeten. Hope wusste nicht genau, wie lange sie dort schon saßen, aber nach einer Weile hörte sie Schritte. Sie erkannte den sicheren, entschlossenen Gang sofort. In den letzten Tagen hatte sich sein Gang etwas verändert – er war langsamer, irgendwie trauriger geworden. Sie wusste nicht, warum. Aber diesmal waren seine Schritte wieder sicher und kräftig wie sonst auch. „Ich höre deinen Papa kommen.“
„Papa! Miss Hope hat für mich ein ganzes Glas voller kleiner, funkelnder Sterne gefangen!“
„Wirklich?“ Mr Stauffer setzte sich im Schneidersitz neben die beiden auf den Boden. Dann zog er Emmy-Lou auf seinen Schoß. „Lass mich mal sehen.“
Er senkte den Kopf, sodass sein Kinn fast Emmy-Lous Schulter berührte und hörte seiner Tochter zu, wie sie alles wiederholte, was Hope ihr erzählt hatte. An den richtigen Stellen nickte er zustimmend oder machte eine passende Bemerkung.
Hope beobachtete die beiden und freute sich, dass Jakob sich so liebevoll mit seiner Tochter beschäftigte. Wie konnte ein Mann nur so unglaublich stark und trotzdem so wunderbar zärtlich sein? Was auch immer ihn bedrückt hatte, war offensichtlich vorbei.
Als Emmy-Lou zu plappern aufgehört hatte, klopfte er vorsichtig gegen das Glas. „Warum hast du die Glühwürmchen gefangen?“
Hope dachte einen Moment nach. Sie hatte sich einen Plan zurechtgelegt, aber es war gar nicht so leicht, ihn Mr Stauffer zu erklären. Was würde er über sie denken? Das ist albern. Es ist doch eigentlich egal, was er über mich denkt. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, was andere Männer über mich gedacht haben. Trotzdem ist es bei ihm irgendwie anders. Ich weiß nicht, warum. Tja, vielleicht doch. Ein Mann, der sich so liebevoll um seine Familie kümmert, den muss man einfach bewundern. Dann ist es wohl ganz normal, dass ich mich darum kümmere, was er wohl über mich denkt. Schließlich bewundere ich ihn ja.
„Miss Hope?“
Hope schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken vertreiben. Ich werde bald von hier fortgehen, und dann wird er mich schnell vergessen. Aber ich möchte, dass Emmy-Lou sich an das erinnert, was wir heute Abend gemacht haben. „Emmy-Lou, erinnerst du dich noch, als ihr nach Abilene geritten seid und dein Papa das Licht am Himmel benutzt hat, um den Weg nach Hause zu finden?“
„Oh ja! Wie in unserem Lied – ‚Funkel, funkel, kleiner Stern.‘“
Emmy-Lou hatte schon viel gelernt. Eigentlich war heute ein schöner Abend, um einfach nur zu spielen, aber Emmy-Lou war so aufmerksam, dass sie dabei auch noch etwas Wichtiges lernen konnte. „Wenn du in der Bibel von den Sternen am Himmel hörst, dann möchte ich, dass du dich an heute Abend erinnerst. An die kleinen Funken in unserem Glas. Es ist fast so, als ob du gerade die Sterne in der Hand hältst.“
Mr Stauffers Kopf fuhr hoch. Es war zu dunkel, um in seinen Augen zu lesen, was er dachte. Er öffnete den Mund, sagte aber nichts.
Emmy-Lou legte den Kopf zurück, bis sie an der Brust ihres Vaters lehnte. Dann hob sie den Kopf und sah nach oben. „Ich sehe den Baum. Ich sehe keine Sterne.“
„Nur weil du sie nicht sehen kannst, heißt das, dass es sie nicht gibt?“
Emmy-Lou kicherte. „Das ist dumm.“ Dann heftete sie ihre Augen wieder auf das Glas. „Ich kann gar nicht zählen, wie viele es sind. Sie funkeln und sind dann wieder weg. Wie viele Sterne gibt es am Himmel?“
„Nur Gott weiß, wie viele es sind, Liebling, aber sie scheinen genauso wie die kleinen Punkte in deinem Glas. Miss Hope hat recht.“ Jakob senkte seine Stimme zu einem leisen, sanften Flüstern, und Hope spürte das seltsame Verlangen, näher an ihn heranzurücken. „Es ist fast so, als hättest du ein Stück Himmel in der Hand.“
Emmy-Lou umarmte das Glas und seufzte glücklich. „Ich nehme das Glas mit in mein Zimmer. Dann habe ich meine eigenen Sterne, die nachts für mich leuchten.“
Daran hätte ich denken sollen. Es ist nicht fair, sie in dem Glauben zu lassen, dass sie sie einfach behalten kann. Hope schaute ihren Boss an, aber der lächelte ihr nur aufmunternd zu. Offensichtlich wollte er ihr die Erklärung überlassen. „Süße, die Glühwürmchen haben auch Familien, zu denen sie zurückwollen. Wenn sie da sind, wo sie hingehören, können sie auch heller funkeln. Wenn du das Glas jetzt wieder aufmachst, dann fliegen sie hoch und immer höher, bis sie wieder bei ihren
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