Ein schwarzer Vogel
Staaten mit zurückbrachte. Soweit ich es herausbringen konnte, war Cora Hendricks sieben oder acht Monate fort gewesen. Dann kam sie mit dem kleinen Baby zurück, der Tochter entfernter Verwandter, die beide plötzlich gestorben waren, wie es hieß. Wenn Sie wollen, können Sie das glauben — oder auch nicht.«
»Sie meinen, Cora Hendricks bekam ein Baby, als sie in den Staaten war?«
Er zuckte die Achseln.
»Wer soll denn Shirleys Vater gewesen sein?«
»Ja«, meinte er, »wer ist dann wohl Shirleys Vater?«
»Wissen Sie es?«
»Ich weiß nur, daß ich zuviel dummes Zeug rede«, antwortete er. »Zufällig haben Sie mich an meiner verwundbaren Stelle getroffen. Wie war denn das mit Cameron?«
»Cameron wurde in seinem Haus erstochen. Als man ihn fand, flog in dem Zimmer eine Krähe herum.«
»Ja, die Krähe kenne ich.«
»Und ein Smaragdkollier lag auf seinem Tisch«, sagte ich und beobachtete ihn scharf. »Wissen Sie etwas von dem Smaragdkollier?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nun gut. Aber eines müssen Sie zugeben. Die beiden sind gute Geschäftsleute. Trotz aller Kosten für die Nachlaßverwaltung ist das Vermögen gewachsen.«
Er sah mich eigentümlich an. Dann stand er auf und ging zur anderen Seite des Zimmers, wo ein Telefon an der Wand hing. Er nahm den Hörer ab, wählte eine Nummer, und als sich der andere Teilnehmer meldete, sagte er: »Hier ist Bob Hockley, Jim. Ich habe gerade einen Tip bekommen, daß Robert Cameron heute irgendwann erledigt wurde. Es wäre gut, wenn du nachprüftest, ob das stimmt. Wenn es wahr ist, dann laß uns feststellen, wieviel Geld Bob Cameron besaß, als er die Treuhänderschaft übernahm, und wieviel, als er ins Jenseits befördert wurde. Wir sollten auch versuchen, zu überprüfen, wie hoch sein Privatkonto ist. Vielleicht stellt sich dabei heraus, woher Shirley Bruce ihre Einkünfte hat.«
Er schwieg eine Weile, während aus dem Hörer nur unverständliche Geräusche kamen. Dann sagte er: »Bei mir ist gerade jemand, der mir den Tip gegeben hat. Er meint, daß die Polente die ganze Geschichte durchwühlen wird, um ein Motiv zu finden...Sicher...Natürlich bin ich vorsichtig...Warum soll ich so tun, als ob ich für den alten Geier was übrig hätte? Persönlich bin ich froh, daß es ihn erwischt hat... Schon gut, ich bin vorsichtig...Prüf es rasch nach und ruf mich dann an.« Er legte den Hörer auf und- blickte mich dann an, als ob er mich noch nie gesehen hätte. »Sie können verdammt gut zuhören«, sagte er, »ich glaube, ich habe zuviel geredet. Machen Sie, daß Sie hier verduften.«
»Nicht so hastig. Vielleicht können wir...«
»Haben Sie nicht verstanden? Verschwinden Sie, und zwar augenblicklich! «
Er kam auf mich zugehumpelt.
»Mir soll’s recht sein«, sagte ich beruhigend. »Deswegen keine Feindschaft. Ich wollte Sie nur informieren.«
»Vielleicht kann man Ihnen doch trauen«, sagte er immer noch voller Mißtrauen. »Wenn mein Anwalt angerufen hat, werde ich mehr wissen. Haben Sie nicht eine Geschäftskarte?«
Ich gab ihm eine meiner Karten. »Es wäre mir lieb, wenn die Polizei nicht erfährt, daß ich bei Ihnen war.«
»Ich verspreche Ihnen gar nichts«, antwortete er schroff und las die Karte. »Welcher sind Sie, Cool oder Lam?«
»Ich bin Lam, Cool ist eine Frau.«
»Vielleicht kann man Ihnen doch trauen«, wiederholte er. »Dann unterhalte ich mich vielleicht noch mal mit Ihnen. Sie sagten, Sie hätten in der Angelegenheit einen Auftrag gehabt. Wer hat Sie beauftragt? Es war doch nicht etwa Sharpies? Oder...?«
Ich drückte mich aus der Tür und grinste.
»Wenn ich dahinterkomme, daß es Sharpies war, breche ich Ihnen das Genick. Darauf können Sie sich verlassen«, rief er und kam mir auf den Korridor nachgehumpelt.
An der obersten Stufe der Treppe blieb ich stehen.
»Vielleicht hat Ihr Anwalt doch etwas in den Bestimmungen der Vormundschaft übersehen?«
»Mein Anwalt hat nicht das geringste übersehen.«
»Im Falle des Todes beider Treuhänder oder der Beendigung der Treuhänderschaft aus einem anderen Grunde muß das Vermögen vorschriftsmäßig zur Hälfte geteilt werden.«
Er starrte mich finster an, aber auf seinem Gesicht zeigte sich nicht die geringste Spur, die etwas verriet. »Sie wissen viel, aber Sie reden auch viel«, sagte er nur.
»Der eine ist tot.« Damit wandte ich mich ab und ging die Treppe hinunter.
Elftes Kapitel
EIN MÖRDER SCHICKT KONFEKT
A ls ich am nächsten Morgen unser Büro betrat,
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