Ein schwarzer Vogel
ziemlich genau gehen würden.«
»Recht seltsame Geschäfte für einen Mann seines Kalibers.«
»Welches Kaliber hat er denn?« fragte sie.
»Das möchte ich gern selbst wissen. Immerhin zieht er sich gut an und fährt einen teuren Wagen. Jedenfalls muß er gut verdienen, denn er unterhält ein Büro, das ihn wahrscheinlich eine ziemliche Stange Geld kostet.«
»Ich hatte den Eindruck, daß er diesen Juwelenhandel nur nebenbei betreibt. Mich würde es nicht überraschen, wenn Mr. Jarratt zu den Leuten gehörte, die zwar auf große Geschäfte aus sind, aber daneben auch nichts vernachlässigen, was einen Gewinn abwirft.«
»Wie lange ist es her, daß Sie Jarratt den Schmuck verkauften?«
»Drei oder vier Monate.«
»Robert Cameron kannten Sie nicht?«
»Ich habe nie von ihm gehört.«
»Befanden sich bei Ihrem Schmuck auch Smaragde?«
»Aber nein.«
»Waren Sie je in Südamerika?«
»Fragen Sie nicht so törichtes Zeug. Ich muß mir ehrlich meinen Lebensunterhalt verdienen.«
»Was sind Sie von Beruf, wenn ich fragen darf?«
»Ich bin Sekretärin bei einer Versicherungsgesellschaft.«
»Brauchten Sie aus einem besonderen Grunde Geld, als Sie Ihren Schmuck verkauften?«
Sie lachte. »Sie stecken Ihre Nase in alles, nicht wahr?«
»Nicht nur die Nase. Oft genug muß ich auch meinen Kopf hinhalten. Fragenstellen gehört zu meinem Beruf.«
»Habe ich Ihnen jetzt genug beantwortet oder nicht?«
»Ich denke schon. Ich versuche nur, eine Spur zu finden, die mich weiterführt.«
»Warum ist das Kollier so wichtig?«
»Ich weiß es noch nicht. Es spielt bei diesem Mord eine Rolle.«
»Gehörte es Mr. Cameron?«
»Das nehme ich an.«
»Ich muß Sie leider enttäuschen, Mr. Lam. Das hier ist nicht mein Kollier. Sie interessieren sich für ein Smaragdkollier. Meins hatte eine ähnliche Fassung, aber Sie wissen genausogut wie ich, daß diese Art Fassungen einmal modern waren. Es muß viele ähnliche Kolliers gegeben haben. Die meisten sind wahrscheinlich eingeschmolzen worden. Es ist bestimmt nicht schwierig, ein solches Kollier zu beschaffen, falls jemand es haben wollte, um...«
»Um was?« fragte ich, als sie schwieg.
»Um ein Schmuckstück nachzuahmen.«
»Glauben Sie, daß Jarratt diese Absicht hatte?«
»Wie könnte ich das behaupten?«
»Ich frage, was Sie glauben.«
»Sie sind der Detektiv. Nachdenken ist doch Ihre Angelegenheit.«
»Richtig! Das werde ich auch. Ich danke Ihnen jedenfalls.«
Ruhig und selbstsicher stand sie sofort auf, aber es war eine eindeutige Verabschiedung.
»Sonst wissen Sie nichts, was mich interessieren könnte?«
»Nicht das geringste.«
Ich bedankte mich nochmals und ging. Von einer Telefonzelle aus rief ich Peter Jarratt an, der anscheinend in seinem Büro auf meinen Anruf wartete.
»Haben Sie etwas herausgefunden?« fragte er, sobald ich meinen Namen genannt hatte.
»Ja«, erwiderte ich, »eine ganze Menge.«
»Konnte Phyllis Fabens das Kollier identifizieren?«
»Ihr Kollier enthielt einen Rubin und Granate.«
»Oh«, sagte er enttäuscht.
»Wie kamen Sie auf Miss Fabens?« fragte ich.
»Sie fiel mir eben so ein, Mr. Lam. Ich erinnerte mich, daß ich von einer jungen Frau einige alte Schmuckstücke gekauft hatte. Dann sah ich in meinen Büchern nach und fand ihren Namen und auch die Adresse.«
»Und was haben Sie mit dem Schmuck getan?«
»Ich habe ihn an verschiedenen Stellen abgesetzt. Es waren ein paar alte Uhren darunter, die ich mit ganz schönem Gewinn verkaufte. Der Rest war mehr oder weniger Plunder.«
»Sie haben das Kollier nicht zufällig Robert Cameron geschenkt?«
»Du meine Güte, nein. Ich schenke meinen Kunden keine Juwelen.«
»Er hat es auch nicht von Ihnen gekauft?«
»Nein, bestimmt nicht.«
»Na schön. Vielen Dank für den Tip.«
»Können Sie etwas damit anfangen?«
»Nein, mein Lieber. Ich kann und werde nichts damit anfangen, zumal ich nicht weiß, welche Verbindung Sie zu dem Mädchen haben. Ich weiß auch nicht, ob die Polizei bei ihrer Suche nach dem Besitzer des Kolliers sehr weit kommen wird. Aber eins weiß ich genau: wenn ich Inspektor Buda einen glühendheißen Tip gebe, der sich später als Versuch erweist, die Polizei auf eine falsche Fährte zu lenken, wird der Inspektor davon nicht gerade erbaut sein. Ebensowenig wie ich. Also guten Abend und auf Wiedersehen.«
Ehe Peter Jarratt eine Erwiderung herausbringen konnte, hing ich auf.
Zehntes Kapitel
EIN JUNGER MANN, DER VIEL REDET
E rleichtert stellte ich
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