Ein schwarzer Vogel
erwartete mich Bertha mit leuchtenden Augen. »Donald, Liebling, du hast wirklich einen Haupttreffer gemacht. Du bist einfach großartig. Bertha wußte genau, daß wir einen Goldfisch geangelt haben.«
»Was ist nun schon wieder los?« fragte ich und ließ mich in einen Stuhl fallen.
»Harry Sharpies«, erklärte sie. »Du hast ihn dir geangelt, Donald. Er hat gerade angerufen. Stell dir vor, er bietet fünfhundert Dollars in der Woche. Du sollst ständig bei ihm sein.«
»Was heißt das, ständig bei ihm sein?«
»Er will dich als Leibwache.«
»Für wie lange denn?«
»Er garantiert sechs Wochen.«
»Ohne mich! Kommt überhaupt nicht in Frage.«
Berthas Stuhl quietschte empört, als sie überrascht hochfuhr.
»Was sagst du da?«
»Sharpies kann von mir aus ins Wasser gehen. Ich will nichts von ihm wissen.«
»Was soll das heißen >Ich will nichts von ihm wissen«?« schrie Bertha mich an. »Bist du völlig verrückt geworden, daß du dich wie eine Primadonna aufführst? Es geht um fünfhundert Dollars in der Woche.«
»Dann mach du es doch. Ich werde dich nicht daran hindern.«
»Ich?«
»Ja, du.«
»Aber er will nicht mich, sondern dich.«
»Laß den Stuß. Er will eine Leibwache. Dazu tauge ich nicht, aber du müßtest das prachtvoll können.«
Sie starrte mich wütend an.
»Ich gehe jetzt wieder und sehe mich ein bißchen um. Du weißt wohl auch noch nicht, was aus Bob Camerons Krähe geworden ist?« fragte ich sie.
»Das Federvieh ist mir wurscht. Aber wenn du dir einbildest, du könntest einen Auftrag ablehnen, der uns über zweitausend Dollars im Monat einbringt, irrst du dich. Bedenke doch, das sind mehr als fünfundsechzig Dollars pro Tag!«
»Ich werde es bedenken«, antwortete ich ungerührt.
Plötzlich änderte sie ihre Taktik. »Donald, Liebling«, flötete sie, »du warst immer ein Spaßvogel. Du willst Bertha nur auf den Arm nehmen, nicht wahr?«
Ich gab keine Antwort.
Mit einem verlogenen Lächeln fuhr sie fort: »Ich sollte dich besser kennen. Bertha verläßt sich auch weiter auf dich, Donald. Wenn es brenzlig wird, stehst du ja doch deinen Mann.«
Auch darauf erwiderte ich nichts.
Nach einer Pause fing sie wieder an. »Ich erinnere mich noch genau, wie du zu mir kamst und nach Arbeit fragtest. Damals war es nicht leicht, einen Job zu finden, und du hattest Hunger, Donald; fast verhungert warst du. Damals hätte dir ein winziger Bruchteil von dem, was uns dieser Sharpies jetzt einbringt, viel bedeutet, oder nicht? Sei ehrlich, Donald!«
»Sicher hätte er das.«
Nun strahlte sie mich an. »Ich werde nie vergessen, wie schwach und blaß du ausgesehen hast, so heruntergekommen, und wie du dankbar für die Arbeit warst. Lieber Himmel, hast du damals geschuftet. Ich konnte dir auftragen, was ich wollte, du hast es erledigt. Du hast ein gutes Stück Aufbauarbeit für die Firma geleistet. Nach und nach gab Bertha dir immer wichtigere Aufträge, und dann wurden wir schließlich Teilhaber. Ist es nicht eine schöne Entwicklung, Donald?«
»Einfach herrlich«, erwiderte ich trocken.
»Ich weiß, daß du mir dankbar bist, es liegt dir nur nicht, viele Worte darum zu machen.«
»Als ich bei dir anfing, war dein Laden allerletzte Klasse, du bekamst nur den miserabelsten Kram. Du mußtest jeden Auftrag annehmen, jede Dreckarbeit, für die andere Agenturen sich zu schade waren. Für übelriechende, kleine Scheidungsfälle warst du deinen Winkeladvokaten gerade gut genug. Du quältest dich mühsam durch und hattest keine Vorstellung von dem, was dazu gehört, mehr als fünfhundert Dollars im Monat zu verdienen...«
»Das ist eine Lüge«, schrie sie.
»Erst nachdem ich zu dir kam, ging es mit der Agentur aufwärts. Heute bezahlst du im Monat mehr Einkommensteuer, als du damals im ganzen Jahr verdient hast. Sicher, ich bin dir dankbar, aber ich bin dir nichts schuldig geblieben.«
Sie drehte sich in ihrem Drehstuhl erregt hin und her. Die grimmigen und scharfen Linien um ihren Mund ließen ihre Empörung erkennen. »Wenn wir durch deine Schuld diese fünfhundert Dollars in der Woche verlieren«, drohte sie, »löse ich die Teilhaberschaft mit dir und bearbeite die Sache allein.«
»Mir soll es recht sein«, erwiderte ich, stand auf und ging. Bertha ließ mich bis an die äußere Tür kommen. Dann hörte ich, wie ihr Drehstuhl ein besonders ruckartiges Quietschen von sich gab, und schon stand Bertha neben mir.
»Donald, wir wollen uns nicht streiten.«
»Du hast ja
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