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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Werbebüros. Sie wollten ein Bild, das die Lust am Reisen weckt. Als ich fertig war, änderte der höchste Chef seine Meinung hinsichtlich des Motivs. Er entschied sich nun für ein Bild im Mondschein, mit einem Mädchen an einem Geländer und einem Mann im Abendanzug, der sich ihr entgegenneigt. Er meinte, das sei für seine Zwecke wirkungsvoller.«
    »Das Bild ist Ihnen großartig gelungen. Der Mann muß verrückt sein, wenn es ihn nicht überzeugt hat.«
    »Nun, er änderte eben seine Ansicht. Mein Bild hat er kaum mit einem Blick gewürdigt. Daran lag es wohl. Der künstlerische Berater, der mir den Auftrag gab, hatte es sich so vorgestellt, wie ich es gemalt hatte. Er bezeichnete mein Bild als gelungen. Aber dann kam der maßgebende Mann, sah es kaum an und entschied sich für eine Szene im Mondschein, die die Romantik des Reisens ausdrückt. Nun ja, so geht es eben.«
    »Und was wollen Sie jetzt damit machen?« fragte ich.
    »Ach, ich werde es eine Weile behalten. Vielleicht kann ich es irgendwo in einem Kalender unterbringen...Manchmal werden derartige Bilder dabei berücksichtigt.«
    »Wenn Sie mich fragen, ich finde, es ist eines der schönsten Bilder, die mir je zu Gesicht gekommen sind. Man sieht so richtig den Widerschein des besonnten Meeres in den blauen Augen des Mädchens und die Hoffnung und die Lebensfreude und die Sehnsucht nach Abenteuern und...es liegt alles drin, was jung und sauber und lebendig ist.«
    »Sagt es Ihnen wirklich so viel?« fragte sie.
    Ich nickte.
    »Das freut mich. Ich wollte das alles wiedergeben. Ich war nicht ganz sicher, ob es mir gelungen war. Sie wissen, wie es einem dabei geht. Man versucht etwas in ein Bild zu legen, und weil man sich solche Mühe gegeben hat, glaubt man auch jedesmal, wenn man es ansieht, daß es künstlerisch vollendet ist. Aber man ist nie sicher, ob andere das gleiche sehen und ob man es sich selbst nicht nur einredet.«
    »Doch, es ist wirklich alles drin. Was haben Sie sonst noch gemalt?«
    »Ach, das wird Sie kaum interessieren. Dies ist mein bestes Bild. Von den anderen sind einige ziemlich scheußlich. Ich bilde mir gern ein, daß ein paar ganz gut sind, aber sie sind zu unterschiedlich.«
    »Wollen Sie mir die nicht auch einmal zeigen?«
    »Gern, aber nur, wenn Sie sie aus ehrlichem Interesse sehen wollen. Ich würde gern Ihr Urteil hören. Sehen Sie, ein Künstler will etwas schaffen. Ich weiß nicht genau, was es eigentlich ist. Ich glaube, er versucht, das Leben zu deuten. Nehmen Sie das Bild von dem Mädchen auf dem Schiff als Beispiel. Ich gehe davon aus, daß fast jeder Mensch gern reist. Es ist ein Ausweg, um einmal aus sich selbst herauszukommen und den Alltagskram abzuschütteln. Aber wenn man reist, begnügt man sich nicht nur damit, neue, fremde Landschaften zu betrachten. Man versucht auch, über den Horizont hinauszuschauen. Darum habe ich den Kopf und die Augen des Mädchens etwas nach oben gerichtet, um den Blick in die Weite...über den Horizont hinaus anzudeuten.«
    Ich nickte verständnisvoll.
    »Haben Sie das Bild so verstanden?«
    »Ganz entschieden. Reisen Sie viel?«
    »Natürlich nicht. Ich muß ja arbeiten. Im Vertrauen gesagt, muß ich mir die Zeit zum Malen absparen. Wenn dann der Wolf vor der Tür zu heulen anfängt, muß ich mir irgendeine Arbeit suchen, einen ganz gewöhnlichen Job.«
    »Welcher Art?«
    »Irgendeinen, von dem ich ehrlich leben kann. Ich spare, daß ich mir wie ein Geizhals vorkomme. Aber jeder Dollar, den ich von meinen Ausgaben erübrigen kann, bedeutet, daß ich länger malen kann. Eines Tages werde ich über den Berg kommen und auch Besseres leisten können.«
    »Macht es Ihnen nichts aus, daß Sie Ihre Malerei unterbrechen müssen, um zu arbeiten?«
    »Doch, schon. Aber ich nehme mir nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Es muß sein, und ich habe herausgefunden, daß es keinen Zweck hat, sich wegen der Dinge, die sein müssen, das Leben schwerzumachen.«
    »Eigentlich müßten Sie doch von Ihrer Malerei leben können.«
    »Eines Tages werde ich das. Ich weiß genau, daß gelungene Arbeiten bei mir mehr oder weniger noch Zufallstreffer sind. Natürlich ist es heute auch schwer, Fuß zu fassen. Wenn man erst einmal bekannt ist, kann man seine Arbeiten leichter verkaufen und auch gute Preise erzielen. Fängt man aber gerade erst an, glauben die Leute, sie könnten künstlerisches Schaffen mit einem Butterbrot honorieren. Bei Anfängern sind sie auch wählerisch und kritisch. Hat man dagegen erst

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