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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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gelesen hast, kannst du mir ja sagen, wieviel es wert ist, und ich mache ihm ein Angebot.«
    Sie funkelte mich an, nahm aber die Blätter und begann zu lesen, indem sie mit ihrem Mund die Worte formte.
    Wir vertieften uns beide so sehr in meine Aufzeichnungen, daß wir unsere Umgebung vergaßen. Erst als Murindo einen spanischen Satz in warnendem Ton sagte, blickten wir auf.
    In der geöffneten Tür standen Maranilla und Jurado.
    Bertha faltete die Papiere beiläufig zusammen, wollte sie in ihre Tasche stecken, schob sie aber dann in den Ausschnitt ihres Kleides.
    »Ich glaube, wir kommen sehr schön vorwärts«, sagte Maranilla. »Die Handschuhe auf dem Tisch und die fünf weiteren Smaragde sind wichtige Hinweise. Daran können wir anknüpfen.«
    »Welche Rolle spielt denn Hockley?« fragte ich.
    »Soweit wir übersehen können, hegte Hockley den Verdacht, daß der Gewinn des Bergwerks bedeutend größer war, als von den Nachlaßverwaltern angegeben wurde«, sagte Maranilla vorsichtig. »Er glaubt, daß Shirley Bruce von irgendeiner Seite hohe Einnahmen hatte, und vermutete, sie stammten aus der Mine. Er erklärte uns durchaus glaubwürdig, wenn er die Treuhänder bei einer Unehrlichkeit überführen könnte, hätte er die Möglichkeit, sie durch ein Gerichtsurteil absetzen zu lassen. Damit würde die Nachlaßverwaltung automatisch beendet werden. Er hat einen Freund in Panama, einen Flieger, der ihn nach Kolumbien brachte. Es macht uns einige Sorge, daß er sich weigert, den Namen dieses Mannes zu nennen. Auf jeden Fall überschritt er illegal unsere Grenze. Damit hat er selbstverständlich unsere Gesetze verletzt. Seine Geschichte könnte...«
    »Der Wahrheit entsprechen?« fragte ich.
    »So ist es«, bestätigte Jurado.
    Jurado betrachtete mich nachdenklich mit seinen unintelligenten Kuhäugen. »Es wäre interessant, aus Señor Lams Theorien die logischen Folgerungen zu ziehen«, meinte er.
    Maranilla hob fragend die Augenbrauen.
    »Weil«, so fuhr Jurado fort, »sie das Motiv, das wir bisher für die Ermordung Camerons unterstellten, völlig widerlegt.«
    »Wenn man einem logischen Gedanken folgt, muß man ihn weiterführen, gleichgültig, wohin er führt«, meinte ich.
    »Ganz richtig«, bestätigte Jurado trocken. »Wäre es Ihnen jetzt genehm, mit uns nach Medellin zurückzufahren? Die hiesige Polizei kann sich hier um alles weitere kümmern.«
    »Was wird aus Hockley?« fragte ich.
    »Wir werden ihn später entlassen. Wir erheben keine Anklage gegen ihn.«
    »Und Sharpies?«
    Maranilla lächelte. »Der Señor Sharpies wird seine Reise nach Medellin zum mindesten um einige Tage verschieben müssen.«
    »Und was wird aus mir?« fragte Bertha.
    Maranilla machte eine höfliche Verbeugung. »Es steht Ihnen jederzeit frei, abzureisen, verehrte Señora Cool. Falls Sie Ihr Gefährt etwas unbequem oder vielleicht auch zu teuer empfinden, soll es uns ein Vergnügen sein, Ihnen unseren Wagen für die Rückfahrt nach Medellin zur Verfügung zu stellen.«
    Bertha preßte grimmig die Lippen zusammen. »Ich habe den Kerl für die Hinund Rückfahrt bezahlt«, erwiderte sie. »Nun soll er mich auch zurückbringen.«

Neunzehntes Kapitel
    IN STÜCKE ZERRISSEN

    D ie Nacht war weder zu warm noch zu kühl. Milde Luft strich sanft und schmeichelnd über die Haut. Ich fühlte mich so wohl wie in einem lauwarmen Bad.
    Wir saßen im Unionklub und schlürften eisgekühlte Getränke. Ramon Jurado hielt es nicht länger für nötig, mir etwas vorzumachen. Er war jetzt in weißes Leinen gekleidet, aber seine Züge zeigten unverändert den bewegungslosen Gleichmut, der auf den ersten Blick wie Stumpfsinn erschien.
    Wir saßen in der Nähe des Schwimmbassins. Der von der ruhigen Wasseroberfläche zurückgespiegelte Mondschein überstrahlte die Sterne.
    Es ging schon auf Mitternacht, aber Bertha Cool hatte noch nichts von sich hören lassen. Ich hatte in ihrem Hotel Nachricht hinterlassen, wo ich sei, und sie aufgefordert, sich mit mir in Verbindung zu setzen, sobald sie ankäme.
    »Wie wäre es mit noch einem Drink?« schlug Maranilla vor.
    »Gern, aber den letzten«, stimmte ich zu.
    Maranilla winkte einem Kellner. Während er die Bestellung aufgab, näherte sich der Geschäftsführer des Klubs unserem Tisch. Er suchte Maranillas Blick, sagte auf englisch: »Entschuldigen Sie bitte«, und sprach dann mit Maranilla spanisch. Maranilla erhob sich sofort und bat, ihn kurz zu entschuldigen.
    Als der Kellner unsere Getränke brachte, war er

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