Ein schwarzer Vogel
heraus. »Er bot das Dreifache von dem, was der Auftrag wert war.«
Maranilla gebot ihr mit einer höflichen, aber deutlichen Handbewegung, zu schweigen. »Ich befasse mich jetzt mit den Gedanken von Señor Lam, wenn ich das sagen darf, ohne unhöflich zu erscheinen, Señora. Später werde ich auch an Sie einige Fragen richten.«
»Shirley Bruce war noch ein kleines Kind, als Cora Hendricks starb«, fuhr ich fort. »Ein Säugling. Es ist nachgewiesen, daß der gesamte Besitz den Treuhändern übergeben wurde. Nicht nur das gesamte Geld, die Grundstücke und sonstigen Werte, sondern auch der persönliche Besitz der Verstorbenen einschließlich aller Wertsachen. Unter diesen Umständen erhebt sich folgende Frage: wenn das Kollier Cora Hendricks gehört hatte und Shirley Bruce es bekam, wie und wann hat sie es erhalten?«
Maranillas Augen leuchteten vor Spannung. »Fahren Sie fort, Mr. Lam, fahren Sie bitte fort«, drängte er ungeduldig.
»Sharpies legte Wert darauf, daß ich mit ihm zusammen zu Cameron ging. Vielleicht wußte er, was er dort vorfinden würde. Er legte gleichfalls Wert darauf, daß ich mit ihm zu Shirley Bruce ging, und er wußte bestimmt im voraus, was sie sagen würde.«
»Bitte weiter«, drängte Maranilla wieder.
»Bei dem Tod Camerons gibt es verschiedene seltsame Umstände. Zunächst lag auf seinem Tisch eine Pistole, aus der ein Schuß abgefeuert worden war. Die Polizei glaubt, der Mörder wollte den Eindruck erwecken, daß Cameron auf ihn schoß, ehe er erstochen wurde. Damit wollte er vielleicht die Voraussetzung schaffen, später zu behaupten, er habe sich in Notwehr befunden. Oder die Polizei sollte zu der Annahme verleitet werden, der Mörder sei verwundet worden. Nach Beendigung ihrer Untersuchung glaubte die Polizei dann, der Mörder habe versucht, durch ein kleines Loch im Gebälk an der Decke der Veranda zu schießen, damit die Kugel vermißt werde. Tatsächlich streifte das Geschoß aber die Kante des Balkens. Der Einschuß war gerade deutlich genug, um erkennen zu lassen, wo die Kugel geblieben war.«
Maranilla sah zu Jurado hinüber und nickte fast unmerklich. Aber Jurado zuckte nicht einmal mit den Wimpern.
»Als die Polizei an Camerons Händen eine Paraffinprobe vornahm«, fuhr ich fort, »fand sie aber nicht die geringste Pulverspur. Er hatte also offensichtlich nicht geschossen. Sie schloß daraus, daß der Mörder den Schuß abgegeben haben mußte, denn bei der Untersuchung der Pistole wurde festgestellt, daß sie zur Zeit von Camerons Tod abgefeuert worden war.«
»Ausgezeichnet«, sagte Maranilla fast unhörbar. »Wie nützlich ist doch ein komplettes kriminaltechnisches Laboratorium. Aber fahren Sie fort, Señor Lam.«
»In dem Kollier, das bei Camerons Leiche gefunden wurde, waren keine Smaragde mehr. Die Steine waren aus den Fassungen herausgenommen worden. Zwei Smaragde fand die Polizei auf dem Tisch und sechs in dem Käfig einer Krähe. Das sind acht. Fünf weitere Smaragde wurden später in dem Abflußrohr des Waschbeckens entdeckt.«
Maranilla streckte die Hände aus und legte die Fingerspitzen aufeinander. »Das ist hochinteressant«, sagte er nachdenklich.
»Der Auftrag, den Sharpies mir erteilt hatte, erschien mir zu einfach. Von Anfang an hatte ich den Verdacht, daß die ganze Sache gestellt war. Denn erstens: wenn das Kollier Shirley Bruce gehörte und Sharpies von seinem Verkauf erfahren hatte, wäre er direkt zu Shirley Bruce gegangen. Zweitens: wenn Shirley Bruce in Verlegenheit gewesen wäre und Geld gebraucht hätte, wäre sie zu Harry Sharpies gegangen, und drittens: wenn sie das Smaragdkollier nur deswegen verkaufen wollte, weil sie sich an Smaragden sattgesehen hatte, wäre sie nicht zu Cameron gegangen, sondern hätte sich an Sharpies gewandt. Die ganze Geschichte war unlogisch.«
»Wir hatten Gründe, einen gewissen Peter Jarratt zu überwachen«, warf Maranilla ein. »Unsere Beamten interessierten sich auch für Shirley Bruce. Sie haben berichtet, daß sie von Ihnen entdeckt wurden, daß Sie ihnen aber entkamen. Danach setzten sie sich wieder auf die Spur von Peter Jarratt, kreuzten dabei aber wieder Ihren Weg. Können Sie uns erklären, wie das kam?«
»Das ist sehr einfach. Jarratt rief mich an und erzählte mir, daß das Kollier aus dem Besitz einer Phyllis Fabens stamme. Ich ging zu ihr und stellte fest, daß sie einen ähnlichen Schmuck besessen hatte, daß ihr Kollier aber mit Granaten und einem Rubin besetzt gewesen war. Zuerst
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