Ein schwarzer Vogel
beschlagnahmt wurden und sie eine Quittung dafür erhielt.«
»Sie haben meine Partnerin kennengelernt und können sich wohl vorstellen, daß sie nicht ruhig geblieben ist oder sich mehr als unvermeidlich gefallen ließ. Zweifellos hat sie alles gefordert, was sie nur fordern konnte. Aber die Polizisten verstanden kein Englisch. Jedenfalls nicht, wenn Bertha Cool etwas wollte. Sie konnten nur genug, um ihr zu sagen, was sie wollten.«
»Wenn man in Spanisch sprechende Länder reist, ist es gut, wenn man Spanisch kann oder wenigstens einen Dolmetscher bei sich hat.«
»Das habe ich auch gemerkt. Dennoch glaube ich, daß Murindo uns nicht so viel gesagt hätte, wenn ein Dolmetscher dabeigewesen wäre.«
»Und Sie haben keine Ahnung, worum es sich handelte?«
»Nein. Leider nicht.«
»Können Sie sich auch an keines seiner Worte erinnern?«
»Ich erinnere mich an madre.«
»Das ist das spanische Wort für Mutter. Erinnern Sie sich an weiteres?«
Ich schüttelte nachdenklich den Kopf. »Einen Moment. Ja, ein anderes Wort war kr-iah.«
»Kri-ah?«
»Ja. Die Betonung lag, glaube ich, auf der ersten Silbe. Ich erinnere mich, daß ich es niederschrieb.«
»Cria bedeutet Zucht. Oder auch einen Wurf Jungtiere«, erklärte Jurado.
»Ich habe natürlich nur phonetisch niedergeschrieben, was Murindo sagte, und bin nicht sicher, daß ich ihn immer richtig verstanden habe. Aber ich erinnere mich daran, daß ich kri-ah geschrieben habe.«
Jurado und Maranilla wechselten einen Blick. Plötzlich leuchtete Maranillas Gesicht auf. »Halt«, sagte er. »War kri-ah mit einem anderen Wort verbunden? War es vielleicht nur der Teil eines Ausdruckes, und hieß dieser Ausdruck ama de cria?«
»Richtig. Jetzt, da Sie es aussprechen, erinnere ich mich genau. Es war ama de cria.«
Jurado runzelte nachdenklich die Stirn. Ich blickte von ihm zu Maranilla, der mir erklärte: »Ama de cria ist die Bezeichnung für Amme.«
»Das hat mit Smaragdschmuggel nicht sehr viel zutun«, meinte Jurado fast zu sich selbst.
»Meine Herren, vielleicht werden Sie bei der Aufklärung des Unfalls nach Felipe Murindo Nachforschungen anstellen und sich insbesondere um seine Angehörigen kümmern.«
»Warum?« fragte Maranilla.
»Es ist merkwürdig, daß der Mann, der mit der Verwaltung der Mine betraut wurde, weder lesen noch schreiben konnte. Er konnte nicht einmal die gedruckten Worte in einem spanisch-englischen Lexikon lesen. Meiner Meinung nach muß er an dem Smaragdschmuggel beteiligt gewesen sein. Er muß derjenige gewesen sein, der die Steine geschürft und an Cameron abgeliefert hat. Infolgedessen muß er auch das Smaragdvorkommen entdeckt haben.«
»Warum glauben Sie das?« fragte Maranilla.
Ich lächelte. »Weil der Mann, der die Smaragde entdeckte, niemals seine Stellung aufgegeben hätte oder gar entlassen worden wäre. Darum erscheint es mir seltsam, daß die zwei Nachlaßverwalter, die häufig monatelang abwesend waren und natürlich wissen wollten, was in der Mine vor sich ging, mit der verantwortlichen Position des Verwalters einen Mann betrauten, der weder lesen noch schreiben konnte.«
»Das klingt zwar sehr überzeugend, aber das Gesamtbild wird dadurch noch unübersichtlicher.«
Plötzlich schnippte Ramón Jurado mit den Fingern und verriet damit unwillkürlich sein Triumphgefühl, weil ihm eine Erleuchtung gekommen war.
Maranilla schenkte Jurado kaum Beachtung, und es war ihm kein Zögern anzumerken, als er plötzlich das Thema wechselte und fast in der gleichen Tonlage weitersprach. »Wir wissen Ihre Unterstützung sehr zu schätzen, Señor Lam. Es steht Ihnen natürlich jederzeit frei, zu gehen, wenn Sie noch eine Verabredung mit Ihrer Partnerin haben. Wir wollen Sie nicht länger aufhalten.«
Sie erhoben sich beide sofort und schüttelten mir ernst und liebenswürdig die Hand. Ich verließ sie und ging zu meinem Hotel. Auf dem Weg durch die warme Nacht beschäftigte mich nur ein Gedanke: warum hatte Ramón Jurado mit den Fingern geschnippt? Ich hätte es zu gern gewußt.
Einundzwanzigstes Kapitel
MITTENDRIN IN DER TINTE
B ertha Cool hatte ihr Bad hinter sich. Sie trug einen leichten Morgenrock und Pantoffel. Der doppelte Whisky-Soda, der neben ihr stand, hatte sicher einiges zur Hebung ihrer Laune beigetragen.
Sie begrüßte mich mit der Frage: »Was kann nur mit den Notizen geschehen sein?«
»Und was ist mit Felipe Murindo geschehen?« fragte ich kurz zurück.
»Ist er verhaftet worden?«
»Neben seiner
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