Ein schwarzer Vogel
erstenmal, seit ich ihn gesehen hatte, zeigte Jurado, daß er nicht völlig aus Holz bestand. Er klatschte plötzlich in die Hände und rief: »Amigo! Wir haben es.«
Maranilla sagte etwas auf spanisch, und Jurado nickte. Sie standen beide auf und gingen zur Tür.
»Entschuldigen Sie uns«, rief Maranilla im Hinausgehen über die Schulter zurück. Und damit ließen sie uns mit dem stumpfsinnigen, verängstigten Verwalter in der dumpfen Hitze des Büros sitzen.
Achtzehntes Kapitel
WORTE OHNE SINN
D er Schall ihrer Schritte entfernte sich schnell von der Veranda. Bertha sah mich an, setzte an, etwas zu sagen, schwieg aber dann.
Wir saßen in der schwülen Stille, die nur durch das Summen der Fliegen unterbrochen wurde.
Plötzlich begann Felipe Murindo zu reden. Langsam und deutlich sprach er jedes einzelne Wort aus. Als er bemerkte, daß wir sein Spanisch nicht verstanden, wiederholte er seine Worte mehrmals. Seine Augen flehten um Verständnis.
»Wo ist denn dein spanisches Lexikon, Bertha?« fragte ich.
»Das ist kein Lexikon. Es ist nur ein Sprachführer und wird dir gar nichts nützen.«
Ich nahm ihr das Buch aus der Hand. Die letzten Seiten enthielten ein spanisch-englisches und englisch-spanisches Vokabularium, das ich aufschlug. Ich hielt es Murindo unter die Nase, fuhr mit dem Finger über die Spalten mit den spanischen Wörtern herunter, und aufmunternd lächelte ich ihn an.
Er schien mich nicht zu verstehen.
Mit dem Zeigefinger deutete ich auf einzelne Wörter, erst die spanischen, dann die englischen. Er begriff mich nicht.
Ich versuchte es auf eine andere Art und schlug das Wort Dolmetscher auf. Dann nahm ich seinen Zeigefinger, deutete erst auf das spanische Wort, dann auf das englische und wieder auf das spanische. Stirnrunzelnd sah er auf das Buch, schüttelte den Kopf und sagte dann etwas auf spanisch, was ich nicht verstand.
Ich machte einen letzten Versuch. Ich las die Silben vor, wie sie in dem Buch gedruckt waren: »In-tär-pree-tah.«
Jetzt begriff er. Aber er antwortete mit wilden Gesten und Ausrufen, die alle eindeutig seine nachdrückliche Ablehnung bekundeten, die er durch wildes Kopfschütteln noch unterstrich. »No, no, Madre de Dios, no!«
»Was soll denn das Gequassel?« forschte Bertha.
»Wir quasseln nicht. Ich habe ihm gesagt, er solle einen Dolmetscher holen, und du siehst ja, wie er reagiert.«
»Was wolltest du denn mit dem Buch?«
»Ich dachte, er könne uns die Worte einzeln aufschlagen, aber anscheinend kann der Bursche weder lesen noch schreiben.«
»Dann müssen wir eben mit ihm sprechen«, sagte Bertha. »Aber wie fangen wir das an?«
Ich blätterte wieder in dem Sprachführer und fand schließlich etwas, das ungefähr paßte. Es lautete: »Haben Sie bitte die Güte, sehr langsam zu sprechen.«
Langsam und deutlich las ich die Worte vor.
Murindo nickte und begann zu reden. Ich hatte Bleistift und Papier aus der Tasche gezogen und schrieb das, was er sagte, dem Klang der Laute entsprechend mit.
Als er fertig war, hatte ich zwei Blätter mit spanischen Notizen, für die ich meine eigene Orthographie benutzt hatte. Ich war überzeugt, daß ich die Worte jemandem, der Spanisch verstand, langsam und deutlich vorlesen konnte und er mir daraufhin das Wesentliche von dem, was Murindo erzählt hatte, übersetzen konnte. Ich glaubte sogar, daß ich selber dahinterkommen würde, sobald mir ein brauchbares spanisches Lexikon zur Verfügung stand.
Ich faltete die Papiere zusammen und steckte sie in die Tasche.
Murindo legte die Finger auf die Lippen zum Zeichen, daß wir darüber schweigen sollten.
Ich nickte, um ihm zu zeigen, daß ich ihn verstanden hatte.
Er streckte die rechte Hand aus und sagte: »Pesos, Dinero.«
Ich blätterte in Berthas Buch nach einem Wort für Geld oder Bezahlung. Schließlich fand ich etwas Passendes. Ich las es ihm langsam und deutlich vor. Beim erstenmal verstand er nicht, und ich mußte es zweimal wiederholen. Dann schien er befriedigt zu sein und nickte.
»Was hast du ihm denn gesagt?« wollte Bertha wissen.
»Ich sagte ihm, daß er dem Wert seiner Hilfe entsprechend bezahlt werden wird, wenn sich herausstellt, daß er die Wahrheit gesagt hat.«
»Um Himmels willen. Schmeißt du schon wieder Geld zum Fenster hinaus? Hat er uns denn irgend etwas Brauchbares gesagt?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Dann stelle es ja fest«, schnappte Bertha. »Laß mich das Zeug mal ansehen.«
Ich gab ihr meine Notizen. »Bitte, wenn du es
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