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Ein Sehnen Im Herzen

Ein Sehnen Im Herzen

Titel: Ein Sehnen Im Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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alles, worauf es ankam. Wenn ihr Glück anhielt, würde sie ihn nie wiedersehen.
    Was Emma durchaus recht war.
    Nur...
    Nur, dass es nicht stimmte. Sie hasste James Marbury nicht. Sie hatte es nach jenem Tag in seiner Bibliothek bei Gott versucht. Aber es war einfach unmöglich, einen Menschen zu hassen, der immer so nett zu ihr gewesen war wie er, als sie heranwuchs. Immer war James derjenige gewesen, der ihre Drachen aus den Bäumen befreit hatte, wenn sie sich in deren Asten verfangen hatten, oder ihr heimlich etwas Süßes gebracht hatte, wenn sie von ihrer Tante ohne Nachtisch ins Bett geschickt worden war. James, nicht Stuart, war es gewesen, zu dem sie mit Insektenstichen oder aufgeschlagenen Knien gelaufen war. James hatte immer Zeit für sie gehabt. Stuart hatte immer mit dem Kopf in einem Buch gesteckt.
    Aber genau das hatte ihn so anziehend gemacht. Stille Wasser sind tief, hieß es, und Emma hatte sich seit ihrem vierzehnten Lebensjahr angestrengt, dahinter zu kommen, was nötig war, um Stuart Chestertons Aufmerksamkeit zu erregen. Wie sich herausstellte, brauchte sie nur Interesse daran zu zeigen, was Stuart interessierte - den Armen zu helfen. Und dann war Stuart, wie sie zu ihrem Entzücken feststellte, stets bereit, seine Nase aus jedem Buch, in das er gerade vertieft war, zu nehmen, wann immer sie das Zimmer betrat.
    Penelope hatte natürlich nie begriffen, was Emma an Stuart so faszinierend fand. James sähe bei weitem besser aus, behauptete sie. Er machte auf der Tanzfläche eine bessere Figur und zog viele schmachtende Blicke auf sich, nicht nur von Penelope, sondern von fast allen Frauen, die ihn entdeckten.
    Aber nicht nur James Marburys Aussehen - von seinem Geldbeutel ganz zu schweigen - wurde von Penelope bewundert. Er war sehr gebildet und immer gut über das Tagesgeschehen informiert. Er las sogar beliebte Romane, etwas, das nicht viele Männer aus Emmas Bekanntenkreis in London taten. James konnte geistreich über die meisten Themen plaudern. Er war viel schneller mit einem Scherz zur Hand, als Stuart, der selten, wenn überhaupt je, versucht hatte, Humor zu zeigen. Für ihn gäbe es zu viel Elend auf der Welt, hatte Stuart einmal zu Emma gesagt, um so leichtfertig scherzen zu können, wie sein Cousin es gern tat. Es wäre ein Jammer, hatte er hinzugefügt, so viel Geld und Einfluss zu besitzen und beides nur für den persönlichen Komfort und Gewinn zu verwenden.
    Emma war dieser Charakterfehler, ehrlich gesagt, nie zuvor aufgefallen, aber sowie Stuart sie darauf hinwies, gelangte auch sie zu der Überzeugung, dass James' Prioritäten unbedingt in eine andere Richtung gelenkt werden sollten. Bei all seinem Reichtum - und er war einer der vermögendsten Männer Englands - spendete James Marbury nicht einmal der verdienstvollsten Sache auch nur einen Penny, wenn Emma sich nicht nachdrücklich dafür einsetzte. Er meinte, er habe für sein Geld hart gearbeitet, warum er es also weggeben sollte? Wenn die Armen so dringend Geld bräuchten, warum suchten sie sich nicht eine Stellung und verdienten ihr Geld, so wie er? Und dabei hatte er es nicht einmal nötig zu arbeiten. Das Vermögen der Marburys war schon immer beachtlich gewesen. Aber ein Mann, der nicht arbeitete, hatte James ihr mitgeteilt, wäre in seinen Augen kein Mann.
    Emmas Argument, dass es in London nicht genug Arbeit für alle Armen gäbe - das wusste sie von Stuart - und die Löhne häufig so schlecht wären, dass sie für Essen und Kleidung nicht ausreichten, konterte der Earl regelmäßig mit der Bemerkung, dass die Armen nicht so viele Kinder in die Welt setzen sollten, wenn sie nicht in der Lage waren, ihre Familien zu ernähren.
    Und daher dachte Emma nicht mehr gut von James, sondern hielt seine Einstellung für äußerst tadelnswert. Es wurde ein persönliches Anliegen für sie, dem Earl zu beweisen, wie falsch seine Ansichten waren. Wenn er ihr nur zugehört hätte, statt sie jedes Mal auszulachen! Dass sich James ihren Bemühungen, ihn zu bekehren, als absolut unzugänglich erwies, wurde für sie zu einer Quelle ständiger Frustration. Stuart behauptete, dass sie ihre Zeit verschwendete, und vielleicht hätte sie auf ihn hören sollen. Stuart kannte seinen Cousin schließlich am besten. Seltsamerweise - zumindest nach Emmas Meinung - wurde Stuart in seiner Zuneigung zu James nie wankend. Selbst nachdem James versucht hatte ihn umzubringen - na ja, vielleicht nicht direkt, aber er hatte ihn an jenem Tag fürchterlich

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