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Ein Sehnen Im Herzen

Ein Sehnen Im Herzen

Titel: Ein Sehnen Im Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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kalten Windstoß hereinließ.
    Die grausame Bemerkung, die Fiona eben noch auf der Zunge gelegen hatte, starb in dem Moment einen schnellen Tod, als sie sich umdrehte. Denn dort in der Tür, die er mit der Breite seiner Schultern beinahe ausfüllte, stand der Earl, um kein Haar weniger attraktiv als acht Stunden zuvor, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte.
    »Miss Bain«, sagte er mit einem höflichen Nicken zu Fiona. Dann glitten seine wunderbaren Augen an ihr vorbei - als wäre sie nicht, dachte sie empört, das hübscheste Mädchen im Raum, was sie ganz sicher war - und er sagte: »Emma, wenn du fertig bist, kann ich dich jetzt nach Hause bringen.«
    Mit welch männlicher Kraft diese Worte ausgesprochen wurden! Welchen Schauer sie über Fionas Rücken jagten! Wie sehr wünschte sie, ein großer, gut aussehender Graf käme in ihr Zimmer gestürmt, um ihr mitzuteilen, dass er sie nach Hause bringen würde! Ganz bestimmt würde sie nicht wie Emma reagieren, die über und über errötete.
    »Ich bin noch nicht ganz fertig damit«, sagte die junge Braut in höflich distanziertem Ton, der nichts von dem Elend verriet, das sich noch vor kurzem auf ihrem Gesicht und in ihrer Stimme gezeigt hatte, »die Aufsätze der Kinder zu korrigieren.«
    Statt die Bankreihe mit einem Fußtritt umzustoßen, was die meisten einheimischen Männer nach solch einer Antwort vermutlich getan hätten, wie Fiona sehr wohl wusste, schloss der Earl lediglich die Tür und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Füllung.
    »Dann warte ich eben«, sagte er mit einem kaum merklichen Hauch von Belustigung in der Stimme, »bis du ganz fertig bist.«
    Und Emma, statt so viel Verstand zu haben, die verdammten Tafeln wegzulegen und sich in die Arme des Earls zu werfen, wie Fiona es getan hätte, griff nach der nächsten Tafel und begutachtete sie.
    Das war, was die Ehrenwerte Fiona Bain anging, zu viel. Sie hatte Emma immer für dumm gehalten, allein schon deshalb, weil sie Stuart Chesterton geheiratet hatte. Stuart hatte zwar unleugbar gut ausgesehen, aber für Fionas Geschmack viel zu viel über Theologie geredet. Außerdem war er nur Kaplan gewesen. Welche vernünftige Frau heiratete schon einen Kaplan? Selbst Reverend Peck hatte gewartet, bis er eine eigene Pfarre bekam, bevor er die kratzbürstige, wenn auch hübsche Mrs. Peck heiratete.
    Jetzt aber hatte Emma das Riesenglück gehabt, einen Mann zu erwischen, der nicht nur umwerfend und noch dazu von Adel war, sondern auch völlig desinteressiert an Religion schien. Also wirklich, das Mädchen würde nie wieder einen Kissenbezug für den nächsten Kirchenbasar besticken müssen, wenn ihr nichts daran lag!
    Und wie benahm sie sich? Als wäre ihr Mann ein wahres Monster! Es war fast, als ob... nun ja, fast als ob das, was Mary herumerzählte, wahr wäre. Als hätten sich die beiden tatsächlich in einem früheren Lebensabschnitt gekannt. Nur dass sie, weit davon entfernt, Liebende zu sein...
    Feinde gewesen waren.
    Aber das war lächerlich, das wusste Fiona. Denn wer konnte etwas anderes als Bewunderung für den Earl von
    Denham empfinden, der exquisite buttergelbe Reithosen und sehr hohe Kragenspitzen trug und nicht mit verschliffe- nem schottischen Akzent sprach - wie sehr hasste Fiona ihren eigenen Akzent und wie viele Stunden hatte sie vor dem Spiegel daran gearbeitet, ihre Aussprache zu verbessern -, sondern mit den klar akzentuierten Lauten eines echten Engländers.
    Fiona konnte eine solche Verhöhnung der Gerechtigkeit nicht länger mit ansehen. Es brach ihr das Herz. Welch eine Verschwendung! Emma - die die Unverschämtheit besessen hatte, bei ihren Spaziergängen die Gesellschaft dieser gräss- lichen Clara McLellen ihrer eigenen vorzuziehen, wie Fiona sich voller Erbitterung erinnerte - durfte damit nicht durchkommen. Und wenn es überhaupt Gerechtigkeit auf dieser Welt gab, würde sie das auch nicht.
    »Nun«, sagte Fiona und hakte ihren Umhang wieder zu, »dann wünsche ich einen guten Abend, Lord und Lady Denham.« Die letzten Worte sprach sie mit einem boshaften Unterton aus.
    Lord Denham hielt ihr die Tür auf. Fiona ging an ihm vorbei in die milde Abendluft hinaus, wenn auch nicht ohne einen leisen Stich des Bedauerns. Denn als sie an ihm vorbeiging, fing sie den unverkennbaren Duft von Seife auf.
    Nein, so etwas, dachte sie bei sich, er badet sogar!
    Und ihre Eifersucht auf Emma Van Court Chesterton Marbury kannte keine Grenzen.

Hewlett-Packard
    Kapitel 19
    E in Glück

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