Ein Sehnen Im Herzen
»Wenn du in Ruhe darüber nachdenkst, wirst du einsehen, dass es die vernünftigste Vorgehensweise ist und...«
»Und wer kümmert sich um die Erziehung der Kinder, solange ich weg bin?«, wollte Emma wissen. Sie wusste nicht, ob es am Wein lag, dass sie einen klaren Kopf bekam, oder ob der anfängliche Schock darüber, in ein aufgeräumtes Cottage heimzukehren, allmählich nachließ. Aber auf einmal war sie wieder sie selbst.
Was sie nicht erriet, war, was James eigentlich im Schilde führte.
»Mir ist klar, was du für deine... äh, Kinder, wie du sie nennst, empfindest«, sagte James geduldig. »Deshalb mein Vorschlag, einen Lehrer - einen richtigen Lehrer - einzustellen, der sich in deiner Abwesenheit um sie kümmern kann.«
»Das kann Monate dauern«, sagte Emma. »Schließlich sind wir nicht gerade mit Bewerbungen überschüttet worden, seit der letzte Lehrer gestorben ist. Faires ist bei Akademikern nicht unbedingt beliebt. Und ich kann unmöglich fort von hier, bevor wir einen geeigneten Lehrer gefunden haben.«
In ihrem Inneren regte sich ein Gefühl, das, wie Emma fand, an Angst zu grenzen schien. Aber das war ausgeschlossen. Angst? Wovor sollte sie Angst haben? Vor ihm ganz bestimmt nicht. Und auch nicht vor London.
Nein. Es war keine Angst. Ganz und gar nicht. Es war nur Sorge um die Kinder. Sie brauchten sie. Sie hatten sonst niemanden.
»Du verstehst das nicht«, sagte sie beinahe verzweifelt. »Die Kinder brauchen diese Schule. Für viele von ihnen ist es die einzige Form von Anerkennung, die sie kennen, und...«
»Das ist mir bewusst«, sagte James. »Aus diesem Grund hat Roberts sich erboten, für dich einzuspringen, bis wir einen Ersatz finden.«
Roberts ließ den Löffel fallen, verriet aber sonst mit keinem Anzeichen, dass die Worte seines Herrn eine Ü berraschung für ihn waren. Stattdessen murmelte er: »Es wäre mir ein Vergnügen, Mylady« und ging einen neuen Löffel holen.
Emma sank benommen auf ihren Stuhl zurück. Nun, es hatte keinen Sinn, es länger zu leugnen. Sie hatte tatsächlich Angst. Und zwar nicht um die Kinder. Hatte James die leiseste Ahnung, was er von ihr verlangte? Nach London zurückgehen? Er konnte unmöglich wissen, was er sagte.
Oder doch? War all das ein Teil der Veränderung, die sich an ihm vollzogen hatte, war das der neue James, der den plötzlichen Drang verspürte, alles für sie in Ordnung zu bringen? Möglich war es.
Aber wenn dieser Plan beinhaltete, sie wieder mit ihrer Familie zu vereinen... nun, das würde er vergessen müssen. Das konnte Emma einfach nicht zulassen. Als sie und Stuart London vor einem Jahr verlassen hatten, war es mit dem festen Vorsatz geschehen, dass sie, die beide von ihren Familien verstoßen worden waren, niemals wieder zurückkommen würden. Höchstens dann, hatte Emma geschworen, wenn sie ihrer Familie beweisen konnte, dass sie sich geirrt hatte, dass ihre düsteren Prophezeiungen für ihre Ehe sich nicht bewahrheitet hatten. Sollte sie jemals nach London zurückkehren, das hatte sie sich gelobt, dann nur als glückliche Ehefrau eines Geistlichen mit einer eigenen Pfarrgemeinde... und sie hatte vorgehabt, mindestens ein halbes Dutzend Kinder im Schlepptau zu haben, um deutlich zu zeigen, wie glücklich ihr und Stuarts Eheleben war.
Nur würde sie jetzt als Witwe eines Kaplans zurückkehren - schlimmer noch, als kinderlose Witwe. Nein, noch schlimmer, als kinderlose Witwe, die den Cousin ihres Ehemannes geheiratet hatte... seinen sehr reichen und sehr angesehenen Cousin, genau der Typ Mann, den sie nach dem Wunsch ihrer Familie gleich hätte heiraten sollen. Der Typ Mann, an den sie nicht einmal im Traum als Ehemann gedacht hätte, da Emma immer verkündet hatte, sie würde nur aus Liebe heiraten und zwar einen Mann, der genauso wie sie entschlossen war, aus der Welt einen besseren Ort für die vom Glück Benachteiligten zu machen.
Was natürlich bedeutete, dass sie ihren Freunden und Verwandten unmöglich erklären konnte, warum sie James geheiratet hatte. Selbst wenn sie sagte, dass sie es nur getan hätte, um an das Geld heranzukommen, das ihr zustand - Geld, das sie auf jeden Fall für wohltätige Zwecke zu verwenden gedachte -, würden die anderen wissen wollen, woher das Geld stammte und warum Stuarts Mörder es für notwendig befunden hatte, das Geld ihr zu hinterlassen, was wiederum unweigerlich zu der unangenehmen Frage führen würde, warum Stuart überhaupt umgebracht worden war.
Und darüber wollte Emma
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