Ein Sehnen Im Herzen
erst ein Kind bekommen und kaum Zeit hatte, sich um die junge Frau des verstorbenen Kaplans zu kümmern - von Emma zurückgezogen... obwohl niemand seinem Kind tatsächlich untersagte, Mrs. Chestertons Schule zu besuchen, und einige Leute sogar offen mit den Fortschritten prahlten, die ihre Sprösslinge unter Emmas Anleitung machten.
Aber das war natürlich vor der Ankunft des gut aussehenden und ungeheuer reichen Earls von Denham gewesen, der Emma, wie es schien, nicht nur aus ihrer Zeit in London kannte, sondern noch dazu die Unverfrorenheit hatte, sie - und ihre zehntausend Pfund - vor den Nasen all ihrer braven schottischen Freier wegzuschnappen.
Welche andere Erklärung konnte es dafür geben, als dass Emma und Lord Denham früher ein Liebespaar gewesen, aber von einem grausamen Geschick auseinander gerissen worden waren, sodass eine völlig gebrochene Emma den armen, frommen Cousin des Earls geheiratet hatte und der Earl - das behauptete zumindest Mary, das Schankmädchen im Puffin Inn, das eine Schwäche für Liebesromane hatte - in die Arme eines Pariser Künstlermodells getrieben worden war? Erst jetzt hätte der Earl erfahren - behauptete zumindest die romantische Mary dass Emma frei war, und wäre sofort nach Faires gekommen, um sie heimzuführen. Was aus dem Pariser Modell geworden war, blieb ungeklärt.
Zur Abendbrotzeit hatte ein Großteil der Einwohnerschaft diese Erklärung für die höchst ungewöhnlichen Vorfälle des Tages akzeptiert - das heißt, mit Ausnahme von zwei Personen. Die erste war der Baron, der keine Sekunde glauben wollte, dass Emma einen anderen als ihn lieben könnte. Die zweite war seine Schwester, die nicht glauben wollte, dass James eine andere als sie lieben könnte.
Nicht etwa, dass die Bekanntschaft der Ehrenwerten Fiona Bain mit dem Earl von Denham länger als einen Tag zurückreichte. Aber immerhin war Fiona die selbst ernannte herrschende Schönheit von Faires. Ihre einzige Rivalin für diesen Titel war die Verlobte ihres Bruders gewesen, die jetzt glücklicherweise auf und davon war (dieses Flittchen!) und Emma, die mittlerweile eine verblühte Witwe geworden war, wie jeder, der Augen im Kopf hatte, sehen konnte. Fiona war sich ihres Ranges der schönsten Frau von Faires völlig sicher gewesen. Es ergab einfach keinen Sinn, dass eine so blendende Erscheinung wie der Earl von Denham sich in eine andere als sie verlieben könnte.
Also kochte Fiona innerlich vor Wut, als sie Marys Geschichte von den getrennten und wieder vereinten Liebenden hörte. Es war absolut unwahr, das wusste Fiona. Sie war bei der Hochzeit gewesen. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sehr es Emma widerstrebte, den Mann zu heiraten - durch und durch die dumme Gans, für die Fiona sie immer gehalten hatte. Hatte Fiona nicht ihr ganzes Leben lang, wie es schien, darauf gewartet, dass ein Mann wie James Marbury zu ihrer Tür hereinkam? Wie hatte sie sich in jenen ersten Augenblicken, als Lord Denham in ihrem Heim stand, ihre gemeinsame glückliche Zukunft ausgemalt, weit, weit weg von diesem elenden Land, in dem sie aufgewachsen war und das sie zu hassen gelernt hatte.
Sie warf sich schwungvoll ihr Cape um die Schultern und zerrte ungestüm an den Bändern ihrer Haube, nachdem sie von Mary gehört hatte, was sich alle im Ort erzählten. Emma Chesterton -' jetzt Lady Denham - war Fiona immer sehr eigenartig und exzentrisch vorgekommen. Denn hatte Mrs. Chesterton nicht Clara McLellen und nicht etwa Fiona zu ihrer Freundin gemacht, als sie nach Faires kam? Oder vielmehr Clara hatte Emma ausgewählt und Emma hatte sich nicht die geringste Mühe gegeben, dem Mädchen aus dem Weg zu gehen, wie Fiona selbst es immer, nach Möglichkeit getan hatte. Sicher, Clara war die Verlobte ihres Bruders. Aber sie hatte nicht einen Tropfen edles Blut in den Adern, wohingegen Fiona ihre Vorfahren bis ins vierzehnte Jahrhundert zurückverfolgen konnte.
Hatte sich Emma Chesterton deswegen auch nur im Geringsten für sie interessiert? Nicht die Spur. Wie oft hatte Fiona in allen möglichen Winkeln der Burg die beiden, Emma und Clara, dabei ertappt, getuschelte Vertraulichkeiten auszutauschen? Wie oft war sie den beiden bei ihren eigenen einsamen Spaziergängen begegnet und hatte beobachtete, wie aufmerksam Emma Claras Geplapper gelauscht hatte. Der Himmel mochte wissen, was Clara der Frau des Kaplans erzählt hatte. Wahrscheinlich, wie schlecht behandelt sie sich auf Castle MacCreigh fühlte und wie sehr sie Fiona
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