Ein Sehnen Im Herzen
müssen uns noch einmal in aller Ruhe unterhalten, du und ich.«
Emma starrte auf die Kartoffeln, die dampfend auf ihrem Teller lagen. Sie dufteten unglaublich.
»Es wird dir nicht gefallen, was ich zu sagen habe«, fuhr James fort, »aber ich muss es leider trotzdem ansprechen. Ich weiß, wie gern du mit deinen... äh, Kindern zusammen bist. Aber ich bin trotzdem der Meinung, dass eine kleine Unterbrechung in deiner Lehrtätigkeit angebracht wäre. Hör mich bitte erst an, bevor du etwas sagst.«
Emma hatte eigentlich nur »danke« sagen wollen, als James' Kammerdiener einen kleinen gegrillten Vogel auf ihren Teller legte. Das Wort erstarb ihr jedoch auf den Lippen, als sie die gebratene Taube anstarrte. Sie war perfekt zubereitet. Noch nie war es Emma gelungen, eine so köstliche Mahlzeit zu kochen.
»Wenn wir eine Annullierung durchsetzen wollen«, sagte James gerade, »wäre es von Vorteil, das in London zu tun. Dort ist mein Anwalt und er wird am besten wissen, wie man in einem Fall wie diesem vorgeht. Deine Unterschrift wird natürlich benötigt werden und es wird viel schneller gehen, wenn du die Dokumente persönlich mit ihm durchgehst, statt sie dir schicken zu lassen. Man stelle sich vor, sie würden verloren gehen! Ich habe nicht allzu viel Vertrauen in die Postverbindungen von hier zum Festland. Soweit ich weiß, kann das Wetter die Fähren manchmal wochenlang an der Überfahrt zur Küste hindern.«
Emma nickte, obwohl sie kaum zugehört hatte. Es schien, als hätte ihr Verstand aufgehört zu arbeiten. Statt sich auf das zu konzentrieren, was James sagte, erinnerte sie sich daran, dass Mrs. Peck Stuart und Emma bei ihrer Ankunft in Faires ihre eigene Putzfrau angeboten hatte - für die »grobe« Arbeit, wie sie es genannt hatte. Leider war Emma gezwungen gewesen, dieses Angebot abzulehnen. Sie hatte nicht genug Geld gehabt, um sich eine Haushaltshilfe leisten zu können. Außerdem wäre es gut für sie, hatte Stuart gemeint, ihr Wasser selbst aus dem Brunnen zu ziehen und ihr Feuerholz selbst zu zerkleinern. Ehrliche Arbeit, hatte er gemeint, würde sie beide Gott näher bringen.
Ob das zutraf, wusste Emma nicht. Sie wusste nur, dass es ihr Blasen an den Händen gebracht hatte.
Heute, dachte sie bei sich, ist vermutlich das erste Mal, dass ich mein Zuhause betrete und es von jemand anderem als mir selbst von oben bis unten gründlich geputzt worden ist.
»Mein Vorschlag ist«, fuhr James fort, »dass wir uns unverzüglich auf den Weg nach London machen. Morgen, um genau zu sein. Ich denke an einen Aufenthalt von mindestens drei Monaten. So lange wird es dauern, schätze ich, das Geld zu erhalten, das dir hinterlassen worden ist, und die Papiere aufzusetzen, die für eine Annullierung erforderlich sind. Aber wegen der Kinder brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich denke, es lässt sich leicht ein Lehrer finden, der in der Zwischenzeit... Emma?«
Emma riss ihren Blick von dem Essen los und richtete ihn auf James. »Mylord?«
James sah sie fragend an. »Ist alles in Ordnung?«
Emma gab sich einen Ruck, konnte aber nicht umhin, James anzustarren ... ihren Ehemann, wie sie sich in Erinnerung rief. Er war jetzt ihr Ehemann.
Aber nicht wirklich.
Und doch war es irgendwie schwer vorstellbar, wenn sie ihn jetzt anschaute und den Mund sah, der heute Morgen noch so besitzergreifend auf dem ihren gelegen hatte. Wer hätte gedacht, dass James Marbury so meisterhaft küssen konnte? Sicher, es hatte ihm nie an weiblicher Gesellschaft gemangelt, aber das hatte Emma immer seinem guten Aussehen und seinem dicken Bankkonto zugeschrieben. Wie hätte sie ahnen sollen, dass hinter der kühlen Fassade das Herz eines stürmischen Liebhabers schlug?
Aber vielleicht empfand sie es auch nur so, weil sie, wie Stuart häufig bemerkt hatte, eine so übermäßig körperbetonte Person war.
Allmählich nahmen die Worte, die von jenen Lippen gekommen waren - Lippen, die bei ihren eigenen eine so schockierende Reaktion hervorgerufen hatten -, in Emmas Kopf Gestalt und Form an. Nach London fahren. Er wollte, dass sie nach London fuhr.
Mit ihm.
Morgen.
»Nein, ganz und gar nicht!«, platzte Emma heraus, bevor sie die Worte zurückhalten konnte.
Roberts, der am Feuer stand, verharrte einen Moment lang mit dem Kochlöffel in der Luft, bevor er fortfuhr, den Inhalt des Topfes umzurühren, der über den Flammen köchelte. James, der ihr gegenübersaß, zog eine Augenbraue hoch.
»Also wirklich, Emma«, sagte er ruhig.
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