Ein Sehnen Im Herzen
für die Ehrenwerte Miss Bain, dass sie nicht zugegen war, als James eine halbe Stunde später Emma die Tür zu ihrem Cottage aufhielt, um sie eintreten zu lassen. Denn was Emma hinter dieser Tür empfing, hätte Miss Bains blaue Augen vor Neid grün werden lassen.
Emmas Cottage war wie verwandelt. Nein, das zerbrochene Limoges-Service war nicht ersetzt worden. Nicht einmal James Marbury, der so sehr daran gewöhnt war, dass seine Anweisungen befolgt wurden, konnte dem Porzellan befehlen, sich selbst zu reparieren.
Aber der Tisch, auf dem eine Leinendecke von so makellosem Weiß lag, dass Emma sofort wusste, dass sie noch nie benutzt worden war, war mit einem Service gedeckt, das vor Sauberkeit förmlich blitzte und auf dem das Emblem des Earls prangte: Teller und Schüsseln, Tassen und Untertassen, Vorlegeplatten und Kannen, alles aus cremefarbenem Porzellan und mit dem rotgoldenen Wappen der Denhams geschmückt. Das reich verzierte Silberbesteck auf den beiden Gedecken glänzte und kostbare Kristallgläser funkelten im Schein des Kaminfeuers. In einer Kristallkaraffe schimmerte rubinroter Wein, während frische Butterflocken darauf warteten, auf knusprige goldbraune Brötchen gestrichen zu werden, die warm und dampfend aus dem Backofen kamen.
Aber das war nicht alles. Nein, da war noch mehr, viel mehr. Die kupfernen Töpfe und Pfannen, die an Haken von den Dachbalken hingen, waren derart auf Hochglanz poliert, dass Emma sie beinahe nicht wiedererkannt hätte, so stumpf und angelaufen waren sie gewesen, als sie und Stuart sie gebraucht von Mrs. Peck gekauft hatten. Im Kamin flackerte ein munteres Feuer, ohne im Geringsten zu rauchen, was nur bedeuten konnte, dass irgendjemand - allerdings sicher nicht Lord Denham - etwas wegen des launischen Abzugs unternommen hatte. Und über diesem Feuer verbreitete der köchelnde Inhalt eines Topfes einen köstlichen Duft im Haus, der sich stark von dem üblichen Geruch nach feuchtem Hund unterschied.
Lord Denhams Kammerdiener, der behutsam im Topf rührte, blickte auf, als Emma hereinkam und legte den Kochlöffel beiseite. »Guten Abend, Lady Denham. Darf ich Ihnen den Umhang abnehmen?«
Emma, die kaum zu glauben wagte, was ihre Augen klar und deutlich sahen, blieb wie angewurzelt stehen. Das Ganze sollte ihr nicht merkwürdig vorkommen, das wusste sie. Schließlich war Lord Denham ein Mann, der gutes Essen und guten Wein zu schätzen wusste. Und das hier war schließlich ihr Hochzeitsmahl. Gerade an diesem Abend konnten sie wohl kaum getrennt speisen. Nicht, wenn sie hofften, Richter Reardon und dem Rest der Insel vormachen zu können, dass ihre Ehe länger halten würde als die Zeitspanne, die erforderlich war, damit Emma ihre zehntausend Pfund einstreichen konnte.
Aber die glänzenden Töpfe? Der gekehrte Rauchfang? Das feine Porzellan, das Lord Denham offensichtlich auf seinen Reisen mitnahm, es darüber hinaus aber noch über den holprigen Weg zu ihrem Cottage transportiert hatte?
Etwas Derartiges hatte sie nicht erwartet.
»W... was ...?«, stammelte sie. Das hier war einfach zu viel und sie wusste kaum, wie sie darauf reagieren sollte. Schließlich war Roberts da, den sie beinahe genauso la'ige kannte wie James, und rührte auf ihrer Feuerstelle in einem Topf, und dann war da noch James selbst, der gerade damit beschäftigt war, die Tür hinter sich zu schließen. James, der in guten oder schlechten Zeiten - in guten und in schlechten Zeiten, hatte Richter Reardon gesagt - ihr Ehemann sein wollte.
Aber James sagte nur: »Kinn hoch, Emma«, um geschickt die Bänder ihrer Haube aufzuknüpfen, sie dann von ihrem Kopf zu nehmen und mitsamt dem Umhang an Roberts weiterzureichen.
»Du musst sehr müde sein«, sagte Lord Denham, während er Emma, die keinen Protest erhob, zu dem Stuhl vor einem der Gedecke führte. »Setz dich und trink einen Schluck.«
Er reichte ihr eines der Kristallgläser, in das er ein wenig Wein aus der Karaffe gegossen hatte. Emma hob das Glas an ihre Lippen und trank, ohne den Wein wirklich zu schmecken, der, wie sie den Earl kannte, vermutlich ein erlesener und unanständig teurer Jahrgang war. Alles, was sie denken konnte, war: Die Töpfe und Pfannen! Der Abzug! Wie viel Zeit musste es sie gekostet haben! Denn James musste mitgeholfen haben. Roberts konnte das unmöglich alles allein geschafft haben.
»So, Emma«, sagte James, als sein Kammerdiener eine große Portion von Mrs. MacTavishs Kartoffelgratin auf den Teller vor Emma gab. »Wir
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