Ein sehr privater Verführer (Baccara) (German Edition)
darauf war es auch schon wieder vorbei. Enttäuscht ließ Gracie es zu, dass er sie in Richtung Flur schob.
„Ich könnte doch beim Abwasch helfen“, wandte sie ein.
„Geh ins Bett. Und bleib gefälligst dort.“
Einerseits bewunderte sie ihn für seine Selbstbeherrschung, andererseits war sie frustriert, denn obwohl sie wusste, dass es ein Fehler gewesen wäre, hätte sie nichts dagegen gehabt, sich vor dem Kamin mit ihm zu vergnügen.
Ihr schönes Zimmer kam ihr vor wie ein Gefängnis, und ihr seidenes Negligé fühlte sich an wie die Sünde. Zu dumm aber auch. Sie nahm eine Schmerztablette, weil Jacob es ihr geraten hatte, und wenig später fiel sie in einen erschöpften Schlaf.
7. KAPITEL
Schon beim ersten Schrei war Gareth hellwach. Nur Sekunden später stand er neben Gracies Bett. Im Bad brannte Licht, sodass er im halbdunklen Zimmer erkennen konnte, dass Gracie sich herumwälzte und sich in ihre Decke krallte, als kämpfe sie mit jemandem.
Sofort setzte er sich auf die Bettkante, doch als er die Decke wegziehen wollte, schrie sie im Schlaf auf: „Nein! Nein!“ Während er versuchte, sie zu beruhigen, schluchzte sie und schlug blindlings nach ihm.
„Alles ist gut, Gracie“, murmelte er. „Wach auf. Alles ist gut.“
Er sprach die Worte wie eine Beschwörungsformel, um sie sanft aus ihrem Albtraum zu holen. Endlich schlug sie die Augen auf, und weil sie zitterte, nahm er sie in die Arme. „Alles ist gut“, wiederholte er. „Du hast nur schlecht geträumt.“ Er streichelte ihr Haar. „Dir passiert nichts, Gracie.“
Sie schlang ihre Arme um ihn und legte ihren Kopf an seine Brust. Da erst bemerkte er das seidene Nichts von einem Nachthemd, und gegen seinen Willen stieg Verlangen in ihm auf.
Als ob sie es gespürt hätte, richtete sie sich auf und strich sich eine Locke aus dem Gesicht. „Mach bitte das Licht an“, bat sie leise.
Er gehorchte, und gleich darauf tauchte die Nachttischlampe das Zimmer in warmes, mildes Licht. „Willst du mir deinen Traum erzählen?“, fragte er.
Mit zitternden Lippen begann sie: „Ich bin durch die Nacht gerannt. Irgendetwas verfolgte mich. Ich wusste, wenn ich mein Haus finde, dann bin ich in Sicherheit. Aber jedes Mal, wenn ich eine Tür öffnete, war dahinter nur Leere.“
Liebevoll zog er sie an sich und nahm ihre Hand. „Dafür braucht man kein Psychologe sein, glaube ich. Du hast dich überanstrengt, Gracie. Es nützt nichts, etwas erzwingen zu wollen. Jacob hat gesagt, es kommt in Fragmenten oder ganz plötzlich auf einmal wieder zurück. Das kannst du nicht beeinflussen.“
„Aber ich habe solche Angst davor, dass du mich hasst, wenn ich herausfinde, weshalb ich hierhergekommen bin“, brach es aus ihr heraus.
Die Möglichkeit bestand, dessen war sich auch Gareth bewusst. Aber er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Nicht, wenn die Frau, die er in den Armen hielt, so zart und verführerisch war. „In ein paar Tagen bist du wieder zu Hause und siehst klarer. Bis dahin solltest du dich mit etwas anderem beschäftigen.“ Er hatte nicht vor, ihr zu sagen, dass er Detektive auf Edward Darlington, ihren Vater, angesetzt hatte.
Ein letztes Mal schluchzte sie, dann erwiderte sie mit einem zittrigen Lächeln: „Du hast gut reden. Dein Gehirn funktioniert, im Gegensatz zu meinem. Hattest du eigentlich schon geschlafen?“
„Es ist zwei Uhr morgens“, bemerkte er. „Klar habe ich geschlafen.“ Und besser geträumt als Gracie hatte er auch.
Ein Kälteschauer schüttelte sie, und er strich über ihre Arme, um sie zu wärmen. „Ist jetzt alles wieder gut?“
Sie sah zu ihm auf und wirkte ganz verloren. „Nein. Bleib bei mir. Bitte.“
Erschrocken hörte sich Gracie diese Worte sagen. War sie verrückt geworden? Oder war sie eine Frau, die mit jedem Mann ins Bett ging? Hatte der Gedächtnisverlust sie hemmungslos gemacht? Was Gareth über ihre Einladung dachte, konnte sie an seinem Gesichtsausdruck nicht erkennen.
Er stand auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Wenn du willst, setzte ich mich auf den Stuhl hier und warte, bis du eingeschlafen bist.“
„Und wenn dann die Albträume wiederkommen?“
„Ich habe seit elf Monaten nicht mehr mit einer Frau geschlafen“, erklärte er unumwunden.
„Warum?“
Ihre Frage schien ihn zu verblüffen. „Aus vielerlei Gründen. Ich nehme Frauen nicht mit hierher, sondern treffe mich mit ihnen irgendwo anders. Beim Tanzen. Oder ich gehe mit einer von ihnen nach Hause. Aber es
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