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Ein sehr privater Verführer (Baccara) (German Edition)

Ein sehr privater Verführer (Baccara) (German Edition)

Titel: Ein sehr privater Verführer (Baccara) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Maynard
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Kaminfeuer in der Bibliothek. Als er sah, was sie gerade tat, erstarrte er.
    „Was fällt dir ein?“, fuhr er sie an.
    Erschrocken blickte sie auf, und er erkannte, dass sie geweint hatte. „Ich hätte es nicht tun dürfen“, flüsterte sie.
    Eiskalt erwiderte er: „Das ist verdammt richtig.“
    Der Ton seiner Stimme ließ Gracie erbleichen. „Es tut mir so leid.“
    „Was? Dass du hier herumschnüffelst?“
    Ihre Lippen zitterten. „Das … das auch. Aber das mit deiner Mutter tut mir so leid, Gareth. Du warst doch noch ein Kind.“
    „Über meine Mutter rede ich nicht.“ Seit Gracie hier war, passierten ständig Dinge, die alte Wunden aufrissen. Darauf konnte er gern verzichten.
    „Es ist so lange her, aber du kommst einfach nicht drüber weg, richtig?“
    „Und du weißt alles über Erinnerungen, nicht wahr? Du mit deinem Gedächtnisverlust.“
    Sie zuckte zusammen, aber es kümmerte ihn nicht, dass er sie verletzt hatte.
    „Wer hat die Alben zusammengestellt?“, fragte sie mitfühlend.
    „Ich“, schnauzte er zurück. „Ich konnte nämlich damals schon lesen. Aber das hat niemanden interessiert. Die Zeitungen lagen überall herum, und ich habe alles aufgehoben. Auch die Bilder. Von zwei toten Frauen, jede von ihnen mit einem Loch im Kopf.“
    „Oh, mein Gott.“
    „Ein paar Blätter erfanden sogar Geschichten über Drogen und Affären. Ich war noch viel zu klein, um die Spreu vom Weizen zu trennen und glaubte alles.“
    Gracie sprang auf und ging zu ihm, doch er hob abwehrend eine Hand. „Monatelang hatte ich Schlafstörungen, bin nachts schreiend aufgewacht und habe nach meinem Vater gerufen. Aber es kam immer nur die Nanny. Mein Vater war vollkommen depressiv, unfähig, mit seiner Trauer und seinen Schuldgefühlen umzugehen.“
    „Schuldgefühle?“
    „Als Ehemann. Er hatte seine Frau nicht schützen können.“
    „Sie war einkaufen. Das tun Millionen amerikanische Frauen jeden Tag. Man kann sich nicht gegen alles schützen, Gareth.“
    „Doch. Wenn du genügend Geld besitzt, dann kannst du das. Jedenfalls haben mein Vater und mein Onkel danach beschlossen, genau dies zu tun. Wir wurden eingeschlossen, auf diesem Berg hier, und es vergingen Jahre, ehe es uns bewusst wurde. Da erst haben wir rebelliert.“
    Obwohl sich alles in ihm dagegen wehrte, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen, war da etwas in Gracies Blick, das ihn dazu gebracht hatte, sich zu öffnen. Zwar hasserfüllt und voller Zorn, aber ihm wurde klar, dass er wie ein Wasserfall geredet hatte.
    Um sich zu beruhigen, goss er sich ein Glas Whisky ein und genoss das scharfe Getränk, das in der Kehle brannte. „Bist du jetzt zufrieden?“, fragte er grob. Sie sah so zart und verletzbar aus, wie sie da barfuß vor ihm stand, und ihm wurde klar, dass Jacob recht hatte. Er durfte sie nicht mit nach Washington nehmen. Zu viel konnte geschehen. Vor allem aber durfte er sich nicht in sie verlieben. Um keinen Preis.
    „Nein, ich bin nicht zufrieden“, erwiderte sie sanft. „Ich wünschte, ich könnte etwas tun, damit du nicht mehr leidest.“
    „Du triffst den Punkt“, sagte er hart und kippte den Whisky auf einen Zug, obwohl er selten Alkohol trank. „Während du so tust, als ginge von deinem bisschen Amnesie die Welt unter, hätte ich die Welt darum gegeben, endlich vergessen zu können.“
    „Es muss entsetzlich gewesen sein.“
    Ihr Mitgefühl traf ihn bis ins Innerste. Er spürte, wie die Mauern wankten, die er um sich errichtet hatte.
    Wütend schleuderte er das Glas in den Kamin, hörte es zersplittern und sah den Schock in Gracies Augen. „Hau ab“, sagte er mühsam beherrscht. „Ich will dich hier nicht mehr sehen.“

9. KAPITEL
    Schluchzend und halb verrückt vor Verzweiflung stolperte Gracie durch den Wald. Sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie lief. Nur eines war klar: Sie musste weg hier! Im Tal würde sie Hilfe finden. Eine Polizeistation, freundliche Menschen …
    Stacheliges Unterholz zerkratzte ihre Waden. Schweiß rann über ihr Gesicht. Nachdem es aufgehört hatte zu regnen, war die Sonne herausgekommen und hatte den Wald in eine dampfende grüne Sauna verwandelt.
    Immer wieder rutschte Gracie auf dem schlüpfrigen Untergrund aus und fiel hin, was auf ihrer Hose braune Matschschlieren hinterließ. Als sie das nächste Mal ausglitt, verfing sich ihr Fuß in einer Wurzel.
    Mit einem Aufschrei ging sie zu Boden und kauerte sich zusammen. Der Fuß tat höllisch weh. Im gleichen Moment hörte sie

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