Ein sehr privater Verführer (Baccara) (German Edition)
und umarmte ihn. Er kam ihr keinen Millimeter entgegen, doch sie legte den Kopf an seine Brust. „Wenn du dich noch einmal entschuldigst, kriegst du eine Ohrfeige.“
Er grinste. „Das wäre aber eine drastische Maßnahme.“ Jetzt erst entspannte er sich und nahm sie in die Arme. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Gracie. Ich bin nicht verrückt. Ehrlich.“
Lächelnd löste sie sich von ihm. „Das hat auch niemand behauptet.“
„Wenn du willst, schmeiße ich die Alben weg.“
Hieß das, er vertraute ihrem Urteil? Wow, das war gewaltig. „Ich finde, sie sind da in dem Schrank gut aufgehoben“, meinte sie. „Soll ich sie für dich wieder einräumen?“
„Schon passiert“, erwiderte er und beantwortete sofort ihre unausgesprochene Frage: „Nein, ich habe nicht reingeschaut.“
„Denkst du nicht, dass du es heute verkraften würdest?“
„Schon, aber es ist nicht mehr wichtig. Meine Brüder, meine Cousins und ich, wir haben die Vergangenheit hinter uns gelassen.“
Vielleicht war es Zeit für sie, dasselbe zu tun? Sie nahm ihr Handy, drückte die Lautsprechtaste, und spielte die Mobilbox ihres Vaters ab. „Hör dir das an.“
„Sie haben die Mailbox von Edward Darlington erreicht, Eigentümer und Geschäftsführer der Darlington Gallery in Savannah, Georgia. Ich bin zurzeit nicht im Büro, und die Galerie ist geschlossen. Nächste Woche öffnen wir wieder. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton. – Oh, Gracie, wenn du das bist: Niemals aufgeben, Baby. Du schaffst es. Mach, dass ich stolz auf dich sein kann.“
Gareths Miene verdüsterte sich. „Ich gestehe, ich bin kein großer Fan deines Vaters.“
„Was könnte er wollen? Bist du vielleicht neben deiner Arbeit als Möbeldesigner auch Maler?“
„Nein.“ Einen Moment lang schien er zu überlegen, doch dann schüttelte er den Kopf. „Keine Ahnung, was er von mir will. Er besitzt eine Galerie. Vielleicht ist er ein Typ wie der Senator und glaubt, dass ein Auftritt von mir bei einer Vernissage den Umsatz ankurbelt.“
„Das ergibt aber keinen Sinn, wir kannten uns ja vorher überhaupt nicht. Meine Art, hier bei dir aufzutauchen, war alles andere als professionell. Vermutlich weiß mein Vater ganz genau, dass du grundsätzlich nein zu allem gesagt hättest.“
„Vielleicht dachte er, du würdest mich mit deinem Charme rumkriegen. Immerhin bist du ziemlich niedlich.“
„Wie bitte?“, protestierte sie.
Er überraschte sie mit einem heißen Kuss. „Männer sind schwach“, murmelte er und verteilte kleine Küsse auf ihrem Hals. „Wahrscheinlich ist dein Dad viel klüger, als wir glauben.“
Plötzlich kam ihr eine Idee. „Warte mal.“ Sie nahm ihr Handy. „Es gibt ein paar alte Nachrichten auf meiner Mailbox. Von Kunden. Könnte es sein, dass mein Vater dir irgendwas verkaufen wollte?“
„Was weiß ich?“, rief Gareth entnervt. „Ich wünschte, es wäre so. Aber wir werden es herausfinden, das verspreche ich dir.“
10. KAPITEL
Gracie erholte sich schnell. Drei Tage später schmerzte ihr Fußgelenk zwar noch, aber sie konnte es wieder normal gebrauchen. Ihr Kopf tat überhaupt nicht mehr weh, und all die Schrammen und blauen Flecken waren kaum noch sichtbar.
Auf Gareths Gesellschaft musste sie jedoch weitgehend verzichten. Er war meist in seiner Werkstatt und vermied es, Gracie zu begegnen. Wenn sie doch einmal zusammentrafen, war er schweigsam und mürrisch, als täte es ihm leid, sich ihr gegenüber geöffnet zu haben.
Immerhin aßen sie abends zusammen, doch auch da blieb Gareth reserviert und sprach nur das Nötigste. Nachdem sie einen Tag auf diese Weise verbracht hatte, zog sich Gracie zurück und tat so, als habe sie Gareth Wolff niemals nackt gesehen.
Ihre Zeit verbrachte sie damit, sich mittels Zeitungen, Zeitschriften und dem Internet über die Welt da draußen im Allgemeinen und ihr eigenes Leben im Besonderen zu informieren. Dabei fand sie heraus, dass es eine Webseite der Darlington-Galerie gab. Allerdings tauchte Gracies Name dort nirgends auf. Die Galerieräume kamen ihr vage bekannt vor, doch selbst das Foto mit dem Porträt ihres Vaters verschaffte ihr wenig Erkenntnis, nur ein gewisses Unbehagen.
Wenn sie Artikel über Savannah fand, die alte Stadt in den ehemaligen Südstaaten, blitzte manchmal so etwas wie Erinnerung auf, und sie war sicher, dass irgendwo in den verborgenen Tiefen ihres Gehirns alle Informationen schlummerten. Sie musste wohl einfach warten und Geduld
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