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Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek B. Miller
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Schläger?»
    «Tut mir leid, Sir, aber der Club ist nur für Mitglieder.»
    Sheldon zog die Brauen zusammen. «Sie sind der einzige Golfclub in der Stadt. Ich habe beim B&B gefragt. Dort hieß es, dass hier alle spielen können.»
    «Oh, nein, nein. Da haben die sich geirrt. Der Club ist nur für Mitglieder.»
    «Wie kann sich der Knabe geirrt haben? Er lebt hier und ist im Tourismusgeschäft.»
    Der Mann verwendete die alte Technik, sich taub zu stellen und die Frage nicht zu beantworten, in der Hoffnung, dem Gesprächspartner dadurch zu verstehen zu geben, dass die Unterhaltung sinnlos war. An Sheldon hatte man bei der Erfindung dieser Technik nicht gedacht.
    «Sie scheinen mich nicht gehört zu haben. Darf ich wiederholen, was ich gesagt habe: Wie kann der Typ sich geirrt haben? Er lebt hier und ist im Tourismusgeschäft.»
    «Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.»
    «Schön. Ich komme ziemlich oft hierher. Wie viel kostet eine Mitgliedschaft?»
    «Das ist sehr teuer. Und es gibt ein Aufnahmeverfahren. Sie müssen von einem Mitglied vorgeschlagen werden.»
    Mit einer theatralischen Geste, die aus einer griechischen Tragödie stammen könnte, blickte sich Sheldon nach Zeugen für diesen Irrsinn um.
    «Was ist denn das für eine Einstellung? Versuchen Sie, neue Mitglieder zu gewinnen oder zu verscheuchen?»
    Aus Gewohnheit, die oft stärker ist als das Bedürfnis zu lernen, versuchte es der Mann erneut mit derselben Technik, woraufhin Sheldon entschied, dass der Kerl wohl nicht ganz richtig tickte. Also verlegte er sich darauf, ganz langsam mit ihm zu sprechen. Wie mit Ausländern oder Haustieren.
    «Wollen Sie, dass Leute hier in Ihrem Club Mitglied werden, um auf Ihren grün glänzenden Rasenflächen mit kleinen weißen Bällen spielen zu können und anschließend in Ihrer Bar ein paar Bierchen zu zischen, oder wollen Sie das nicht?»
    «Mr.
Horowitz
», sagte er mit Betonung. «Sie haben sicher Verständnis. Und Sie brauchen nicht zu schreien. Machen Sie bitte keine Szene.»
    Sheldon, der immer noch nicht begriff, kniff die Augen zusammen, als er den Mann anstarrte. Dann, vielleicht um sich moralische Unterstützung zu holen oder sich das Antlitz der Normalität in Erinnerung zu rufen, blickte er auf seinen wohlgenährten zehnjährigen Sohn hinab. Und als er so zu seinem Sohn hinunterschaute, fiel sein Blick auf den goldenen Davidstern, den Mabels Schwester ihm letztes Jahr zu Hanukkah geschenkt hatte.
    Dann wandte sich Sheldon wieder an den Mann.
    «Wollen Sie sagen, Sie verkaufen mir keine Mitgliedschaft in Ihrem Country-Club, weil ich Jude bin?»
    Der Mann schaute nach links und rechts und zischelte dann: «Sir, bitte, Sie brauchen nicht ausfallend zu werden.»
    «Ausfallend?», brüllte Sheldon. «Ich bin US -Marine, Sie Würstchen. Ich möchte eine Runde Golf mit meinem Sohn spielen. Und Sie werden das jetzt
sofort
ermöglichen.»
    Aber dazu kam es nicht mehr. Ein Wachmann, deutlich größer als Sheldon und mit grimmigerem Gesichtsausdruck, kam auf sie zu.
    In diesem Augenblick sah Sheldon sich nach Saul um. Er hätte einfach gehen sollen. Er hätte akzeptieren sollen, dass die Welt nun mal groß war und der Wandel eben Zeit brauchte. Ganz ehrlich, er wollte nichts tun, was seinem Sohn Angst machen oder ihn womöglich sogar traumatisieren könnte. Er wollte nicht verhaftet werden und Mabel dadurch aufregen. Die Stimme der Vernunft war deutlich vernehmbar.
    Aber sie klang nicht überzeugend. Denn das, was er auf dem Gesicht seines Sohnes sah, war Scham. Und da fällte Sheldon, der nun mal kein Intellektueller war, seine Entscheidung. Er traf sie im Hinblick darauf, was ihm die am wenigsten peinliche Art der Erwiderung zu sein schien – angesichts dessen, was er war und wozu sein Sohn einmal werden sollte. Für Sheldon war die Linie, die von diesem Augenblick zu Sauls Tod in Vietnam führte, unabänderlich und eindeutig.
    Sobald der Wachmann in Reichweite war, machte Sheldon einen Satz nach vorn und verpasste dem Mann mit dem rechten Ellbogen einen Hieb auf den Unterkiefer, was ihn sofort zu Fall brachte. Zum Ausgleich schlug er dem anderen Typen die Nase ein und sah, wie er hinter dem Empfangstisch zusammensackte.
    Und dann nahm Sheldon Saul bei der Hand und führte ihn hinaus, ganz sicher, dass er
nicht
verfolgt werden würde und
keine
Scherereien mit der Polizei bekam. Das Einzige, was für einen Antisemiten schlimmer ist als ein Jude, ist, von einem Juden zusammengeschlagen zu werden. Je weniger Leute

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