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Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek B. Miller
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waren die Dinge damals etwas kompakter. Wie … bei den Wikingern. Wenn es heute noch Wikinger gäbe, und zwar in unterschiedlichen Ländern, hätten sie vermutlich Wikinger-Namen.»
    «Glauben Sie, es gab jüdische Wikinger?», fragt ihr Vorgesetzter.
    «Ich nehme an, wenn es jüdische Wikinger gegeben hätte, dann wüssten wir das mittlerweile.»
    «Sind die Palästinenser darin verstrickt?»
    «Worin?»
    «In den Mordfall.»
    Sigrid schaut zur Decke, sie hat die Augen jetzt offen, und hält nach Gottes rettender Hand Ausschau. Stattdessen erblickt sie dünne, alte, abblätternde Farbe.
    «Es sind keine Palästinenser in dieses Verbrechen verwickelt. Keine Israelis. Keine Araber. Nichts davon hat irgendwas mit dem Nahen Osten zu tun. Überhaupt nichts.»
    «Aber es sind Juden!»
    «Es gibt da einen einzigen, eigenbrötlerischen, alten, wahrscheinlich verwirrten und unzweifelhaft amerikanischen Juden. Der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, wenn ich das bemerken darf.»
    «Der Ihnen am Herzen liegt.»
    «Der uns allen am Herzen liegt, wie es scheint.»
    «Das geht über die Grenzen Oslos hinaus.»
    «Schon klar.»
    «Wenn Sie also Hilfe brauchen, melden Sie sich.»
    «Ich habe Ihre Nummer hier direkt vor mir liegen.»
    «Fangen Sie den Kerl, Sigrid.»
    «Ja, Chef.»
    Schließlich – und Sigrid kann nicht sagen, wann, denn sie hat nach ein paar Minuten die Orientierung verloren – endet das Gespräch.
    Sigrid reibt sich die Augen, während sie hinüber in den Hauptraum geht. So hat sie sich diesen Morgen nicht vorgestellt. Gestern ist sie spät zu Bett gegangen, nachdem sie sich irgendein Fertiggericht reingezogen hat. Morgens musste sie dann feststellen, dass nur noch entkoffeinierter Instantkaffee im Fach über dem Kühlschrank stand, sie hatte aber einfach nicht die Kraft gehabt, drei Häuserblocks bis zu United Bakeries zu laufen, um sich dort zehn Minuten für einen siebenundzwanzig Kronen teuren Becher sorgsam designten Kaffees anzustellen, der, wie ihr der rollkragenpullitragende Elite-
barista
einmal erklärte, nur deshalb lauwarm serviert wird, «weil er dann besser schmeckt».
    Versuchen Sie doch mal, Ihre Kunden entscheiden zu lassen, was ihnen besser schmeckt.
    Vielleicht war das aber auch genau der Morgen, den sie verdiente. Obwohl es jedem, der mit diesem Fall zu tun hat, glasklar ist, dass die Frau von dem Kosovaren ermordet wurde, gibt es im Augenblick keinerlei Beweise, was sehr ärgerlich ist. An der Tür ist ein Fußabdruck, aber es gibt keine Fingerabdrücke. Die Frau wurde mit einem Seil erwürgt, das allerdings fehlte. Die Mordwaffe ist weg, und niemand hat etwas gesehen. Es sei denn, jemand war im Schrank und hat etwas mitbekommen.
    Sigrid geht noch ein paar Schritte tiefer in den Raum, wo sie von den ganzen Kollegen ignoriert wird, die gerade alle überaus geschäftig und konzentriert tun.
    Das ist beruhigend, denn auf sie trifft nichts von beidem zu.
    Die Jagd auf den Killer ist natürlich im Gange, doch was Sigrid wirklich umtreibt, ist der Junge und vielleicht auch der alte Mann. Wenn der Junge im Schrank war und der Mörder sein eigener Vater, muss er irrsinnig traumatisiert sein. Am liebsten würde sie ihn in behördlicher Obhut sehen und dem Jugendamt übergeben, aber es gibt da ein zwar ziemlich unwahrscheinliches, aber dennoch nicht ganz zu vernachlässigendes Schlupfloch. Wenn wirklich keine Verbindung zwischen dem Vater des Jungen und dem Mord hergestellt werden kann, was sollte ihn dann davon abhalten, einfach reinspaziert zu kommen und nach dem Jungen zu verlangen?
    Es muss Mittel und Wege geben, das zu verhindern. Es ist noch früh, und sie hat kein Koffein in der Blutbahn, weshalb ihr auch nicht einfällt, wie sie dieses Schlupfloch stopfen soll. Es erstaunt sie noch immer, dass ihr Vater sich morgens nach dem Aufwachen erst mal einen
akevitt
genehmigte, bevor er in den Stall zum Melken ging oder anderen Pflichten nachkam. Er war nie ein starker Trinker, aber die Zeiten haben sich geändert. Die intellektuellen Osloer pfeifen auf diese Art von Männlichkeit, mit der man der Kälte und Dunkelheit eines nordischen Morgens begegnete. Wahrscheinlich haben sie sogar recht. Trinken ist ungesund und aus der Mode; wir alle müssen mittlerweile besser für uns sorgen.
    Oder wir sind vielleicht zu einer Weicheier-Nation verkommen.
    «He du», sagt sie zu einem jungen Polizisten, den sie noch nie gesehen hat.
    «Mats», sagt er, überrascht, dass sie ihn anspricht.
    «Bring mir

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