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Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek B. Miller
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keinen Fernseher haben und sich hier das Eishockeyspiel Russland gegen Finnland anschauen und bei ein paar Bierchen Wetten abschließen.
    Du kannst nicht wissen, was hinter der Tür ist. Und es bringt nichts, nur die Szenarien abzuwägen, die von deiner aktuellen Perspektive aus möglich erscheinen. Die Wirklichkeit speist sich aus allen Richtungen. Du kannst höchstens die Wahrscheinlichkeit abschätzen. Aber am Ende ist es keine Frage der logischen Herleitung. Es ist eine Frage der Tatsachen. Eine Kugel tötet dich, wenn du unvorsichtig bist oder Pech hast. Sei also zumindest nicht unvorsichtig.
    Hätte ihr Vater gesagt.
    Sigrid zieht das Funkgerät aus dem Gürtel und meldet den Einbruch. Sie tut dies sehr leise. Das Funkgerät knackt und verstummt schließlich.
    Sigrid presst das Ohr an die Tür und lauscht.
    Sie ist sich einfach nicht sicher. Ein paar Minuten steht sie vor der Tür, spielt mit Dingen an ihrem Dienstkoppel. Sie mochte es immer sehr, ihr Dienstkoppel. Obwohl ein ziemliches Gewicht dranhängt, liegt es angenehm auf den Hüften.
    Der Knopf an dem Knüppel rastet mit einem kecken Klicken ein. Die Handschellen klappern nicht, sondern sitzen fest in dem schwarzen Beutel. Alles ist klug durchdacht. Das sind die kleinen Dinge, die Menschen erfinden, um die Welt ein wenig besser zu machen, für die sie aber niemals ein Dankeschön erhalten.
    Besäße sie eine Schusswaffe, würde das die Balance durcheinanderbringen. Deshalb tragen Cowboys ihren Colt wohl am Oberschenkel.
    «Gut. Dann mal los.»
    Sigrid stößt die Tür weit auf, tritt aber nicht ein.
    Die Szenerie des Verbrechens ist ihr vertraut. In all den in kümmerlicher Rechtschreibung verfassten Berichten, die sie bekommen hat, wurde sie dargestellt. Dutzende Fotos hat sie gesehen und einen Rundgang per Video angeschaut, wie es seit kurzem üblich ist. Ein diensteifriger Auszubildender hat den Clip sogar in einem CAD -Programm aufbereitet, sodass man durch die virtuellen Räume gehen und sich Szenarien vorstellen kann.
    Dennoch hat sie die Wohnung noch nie selbst erkundet. Den Schauplatz des Mordes. Es gibt keine Erklärung dafür, weshalb wir Dinge anders einschätzen, wenn wir sie mit eigenen Augen sehen. Einmal war sie nach Florenz gereist. Sie schaute sich den David an, diese tausendmal auf Bildern gesehene Statue, und es machte sie sprachlos, als sie ihn endlich mit eigenen Augen sah.
    Der Boden besteht aus breiten dänischen Bohlen. Wände sind herausgenommen worden, um eine geräumige, zusammenhängende Wohnküche zu schaffen, stilvoll mit Edelstahl und Ahornholz ausgestattet. Es gibt einen gewaltigen amerikanischen Kühlschrank und eine Kochinsel mit einem Grill. Der Herd ist mit Erdgas betrieben, eine Seltenheit in Oslo, denn die Stadt verfügt über keine entsprechenden Leitungen. Lars muss wohl alle paar Monate eine neue blaue Kartusche besorgen.
    Sigrid geht nicht hinein. Stattdessen tritt sie bei geöffneter Tür einen Schritt zurück und blickt durch den Spalt an den Angeln hindurch, um zu sehen, ob da jemand mit einem Messer hinter der Tür steht.
    Sie schaut auf die Uhr. Acht Minuten lang hat sie im Hausflur gestanden. Müsste eigentlich reichen.
    Sigrid betritt den Raum. Sie hat das Gefühl, von einem Flüstern der Toten und der Verheißung einer Entdeckung angezogen zu werden.
    Sie zieht die Schuhe im Flur aus und tippt im Vorbeigehen rasch auf alle Lichtschalter, während sie den Raum im Blick behält. Er ist frisch und hell und scheint von Leuten bewohnt, die weltoffen und kosmopolitisch wirken. Und zugleich irgendwie fremd. Ein Weinregal mit etwa zwanzig Flaschen, die roten über den weißen gestapelt. Vier verschiedene Sorten Olivenöl stehen neben dem Herd. An einem magnetischen Metallstreifen neben der Spüle hängen diverse Küchenutensilien von IKEA und Spezialmesser aus Japan und Deutschland. Amerikanische Küchengeräte. In einer Schale türmen sich Äpfel, Birnen, Zitronen, außerdem ein paar bereits halb vertrocknete Limetten.
    Neben der Spüle steht ein
Penthouse
-Kaffeebecher, nicht ausgewaschen, der sichtlich schon oft benutzt wurde.
    Diese Wohnung ist viel größer als die darüber. Vielleicht hundertzwanzig Quadratmeter oder mehr. Rechts ist das Elternschlafzimmer, und zwischen diesem Durchgang und dem monumentalen Kühlschrank führt eine kleine Treppe in den Bereich, wo der alte Mann wohnt, und zu dem Schrank, in dem sie den Urinfleck fanden.
    Sie öffnet den Aktenordner und nimmt die Fotos heraus. Sie geht zu

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