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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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eine Zeitschrift auf Rupert Bairds Schreibtisch. Baird nahm es auf und knurrte, als er den verblichenen Druck sah.
    » Rabbit Punch ? Was ist das?«
    »Haben Sie das nicht abonniert? Wir haben unten sämtliche Ausgaben. Das ist die Hauszeitschrift von ARK.«
    »ARK?«
    »Das steht für Animal Rights Knights, die militanten Tierschützer.«
    Baird stöhnte. Sanft tätschelte er die Haare oben auf seinem Kopf, die die kahle Stelle darunter bedeckten, aber nicht verbergen konnten.
    »Wirklich?«
    »Allerdings. Das sind die, die 1992 drüben in Ness in die Nerzfarm eingebrochen sind. Sie haben die Nerze befreit.«
    Angeloglou zog die Akte zu Rate, die er in der Hand hielt.
    »Dreiundneunzig haben sie den Brandsatz im Supermarkt in Goldswan Green gelegt. Dann war nichts mehr bis zur Explosion in der Universität im letzten Jahr. Sie sind auch in einige der extremeren Protestaktionen wegen der Kälber verwickelt, in die direkten Aktionen gegen Farmer und Transportfirmen.«
    »So?«
    »Schauen Sie sich das an.«
    Angeloglou schlug die Zeitschrift in der Mitte auf, wo ein Artikel mit der roten Titelzeile »Schlächter des Monats«
    überschrieben war.
    »Ist das irgendwie von Bedeutung?«
    »Das ist eine der Dienstleistungen für ihre Leser. Sie drucken die Namen und Adressen von Leuten ab, die sie beschuldigen, Tiere zu quälen. Sehen Sie, hier steht Professor Ronald Maxwell vom Linnaeus-Institut. Er erforscht den Gesang der Vögel. Dazu benutzt er Vögel, die in Käfige gesperrt sind. Dr. Christopher Nicholson hat jungen Katzen die Augenlider zugenäht. Charles Patton führt die Pelzfirma seiner Familie. Und hier haben wir Leo Mackenzie, Firmenchef von Mackenzie und Carlow.«
    Baird griff nach der Zeitschrift.
    »Was soll er denn tun … getan haben, meine ich?«
    »Tierversuche, steht hier.«
    »Ach du Scheiße. Gut gemacht, Chris. Haben Sie das überprüft?«
    »Ja. In ihren Labors in Fulton arbeitet die Firma an einem Projekt, das teilweise vom Landwirtschaftsministerium finanziert wird. Es geht um Streß bei der Tierhaltung, hat man mir gesagt.«
    »Und was machen die da?«
    Angeloglou lächelte breit.
    »Das ist das Gute«, sagte er. »Zu den Untersuchungen gehört es, Schweinen Elektroschocks zu versetzen und verschiedene Verletzungen zuzufügen und dann ihre Reaktionen zu testen.
    Haben Sie je gesehen, wie ein Schwein geschlachtet wird?«
    »Nein.«
    »Sie schneiden ihm die Kehle durch. Überall Blut. Daraus machen sie Blutwurst.«
    »Ich kann Blutwurst nicht ausstehen«, sagte Baird und blätterte mehrere Seiten der Zeitschrift um. »Ich finde kein Datum. Wissen wir, wann das veröffentlicht wurde?«

    »Sie bekommen den Rabbit Punch nicht bei Ihrem örtlichen Zeitungshändler. Sein Erscheinen bezeichnet man wohl am besten als unregelmäßig, die Verteilung als lückenhaft. Wir haben uns dieses Exemplar vor sechs Wochen besorgt.«
    »Wurde Mackenzie davor gewarnt?«
    »Man hatte ihm davon erzählt«, sagte Angeloglou. »Aber das war nichts Neues. Wie mir seine Geschäftsleitung sagte, war er an derartige Dinge gewöhnt.«
    Baird runzelte konzentriert die Stirn.
    »Was wir jetzt brauchen, sind ein paar Namen. Wer war noch für die Aktionen dieser Tierfreunde zuständig? Mitchell, nicht?«
    »Ja, aber der hat im Augenblick in den West Midlands alle Hände voll zu tun. Ich habe mit Phil Carrier telefoniert, der sein DI war. Seit Monaten läuft er dort herum und sieht sich abgefackelte Scheunen und zerstörte Lastwagen an. Er wird uns ein paar Namen liefern.«
    »Gut«, sagte Baird, »dann mal ran an die Sache. Was gibt’s Neues über die Mackenzie-Tochter?«
    »Sie ist bei Bewußtsein. Außer Lebensgefahr.«
    »Irgendwelche Chancen, daß sie aussagt?«
    Angeloglou schüttelte den Kopf.
    »Im Augenblick nicht. Die Ärzte glauben, daß sie unter einem schweren Schock steht. Sie hat noch nichts gesagt. Außerdem, Sie erinnern sich, hatte man ihr die Augen verbunden. Ich würde mir davon vorerst nicht allzuviel versprechen.«

    1990 war Melissa Hollingdale noch Biologielehrerin an einer Gesamtschule und vollkommen unbescholten; nicht einmal einen unbezahlten Parkschein konnte man ihr zur Last legen.
    Inzwischen aber war sie ein häufiger Gast in den Vernehmungszimmern der Polizei, und auf dem Bildschirm rollte Seite um Seite ihre Akte ab. Chris Angeloglou saß hinter dem nur einseitig transparenten Spiegel und starrte die Frau mit dem unbewegten Gesicht an, die etwa Mitte Dreißig war. Ihr langes, dichtes dunkles Haar

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